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Um was geht's hier? Berichte und Photos von meinem Aiesec-Praktikum 2003 bei Vigorsoft in Baroda (Gujarat, Indien).
Die Photos finden sich unter dem links rechts.
Und wen mein ganzes Geschreibsel interessiert, der klickt auf die "archive"-links am rechten Rand oben; auf der Hauptseite erscheint nur der aktuelle Monat.

27 November 2003

[Donnerstag]
Gestern abend get-together bei fahad (einem der aiesecer), zum einen um ramzan ide zu feiern (anlass: eingebung des korans an den propheten, und gleichzeitig Ende des ramadan), zum anderen um aiesecer und trainees mal wieder zusammenzubringen. (kreta hat erwaehnt, dass es frueher viel ueblicher war, dass trainees und aiesecer was zusammen unternehmen, und das stimmt, gerade die nach mir gekommenen kennen ausser dem buddy, bei dem sie die ersten Tage wohnen, kaum jemand von den aiesecern. werden also sehen, dass wir die Leute wieder oefter zusammenbringen; heute zb kommen bei uns ein paar zum risiko-spielen vorbei).
Fuer indische Verhaeltnisse extrem luxurioese Wohnung, und richtig leckeres Essen.

Dabei auch Rink getroffen, neu angekommen aus Holland, und jetzt bei uns in der flat. Haette urspruenglich ausserhalb bei seiner Firma wohnen sollen, aber verstaendlicherweise wollte er das nicht, ist jetzt also kurzfristig bei uns gelandet. Ganz netter, lockerer Typ; war auch vor Indien schon mal fuer ein Praktikum in Indonesien, auch wenn ich den Eindruck habe dass er da etwas vewoehnter und luxurioeser gelebt hat als hier; schien erstmal geschockt von der wohnung und dem umstand, dass er kein eigenes Zimmer haben wird.
Gleich mal zwei grosse Holland-flaggen im Wohnzimmer aufgehaengt; kann mir jemand eine bayernfahne schicken? :)

Hab ich eigentlich schon mal unseren shitbag erwaehnt? Nachdem das indische Rohrsystem nicht dazu gedacht ist, mit klopapier zurechtzukommen, muessen wir das (benutzte!) Klopapier in einer Plastiktuete neben dem wc sammeln. Das ist so ziemlich das herausragenst schockierende feature unserer flat fuer neue flatmates.
Zitat francois (auf die Frage, ob man etwas von seinen Lebensmitteln nehmen kann): "Come on, we share a shitbag, we can share anything!"

Mein Roller funktioniert wieder; hab ihn mal wieder zu shyam motors geschoben (schaff die Strecke mittlerweile in zehn minuten, war ja oft genug da). Die haben nur einmal probiert, den Motor zu starten, dann das Fach links hinten gegenueber dem Motor aufgesperrt und einen kleinen Schalter am Rand umgelegt und mir erklaert, dass man damit die Elektrik ausschalten kann.
Kam mir natuerlich ganz schoen bloed vor, andererseits woher soll ich das bitte wissen, und der Schalter ist auch ideal platziert, um ihn beim Verstauen von einkauefen versehentlich umzulegen.
Fuehl mich mittlerweile im indischen Verkehr auch relativ wohl, R.C.Dutt Road zur rush hour ist nur noch nervig, nicht mehr panikausloesend.

Habs die Woche bis jetzt jeden Tag geschafft, um dreiviertel sieben aufzustehen und laufen zu gehen, bin stolz auf mich. Liegt aber nur daran, dass das Wasser zum Duschen mittlerweile ziemlich kuehl ist; wenn man nach drei Runden um den Block schwitzt ist's genau angenehm :)
Soll bis Ende Dezember noch richtig kuehl werden, bis auf fuenfzehn Grad kalt; hoert sich jetzt nicht nach Kaelte an, aber momentan ist es nur nachts kuehl, tagsueber konstant gegen dreissig Grad. Und nachdem wir kein waremes Wasser haben, es keine warme Kleidung zu kaufen gibt und die Fenster der Wohnung immer offen sind, ohne Fensterscheiben, kriegt man kuehle Temperaturen richtig mit.

Fuehl mich hier nicht mehr fremd, freu mich schon darauf, aus dem Alltag rauszukommen und wieder 'on the road' zu sein (erstmal ueber Weihnachten mit etlichen anderen trainees nach goa, muss zwar erst mal sehen, ob ich die woche frei nehmen kann, aber das muss einfach klappen).
Bei der Busfahrt ins dorf am wochenende hab ich mich daran erinnert, was es fure Erlebnis war, das erste mal mit einem public bus zu fahren (und das *ist* nuechtern betrachtet einfach spektakulaer), aber mittlerweile nimmt man halt den bus, um wohin zu kommmen, mit genauso wenig Aufsehen wie man mit dem Regensburger Stadtbus faehrt.
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[Mittwoch]
Hab mich gestern abend mit kreta (eine der aiesecerinnen) getroffen, um ueber ein paar Sachen zu reden. Meine auslaender-registrierung ist immer noch nicht durch, liegt bei der Regierung des Bundesstaats und kommt nicht vorwaerts, hab jetzt noch mal ein offizielles dokument bekommen, dass aiesec bei der indischen regierung registriert ist, mal sehen obs hilft.
Neue trainees kommen momentan keien, vor Weihnachten/Neujahr will anscheinend niemand abreisen, dafuer ist Johanna heute gefahren, schon wieder jemand, der noch vor mir da war und dem ich mich gut verstanden haben; sind momentan wieder eher weniger leute (ca fuenfzehn), und viele neue.
Ob's klappt mit an-die-uni-gehen muss ich mal sehen, keine wirklich klare Aussage bekommen, aber kreta hat versprochen, sie hoert sich mal um.
Bin dann relativ spaet heimgekommen, die anderen waren weg, um zugtickets zu kaufen und so, also seit langer zeit mal wieder einen abend allein zuhause, wirklich komisches Gefuehl.

Haben uns Risiko gekauft (das Brettspiel), war zwar teuer, weil importiert, aber ist ideal fuer Spielabende mit mehreren Leuten, und die meisten anderen Brettspiele, die sie bei crossword hatten sind entweder reine Kinderspiele oder sprach-basiert, mit fuenf Leuten mit vier verschiedenen Muttersprachen scrabble oder tabu spielen waere auch witzlos.

Haenge jetzt seit ein paar Tagen in der Arbeit im wesentlichen rum; lese mich halt in den bestehenden code der anwendung ein, was ja auch sein muss, und dabei lernt man ja auch was, aber eigentlich warte ich nur, bis mein chef mit dem "anforderungsdokument" fertig wird, damit ich mit dem neuen modul anfangen kann, das ich erstellen soll.

Aber ansonsten hab ich momentan ziemlich Spass; mein Aufenthalt hier laesst sich ziemlich gut nach Monaten in Phasen einteilen: im ersten monat ist alles neu und aufregend, aber auch hart, weil man halt von nichts weiss wie's laeuft; im zweiten Monat schlaegt dann der Alltag durch, wenn man das meiste kennt, aber noch nicht mag; im dritten Monat gewoehnt man sich mehr und mehr an das leben hier, und vieles wird einfach normal, und im vierten Monat faengt man an, es so richtig zu moegen oder zumindest normal zu finden. Im fuenften wird's dann, schaetz ich mal, fast schon langweilig, deshalb werd ich im letzten Monat auch rumreisen ;)
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Interessant, dass sich manche altbekannten Laender-klischees durchaus bestaetigen, und sich (zumindest unter der wohl nicht-repraesentativen Gruppe der aiesec-praktis) durchaus typische Gemeinsamkeiten zwischen den Leuten aus einem Land finden.
Tschechen zum Beispiel sind echt supernette Leute und gute Kumpels, Schweizer sind meistens eher steif und wirken manchmal arrogant (bis auf melanie), Skandinavier sind total offen, tolerant und direkt, Japanerinnen sind ziemlich ruhig und indirekt (bis auf tomomi) usw.

Versuch gerade, mich in der infradesk-anwendung zurechtzufinden. Das Ding ist *riesig*, mit dutzenden von java-klassenpackages, zig javascript-files, hunderten von jsp's, mehrere dutzend dateinen fuer css-klassendefinitionen, dtd's fuer die verwendeten xml-dateien, alles in allem (laut explorer) 1963 Dateien.
Ob es dazu irgendwelche Dokumentation gibt, welche Dateien wozu gut sind, was in welches Verzeichnis soll, wie die Anwendung strukturiert ist etc? Dumme Frage, natuerlich nicht.
Die java-Klassen sind ganz ordentlich kommentiert, mit kommentaren,die noch aus Zeiten stammen, als die Klasse noch Teil eines anderen Projekts war oder fuer andere Zwecke benutzt wurde, alles andere nicht, will heissen, abgesehen von dem bisschen, was marian, ranjan oder ich geschrieben haben sind saemtlich jsp's und javascripts hundert prozent frei von Kommentaren.
Zitat Ranjan: "you're reading the coding standadards? but nobody follows them anyway!"
Und fuer etliche Leute sind Einrueckungen nur Verschwendung von Leerzeichen. vigorsoft ist ein bisschen wie ein hidi-film, gerade wenn man glaubt, das kanns einfach nicht mehr geben werden neue Laecherlichkeitsgrenzen gesprengt.
Na ja, Marian hat mir jetzt erklaert, was er und Ranjan im aktuellen Modul gemacht haben, das geht dann so einigermassen.

Nochwas lustiges: alle neuen angestellten absolvieren einen psychotest, dessen ergebnisse dann zeigen, ob sie ins vorhandene team passen oder nicht. Dafuer haben die teamleiter kein recht, bei den Bewerbungsgespraechen dabei zu sein, und muessen nehmen, wen der chef sagt dass sie kriegen, der test sagt ja schliesslich, dass die bewerber passen...

Uff, gerade beim Mittagessen in einem wirklich feinen hotel, die ganze Firma auf Kosten des chefs, aus anlass des besuchs eines der us-kunden. Bin jetzt *wirklich* voll, hoffe das danach servierte Pan hilft auch wirklich bei der Verdauung (merkwuerdiges gruenes Blatt, gefaltet, darin betelnuss splitter, angeblich leicht anregend. Das ganze schmeckt sehr eigenwillig, bisschen suess, bisschen scharf, bisschen nach gruenem Blatt.
Da gibt's auch noch etliche Varianten, Mayur hat versprochen er geht mit uns mal alle ausprobieren bei seinem lieblings-panwallah.
Auf dem Weg dorthing durch die rush hour gekaempft, das heisst auf einer belebten Kreuzung schonmal im Zentimeterabstand zum Gegenverkehr zentimeterweise vorwaertskommen. Aber nachdem die Leute weniger aggressiv sind, und der Verkehr im allgemeinen viel langsamer als in deuschland einigt man sich dann doch immer guetlich, wer jetzt gerade Vorfahrt hat.

Jeroen, tomomi und philip sind gestern gefahren, mal wieder drei Leute, die ungefaehr zur gleichen Zeit gekommen sind wie ich und mit denen ich mich echt gut verstanden hab.
[Dienstag]

Am Wochenende haben die bei bhasha (eine der groesseren ngo's hier, beschaeftigen sich mit tribals ["ureinwohnern" = urspruenglich lebenden Stammeskulturen, die machen fast zehn prozent der bevoelkerung Indiens aus, werden aber nicht so richtig wahrgenommen, weil sie meist in kleinen, abgelegenen Doerfern wohnen, und werden aehnlich ignoriert/ausgegrenzt wie die unberuehrbaren Kasten {"dalits}]) arbeitenden trainees in ein dorf eingeladen, in dem bhasha eine art universitaet fuer triblals aufbaut, in dem sie ueber ihre eigene Kultur etc lernen, und eine praktische Ausbildung bekommen, um dann als Entwicklungshelfer bhasha als eigene Organisation zu uebernehmen. Samstag abends angekommen, in der Kantine (Holzhuette mit Boden aus gestampftem Lehm) gegessen (dhal und reis), dann am Lagerfeuer auf Matratzen uebernachtet.
Zwei der Leute von bhasha haben mit uns am Lagerfeuer geschlafen, nur falls die Tiger trotz Zaun doch reinkommen sollten, oder die Fledermaeuse im Baum ueber uns Stress machen.
Sonntag morgen gefruehstueckt (Reis), dann mit zwei jeeps (vorkriegsmodell marke "mahindra commander") durch die Landschaft gefahren, zu einem Dorf mit tribal bazaar, natuerlich als Auslaender mal wieder jede Menge Aufsehen erregt, zu einem kuenstler, der traditionelle tribal-pittora paintings malt, die illegale alkohol-produktion ist momentan leider eingestellt, haben wir deshalb nicht gesehen, dann bei einem Dammbau geholfen (in europa wuerde man das in einer Stunde mit einem Bagger machen, hier gibt es erstens keine Bagger, zweitens hat keiner das Geld dafuer, und drittens wuerde kein Bagger auf der Art von Strassen durchkommen, deshalb nimmt man halt dreissig Leute und eine Eimerkette), in einer Lehmhuette zu Mittag gegessen (dhal mit reis, was sonst, auf "tellern" aus zusammengehefteten Blaettern, die kann man dann als bidis rauchen, und Besteck oder Tisch gibt's nicht, spart also den Abwasch.
Mal was ganz anderes, aus der behueteten reichen Welt rauszukommen, in der ich mich sonst so bewege, als Bewohner eines guten Wohnviertels einer Grossstadt, Angestellter einer modernen Softwarefirma mit Verdienst weit ueber Landesdurchschnitt etc.
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[samstag]
gestern abend indean party in flamingo castle, diesmal waren wirklich alle praktis in indischen klamotten erschienen (hab also jede Menge Photos von in indischer kleidung merkwuerdig aussehenden europaeeren, ja, auch von mir in einer khurta). direkt davor waren wir noch bei mcdonalds beim essen; bin es ja gewohnt, angestarrt zu werden, aber mehr Aufmerksamkeit als mit einer grossen Gruppe Auslaender in indischer Kleidung unterwegs zu sein kann man eigentlich nicht mehr erregen.
Der neu angekommene italienische typ war auch da, hat mal geheissen,der kommt zu uns in die wohnung, ist aber ausserhalb in einem dorf. Vor vier Tagen angekommen, und ab morgen fuer vier Monate in einem Dorf, wo's genau einen anderen Mensschen gibt, der englisch spricht, keinen Strom, kein fliessendes Wasser etc. Viel Glueck, Junge, du wirst es brauchen.
Ausserdem dorotha aus Polen kennengelernt, sie war vor fuenf Jahren der erste aiesec-trainee ueberhaupt in baroda, damals anfangs noch alleine, und ist jetzt fuer zwei wochen zurueckgekommen, weil ihr damaliger aiesec-betreuer heiratet.
louise ist vorgestern mit ihrem bruder Anders (ja der heisst so, war auch recht amuesiert, als ich ihm erklaert habe, dass er sich in deutsch als "hallo, i am different" vorstellen kann) ziemlich erkaeltet aus dem norden zurueckgekommen. Fahren heute abend wieder, also gestern noch bis spaet nachts am Kuechentisch gesessen, Bier getrunken (alcohol permit sei Dank) und gequatscht.
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19 November 2003

[Freitag]
Gestern mit Jeroen getroffen,der hat meinen scooter angeschaut, konnte
aber auch nur bestaetigen,dass die Kupplung hin ist. und das Ding in eine
Werkstatt muss. Hab ihn also die Strasse runter zu einer "Werkstatt" (Mann
mit karren voller Werkzeug) geschoben. Der hatte aber schon zu, also
weiter zur Autowerkstatt nebenan, die haben ihn kurz angeschaut, konnten
aber nichts machen. Nach laengeren Verhandlungen (ich kann kein gujarati,
die Mechaniker waren sieben Leute, in typisch indischer Sprachverteilung,
will heissen fuenf koennen null englisch, einer ein paar Brocken, und
einer genug, um ihm klarzumachen, was ich will) haben sie dann einen
scooter mechanic angerufen, der hat ihn mitgenommen.
Heute mittag wieder hin, erstmal eine halbe Stunde Warten und
Verstaendnisschwierigkeiten, dann ist der Kumpel des Automechanikers
gekommen und hat mich auf dem Motorrad zur scooter-werkstatt gebracht. Der
hat dann gemeint, (zumindest soweit ich's verstanden hab) das hat er jetzt
voellig verschwitzt, ich soll abends wiederkommen.
[freitag abend: hab ihn wieder! Der Adrenalinstoss nach zehn minuten durch
den rush hour-verkehr heimfahren beseitigt jede Muedigkeit nach der Arbeit
:)]

Gestern abend in der Wohnung erstmal gekocht, gemuetlich gegessen, ein
Bier aufgemacht (neues Gesetz, man kann als Auslaender jetzt in manchen
hotels alkohol kaufen), gute Musik aufgelegt, und dann zu viert mehrere
Stunden die ganze flat geputzt,war echt noetig, die maids putzen nur den
Fussboden, und das nicht richtig.
Manche lange nicht mehr benutzte Schranktueren will man nicht wirklich
oeffnen, und wenn man ein altes Poster in der Kueche abmacht kanns schon
mal sein, dass man ein paar Kakerlaken ihrer Heimat beraubt. Jetzt ist die
Wohnung zumindest wieder auf schmutzigem europaeischem Standard.

[samstag nachmittag]
gerade hat in der arbeit niemand mehr so richtig was zu tun, die Sachen
fuer die Woche sind eigentlich fertig, und der teamleiter nicht da, also
testet man halt so halbherzig rum. Und hauptsaechlich quatschen ich,
marian, arindam und ranjan ueber die Verhaeltnisse in unseren Laendern.
Jetzt noch ein paar Stunden bis um sechs rumbringen, und dann ist
Wochenende und leaving party von philip, tomomi und johanna.

Indien spielt gerade cricket gegen new zealand, ranjan verfolgt das auf der
times of india -website, hab mir mitterweile genuegend
cricket-fachausdruecke erklaeren lassen, um tatsaechlich zu verstehen,
wie's steht (Stand nach 8 overs: 54 runs, run rate 5,8, 5 legbys, 3
wideouts, 0 leg before wicket). Sport ist in Indien fast gleichbedeutend mit Cricket,
auch wenn sich die Faszination mir noch nicht erschlossen hat. Kurzbeschreibung: Baseball fuer Exzentriker ;-)
Was mir bei Fernsehuebertragung auffaelt, ist, dass die Spieler bei allem Ernst immer sehr realaxt aussehen, kein Wunder, wenn ein Match schon mal ueber drei Tage geht, inklusive Mittags- und Teepause.

fun fact aus dem lonely planet: Wenn ein touristen-orientierter Inder
fragt, ob man zum ersten Mal in Indien ist, auf keinen Fall ja sagen, was
er eigentlich wissen will ist, ob man weiss wie's laeuft oder ein
harmloses lukratives greenhorn ist.

Unglaublich aber war, es gibt bei vigorsoft kein Anforderungsdokument fuer
die Anwendung, die wir entwickeln. (Zitat rohit: unfortunately it's not
with us) Von wem oder wie dann entschieden wird, wie was auszusehen hat
hab ich noch nicht rausgefunden, wahrscheinlich goettliche Eingebung oder
kosmische Hintergrundstrahlung.
Sowas wie einen Ueberblick ueber die Architektur, Verwendung von
existierenden Komponenten, Standards fuer Dateinamen, anzuwendende
Verfahren etc gibt's auch nicht.
Was es gibt sind "java coding standards", die hat aber wohl schon laenger
niemand angeschaut; sind eh nur von c++ uebernommene allgemeine Angaben.
Das einzige, was jeder macht, ist, ungarische Notation zu verwenden,
sprich jeden Variablennamen mit einer liste von abkuerzungen fuer typ und
gueltigkeitsbereich zu beginnen, fuehrt zu absolut un-im-kopf-behaltbaren
Bezeichnern wie x_i_btnButtonHandler; zum Ausgleich spart man dafuer
wieder an den Kommentaren, es gibt meistens keine, und damit mein ich
null, nada, niente.


Hab, glaub ich, den Punkt des abnehmenden Grenznutzens erreicht bezuegl
meines praktikums; hab viel von dem low-level technischen Sachen gelernt,
aber jetzt, wo's darum geht, konkret ein groesseres Projekt zu entwickeln,
hoert ihre Kompetenz eindeutig auf, und es macht keinen Spass, ohne
irgendwelchen klaren Aussagen im Chaos dahinzusschwimmen.
Ist auch nervig, staendig von mir aus mit "ich bin fertig, wo geht's
weiter, was ist geplant" kommen zu muessen, die grundsaetzliche attituede
ist eher, mich mal machen zu lassen, und momentan ist etwas der Stress
raus, wenn nicht gerade ne deadline ansteht, sind sie immer erstaunt, wenn
ich schon fertig bin, und ich muss drum betteln, neue Aufgaben zu kriegen
[und ich behaupte jetzt keineswegs, besonders produktiv zu sein, ganz im
gegenteil, wenn man den ganzen Tag im Buero sitzt schlafft man nachmittags
schon mal ab, und zwar massiv]
Dass ich Mitte Januar aufhoere statt Mitte Februar und laenger reise hab
ich fuer mich beschlossen, aber wenn mir was besseres einfallen wuerde,
wuerde ich auch sehr bald aufhoeren. Muss mal mit den aiesecern reden,
vielleicht kann ich in andere Unternehmen ein paar Tage reinschnuppern,
oder ein paar Kurse and er Uni als Gasthoerer belegen, von sowas haette
ich sicher mehr als von noch ein paar Wochen vigorsoft.
Aber frueher heimfahren will ich auf keinen Fall, dafuer hab ich heir
zuviel Spass, und dafuer ist Indien immer noch viel zu faszinierend.

Wochenende war richtig nett, am Samstag grosse Abschiedsparty fuer
Johanna, tomomi und philip, mal wieder nicht nur auf dem dach einer der
trainee flats, sondern bisschen ausserhalb in einem gemieteten farmhouse.
Gut, dass ich meinen Roller wieder repariert hatte, nachdem die autos mal
wieder knapp waren, um alle hinzutransportieren (gut zehn kilometer).
Indische Strassen bei Nacht sind durchaus aufregend, aber immerhin geht
mein Licht, das ist mehr als bei vielen anderen Verkehrsteilnehmern
[Preisfrage: Auf einer indischen Strasse kommt dir ein Licht entgegen, was
ist das? a) ein Motorrad b) ein Fahrrad c) ein Lastwage, bei dem nur ein
Scheinwerfer geht? Richtig ist natuerlich d) irgendwas der obigen
Antworten, und dazu noch beliebeig viele Fahrzeuge, Kuehe oder Affen
voellig ohne Licht]
Richtig nette Party, bis fuenf Uhr morgens, dann noch eine Wasserpfeife
geraucht und draussen auf einem Matratzenlager geschlafen.
Und hab Lale wieder getroffen, die ich (wie Sarah) auf dem
aiesec-vorbereitungsseminar kennengelernt hab, und die seit zwei Wochen
unglaublicherweise ein praktikum in ahmedabad macht.
Schoen, wieder neue Leute zu treffen, weil's natuerlich traurig ist, wenn
andere, mit denen man ein paar Wochen oder Monate kontakt hatte wieder
fahren. Nur Nadine und Carmel sind jetzt noch frueher gekommen als ich,
und dabei hab ich gar nicht das Gefuehl, lange hier zu sein.

Meine Amerika-Bewerbung ist jetzt fertig, und bei Josef zum abgeben, es
hat tatsaechlich geklappt, alle Unterlagen zusammenzukriegen, kann jetzt
nur noch hoffen und an die Entscheidungstraeger emails schreiben.
Hiermit nochmal ein herzliches Dankeschoen an alle, die mir dabei geholfen
haben; ohne support-team in der Heimat waer das unmoeglich gewesen.

email von olli bekommen, der mittlerweile seit ein paar Monaten in
colorado ist, haelt mich fuer positiv vollverrueckt, dass ich das hier
mache, und teilweise muss ich ihm schon zustimmen. Ist mir selber nicht so
aufgefallen, weil ich einen super Einstand hatte, aber dass robert und
sarah anfaenglich so gar nicht gluecklich waren laesst sich einen schon
wundern, dass es nicht mehr praktis gibt, die nach ein paar Tagen entsetzt
das naechste Flugzeug nach hause nehmen.
Aber einfach waer ja langweilig, und insgesamt gibt's hier viel zu viele
grossartige Erlebnisse, die leichte komfort- und vertrautheits-einbussen
locker wieder aufwiegen.

Die aiesecer scheinen momentan ziemlich den Ueberblick ueber ihre Praktis
verloren zu haben, hab neulich mal abends einen Anruf von Amit bekommen,
ob ich weiss, wo der neue schweizer Prakti abgeblieben ist, irgendjemand
haette den zu einer der flats fahren sollen.
Und wir in Nizampura sollen angeblich bald einen Italiener bekommen, aber
das hat auch nur francois zufaellig als Geruecht erfahren, mal sehen.

Mein scooter ist mal wieder kaputt; ist bisher zwar nie beim ersten
Versuch, aber doch immmer zuverlaessig angesprungen, aber gestern abend
hat er ich im Stich gelassen, hat vielleicht damit zu tun, dass die
Plastikabdeckung der zu den vorderen Blinkern fuehrenden Verkabelung
abgefallen ist.
Gestern noch mit philip eine spritztour unternommen, einfach eine Stunde
aus baroda rausgefahren, am strassenrand einen chai getrunken, meine beim
zu schnellen ueberfahren eines speed bumps (die sind zahlreich, krass und
unangekuendigt) gebrochene Sitz-Federung reparieren lassen und wieder
zurueckgefahren. Macht einfach Spass, mit Sonnenschein und 150 kubik durch
die Landschaft zu touren.
Mit Lastern legt man sich dabei beser nicht an, merke: 1) je groesser,
desto Vorfahrt und 2) jede Spur ist immer so breit, wie gerade Fahrzeuge
aus der entsprechenden Richtung kommen
Das gilt auch fuer Kreisverkehre, die sind nicht wie in deutschland mit
klarer 'wer im kreisverkehr ist, hat Vorfahrt gegenueber denen, die
reinfahren'-Regelung, sondern eher wie eine Kreuzung, bei der alle
gleichzeitig Vorfahrt haben und deshalb flexibel aushandeln, wer jetzt wen
vorbeilaesst.

Sonntags in der galaxy-flat vorbeigefahren, wollte eigentlich philip
treffen, war aber gerade nur annemarie da, die ist erst vor zwei wochen
angekommen, und mit mayoko, die auch gerade erst angekommen ist, und
christian, der zwar schon vier wochen da ist, aber die meiste Zeit auf
Reisen war, in eine flat gesteckt worden; ohne einen erfahrenen trainee,
nachdem frauke momentan in kalkutta auf einer aeisec-konferenz ist. Sowas
ist eigentlich voellig unmoeglich, weil man ohne "aeltere" trainees
anfangs einfach verloren ist, schliesslich ist die betreuung der aiesecer
nicht gerade perfekt. Aber "zum Glueck" sind die la casa
rausgeschmissenenn ja gegenueber in flamingo catle eingezogen.
Annemarie hat nen ziemlich relaxten job, arbeitet von zehn bis zwei, und
dann geht sie ins buero, manchmal zum arbeiten, meistens zum quatschen,
und manchmal gar nicht. na ja, dafuer verdient sie auch gar nichts, aber
die Geisteswissenschaftler hatten schon immer die bequemeren Arbeitszeiten
:) Die Hollaender haben uebrigens auch diese Salz-Lakritze, aber im
Unterschied zur daenischen ist sie geniessbar und relativ lecker.
Dann noch in Ellora five vorbei und meine suessigkeiten abgeholt, die wir
von vigorsoft zu divali bekommen haben; indische sweets sind meistens
fettig und pappsuess, und nicht sehr lecker, aber die sind gut, wie
marzipan, nur mit cashew statt mandeln, und mit merkwuerdiger, aber
angeblich bekoemmlicher und essbarer silberfolie drauf.

[mittwoch]
hatte meinen scooter nochmal in der werkstatt, wegen abgefallener frontplatte (wo die blinker etc drauf sind), aber jetzt funktionieren beide bremsen und vorder- und ruecklicht, glaube das duerfte in indien einzigartig sein...

13 November 2003

Mal wieder

ETLICHE NEUE PHOTOS

vom ausflug nach diu, und der zweiten Haelfte meiner Divali-Trips nach Ujjain, Delhi und Agra

Mittwoch

Sonntags ein extrem gemuetliches Fruehstueck auf dem Dach: Louise hat
Kartoffelpuffer gebraten, Gery ist vorbeigekommen (mal wieder ein paar
Woerter Hindi von ihm gelernt), und wir sind bis mittags in der Sonne
gesessen und haben gequatscht.
Um zehn hat atul angerufen (gerrys chef und boss von vigorsoft) und hat ihn fuer zwei zu einer Konferenz
gerufen (vier stunden vorher. am Wochenende. ohne dringenden Grund). gerry ist
natuerlich gefahren, und natuerlich war atul nicht da, hat also zwei stunden
auf ihn gewartet und ist dann wieder heimgefahren.

Schlag mich jetzt seit ein paar Tagen mit den html-prototypen rum, das
heisst mehrfach tief verschachtelte tabellen-layouts und vollkommen
kommentarfreie undokumentierte javascripts, erzeugt von println-statements
eines servlets.
sowas zu debuggen macht wirklich keinen spass.
Dazu die vigorsoft-philosophie von "ich sag dir nicht, wie ich's haben will, weil ich's selber nicht so genau weiss, lass
dich einfach mal machen, und dann noch dreimal umschmeissen, weil ich's
doch anders wollte, und wenn du mit allen Aenderungen fertig bist, erzaehl
ich dir, dass die Haelfte davon unnoetig war" und ich hatte heute echt die
Schnauze voll.

Mein Roller hat mich gestern auf dem heimweg von der arbeit verlassen;
motor startet zwar, aber die Kupplung ist futsch, sobald ich mit gezogener
Kupplung den ersten Gang einleg springt er nach vorn und geht aus als ob
ich die Kupplung zu schnell losgelassen haette.
Ist wohl keine teure Reparatur, wohl nur ein Seilzug oder sowas, aber
extrem laestig; muss eine Werkstatt finden, meine Mittagspause opfern, um
das ding da hinzuschieben, hoffen, dass die englisch koennen, falls nicht
mit haenden und fuessen erklaeren, was ich von repariert haben will,etc.

louise ist gestern abend gefahren, nach delhi um ihren bruder abzuholen
und dann mit ihm rumzureisen.
Geht total ab, ist einfach nicht schoen, alleine aufstehen, fruehstuecken
und zur arbeit fahren zu muessen, niemand mehr zum quatschen und
verrueckte emails schreiben in der arbeit usw.

nu ja, ist hier wohl so, man kommt leuten schnell nahe, aber man weiss
halt auch, dass es immer nur fuer ein paar wochen oder monate ist. Konnte
mir vorher nicht vorstellen, in einer wg ohne eigenes Zimmer,
Privatsphaere etc zu wohnen; mittlerweile kann ich mir wirklich nicht mehr
vorstellen, nach meiner Rueckkehr nach deuschland wieder alleine zu wohnen.

Donnerstag

Gestern abend bei hassan einen hindi movie angeschaut, na ja, man muss die
dialoge nicht verstehen, um spass zu haben, hindi movies sind einfach
immer lustig. Dieses (mil chantta hai) war extrem unindisch, die leute haengen staendig in discos rum,
fahren mit dem mercedes-cabrio nach goa, wohnen in schicken grossen
sauberen haeusern etc Und natuerlich jede menge laecherliche
sing-und-tanz-szenen.

Christian hat neulich angerufen (fuer 1,40 Euro pro Minute, das sind echte
Freunde :) ). Haben darueber geredet, ob oder inwiefern ich mich hier
zuhause fuehle.
Ja und Nein, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht mal das Gefuehl habe
von "wow, vor kurzem haett ich mir nicht vorstellen koenne, sowas mal zu
machen, und jetzt bist du hier, und schon kommt dir alles voellig normal
vor", aber auch kein Tag, an dem ich nicht mal an europaeische
Annehmlichkeiten und Gewohnheiten denke.
Aber ich glaube auch, dass ich mir, wenn ich wieder in deutschland bin, erstmal
denken werde, dass ich zurueck ins "vertraute" indien will...


Gesundheitlich geht's mir endlich mal wieder richtig gut; seitdem ich
aufgehoert habe, das Wasser in der firma und zuhause vom vermieter zu
trinken, das aus der Leitung durch einen Filter laeuft (ist dann zwar wohl
schon sicher, aber schmeckt etwas nach chlor), und nur noch abgepacktes
Mineralwasser trinke (wir haben zuhause seit neuestem einen Wasserspender
mit zwanzig-liter-tank, unsere Wohnung wird wirklich jeden Monat
luxurioeser) hab ich keine Magenprobleme mehr, und auch meine Grippe bin
ich los, seitdem die Aussentemperaturen kuehler sind und die klimaanlage im
buero nicht mehr ganz so extrem eingestellt ist.
Noch leichten Husten, aber das liegt wohl an der luftverschmutzung, die
ich in delhi abgekriegt habe, wird mittlerweile auch besser.
Die Maedels klagen alle, dass ihnen wohl aufgrund irgendwelcher
umweltverschmutzenden chemikalien in luft/boden/wasser/whatever massiv
Haare ausfallen, die Jungs merkens wohl nur nicht aufgrund kuerzerer Haare.

Gerade auf Spiegel online was vom Weihnachtsgeschaeft gelesen, komische
Vorstellung, es ist Sommer hier, zumindest vom Wetter und Gefuehl her.
(okay, es ist mittlerweile deutlich kuehler als noch im August, aber das
entspricht dann einem angenehmen deutschen Somer)

Die letzten zwei Tage extremen Stress gehabt, jetzt (halb fuenf) sitz ich
noch eine gute Stunde bis Feierabend rum, und les aus Mangel an
Beschaeftigung Dreamweaver-dokumentation, waehrend Arindam meine
html-prototypen checkt.
Da gaebe es jede Menge features, um genau das was an vigorsoft nervt
besser zu machen, zum beispiel file checkout,um zu verhindern, dass man
gleichzeitig an der gleichen Datei arbeitet, templates zur Vorgabe eines
layouts statt eines "mach einfach mal, und schau dir die datei x als
beispiel an", div-layers statt verschachtelter tabellen,...
Nu ja, im gegensatz zu gestern, wo ich kurz davor war, das handtuch zu werfen, wars heute ganz okay.



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10 November 2003

Wohoo!!! Bin noch voll auf einem Extremschub Adrenalin!
Gerade (endlich) meinen scooter von la casa abgeholt.
Macht wahnsinnig spass, aber indian traffic ist auf einem scooter nochmal ein gutes stueck nervenaufreibender als als Fussgaenger.

Bin erstmal nur ein paar Meter weit gekommen, aber zum Glueck gerade an einer Motorradwerkstatt vorbeigekommen, die haben mir dann verklickert, dass es so was wie eine Benzinanzeige nicht gibt, wenn der Tank leer ist, merkt man das genau daran, dass man nicht mehr weit kommt, dann schaltet man auf Reserve und faehrt zur Tankstelle.
Tacho geht uebrigens auch nicht (geht bei absolut keinem indischen Motorrad), Blinker hab ich noch nicht ausprobiert, braucht man aber auch nicht, dafuer geht die Hupe, die ist wichtig.
Francois hat auf der strasse ein kleines Mofa gekauft, und Sarah kriegt den Scooter ihrer Chefin, Nizampura ist jetzt also voll mobil!

Anonsten heute genossen, mal wieder zwei Tage Wochenende zu haben; auf dem Dach ausfuehrlich gefruehstueckt und gequatscht.

09 November 2003

Mal wieder

NEUE PHOTOS



Hab leider die schoene Uebersichts-seite vergessen, in der arbeit hochzuftpen, und keine lust, jetzt im internetcafe mehr alf fuenf minuten aufs basteln eines ersatzes zu verwenden, deshalb diesmal nur simple einstiegsseite, aber was solls, sind eh nurn paar photos von leuten

die richtig schoenen photos von delhi und agra kommen dann naechste woche oder so
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Mal wieder

NEUE PHOTOS



Hab leider die schoene Uebersichts-seite vergessen, in der arbeit hochzuftpen, und keine lust, jetzt im internetcafe mehr alf fuenf minuten aufs basteln eines ersatzes zu verwenden, deshalb diesmal nur simple einstiegsseite, aber was solls, sind eh nurn paar photos von leuten

die richtig schoenen photos von delhi und agra kommen dann naechste woche oder so
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Weiss jetzt, warum infradesk in struts umgesetzt wird: weil das der us-kunde so wuenscht! Mehr muss man anscheinend nicht wissen.
Und weil auch inteq (der us-auftraggeber) anscheinend gemerkt hat, dass das projektmanagement planlos und der entwicklungsprozess nichtvorhanden ist, werden alle formulare, dialogboxen etc erstmal als purer html/javascript-prototyp nachgebaut, das wird dann nach Absegnung natuerlich weggeworfen, aber dafuer sind inder ja billig genug.
Darf jetzt also naehste woche ein paar action-request-formulare in html nachbasteln, wenn jetzt jemand glaubt, es gaebe dazu ein anforderungsdokument: wozu? die funktionalitaet schaut man in der alten version ab, die Aenderungen dazu in einem worddokument mit in grausigem englisch kommentierten screenshots, das layout kopiert man von alten Vorlagen, die sind natuerlich unvollstaendig, da darf man sich dann einfach was ueberlegen, und natuerlich dann dreimal aendern weils doch anders gewuensht wird, einen plan, welche interface-elemente mit welcher optik in html umzusetzen sind gibt's natuerlich nicht, usw usf.
Und natuerlich muss das Mittwoch abend bei inteq sein, das ist ein absolut unschaffbarer Fahrplan fuer mich, und sie wissen, dass das unmoeglich ist, aber erstmal sehen. Nun gut, ich werd mich reinhaengen und wohl auch oefters abends laenger bleiben muessen, aber im Endeffekt ist mir das dann scheissegal ob das puenktlich klappt oder nicht, hab schon lange aufgehoert, mir um den unternehmenserfolg sorgen zu machen; im Endeffekt mach ich meine Arbeit so gut wie moeglich, weil ich einfach nichts schlechtes abliefern mag, aber eher aus eigenem Stolz als um den Erwartungen der Firma gerecht zu werden.
Das ist mehr oder weniger auch bei den Langzeit-angestellten so; das Konzept, die Mitarbeiter zu motivieren, ihr bestes zu geben ist unbekannt; sie muessen schliesslich arbeiten, und wenn's ihnen nicht passt warten genug andere auf einen job.
Hab auch noch nie ein "Danke fuers laenger bleiben" oder "gut gemacht" gehoert, noch nie wirklich mit atul gesprochen, nur wenn kunden zu besuch sind zeigt er immer stolz seine auslaendischen Mitarbeiter vor.

Okay, genug beschwert, thank god it's weekend!
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erstaunliche Erkenntnisse:

- reines programmmieren ist nichts was ich fuer laenger als ein paar
Monate als job machen moechte
- eine vierzig stunden woche ist was schoenes
- es gibt sowas wie heimatverbundenheit; haette das nie von mir gedacht,
aber man vergisst nie, dass man nicht in der eigenen Kultur ist
- auch wenn man hier ein ganz anderes Leben fuehrt, man laesst seinen
Charakter nicht zuhause; man aendert sich, aber man ist der gleiche Mensch

samstag abend in agra noch ein nettes deutsches Ehepaar getroffen und den
Abend verratscht,(Vorteil der Pension: ein huebscher Garten im Innenhof,
wo man sitzen, entspannen und andere Gaeste treffen kann). Sonntags dann
ein Grabmal eines Mughal-herrsschers etwas ausserhalb angeschaut, echt
beeindruckend schoen, in einem friedlichen Park mit halbzahmen Affen und
grasenden Antilopen, und nachmittags dann das taj. Hatte eigentlich
erwartet, enttaeuscht zu werden (fuer abartige siebenhundertfuenfzig rupies
eintritt, die Inder zahlen zwanzig ), schliesslich ist es nur ein
Gebaeude, das man tausendmal auf Postkarten gesehen hat, aber wenn man's
dann tatsaechlich selber sieht ist es atemberaubend schoen, einfach selten
perfekte Architektur, da gibt es nichts, was man hinzufuegen oder
wegnehmen koennte, um es schoener zu machen.

Natuerlich sind auch in agra die strassenhaendler, bettler, etc penetrant,
aber hatte es schlimmer erwartet, schliesslich ist das *der* touristenort
in indien, wenn ich ein touri-abzocker egal wo in indien waere wuerde ich mich auf
jeden Fall auf die Socken machen und vor's Tor des taj stellen. Half auch,
dass ich mit einem inder aus kolkata rumgegangen bin, den ich zufaellig am Eingang
getroffen habe.

Abends dann mit dem shatabdi zurueck, das ist so eine art indischer ICE, was hier heisst,
dass er zweihundert kilometer in wenig mehr als zwei Stunden schafft, fast
so komfortabel ist wie ein europaeischer Zug, und auch fast so teuer.

Sonntags dann in delhi eine organisierte sighseeing tour per bus, war ganz nett, auch wenn
sie uns natuerlich bei zwei handicrafts-geschaeften vorbeigeschleppt haben. delhi ist
einfach zu gross, um auf eigene Faust per riksha in die Randbezirke zu kommen,
und hab ein paar nette Leute kennengelernt (ein belgisches Ehepaar, eine
koreanische stewardess, eine hollaendische touristin und ein echt cooler israeli, war mit denen
dann noch beim dinner in einem netten, auf auslaender zugeschnittenen restaurant (ein steak!
von der kuh! in indien!).
Kamen unter anderem bei indira ghandi's gedenkstaette vorbei, voller fast
ehrfuerchtiger Inder, und den Weg, auf dem sie die letzten Meter vor ihrer
Ermordung gegangen ist, unter Kristallglas, bei der Staette von Ghandi's
einaescherung, im Parlamentsviertel (richtig grosse,breite, geplante
Strassen, krasser kontrast zu old delhi ), bei diversen Tempeln (kitschige,
ueberlaufene Hindutempel, schoener moderner Lotustempel,...) usw.

Montags dann noch zum red fort, leider hatte ich uebersehen, dass das Montags zu
ist, aber komm sicher wieder mal nach delhi und brauch dann auch noch was zum
besichtigen...
Bin dann durch das Chaos von engen Gassen voller Leute und kleiner
Geschaefte geschlendert, das old delhi darstellt, und zur jamasjid, der groessten
Moschee delhi's, in den hof passen angeblich 25000 Leute. Auf eines der
Minarette kann man hochgehen, auf einer engen, dunklen, steilen
Wendeltreppe, und hat dann einen herrlichen Blick ueber delhi, oder vielmehr
haette einen herrlichen Blick, wenn nicht eine extreme Dunstglocke ueber delhi
liegen wuerde, ist vielleicht nur der neblige winter, wahrscheinlich aber
auch zu einem guten Teil durch die extreme Luftverschmutzung bedingt.

Dannn zurueckgeflogen ( in zwei Stunden. in einem bequemen alten
Turboprop. wahnsinnig dekadent, unter lauter reichen Indern, fuer den
Preis eines prakti-monatslohns, der weit ueber dem Durchschnittseinkommen
liegt). Aber schon schoen, mal nicht zwei Tage unterwegs zu sein, bis man
irgendwo ankommt, und war auch ganz froh, wieder heimzukommen; delhi und
agra sind nicht unbedingt Staedte zum entspannen. Aber war schon gut, mal
nicht zu arbeiten, aus baroda rauszukommen und neue Erfahrungen aufzusaugen.

Montag abend dann die beiden neuen in der wg getroffen, Robert aus der slovakei
und sara aus deutschland (die ich schon vom xps-seminar aus Deutschland kannte und emails
ausgetauscht habe). Lale, auch vom gleichen xps, ist gerade in Ahmedabad
angekommen, und beinahe waere Steffi, auch vom xps und auch aus reg, auch
nach baroda gekommen). Bestaetigt uebrigens mal wieder die erstaunliche
Erfahrung, dass ein ueberwaeltigender Prozentsatz von netten Maedels
Psychologie studiert, keine Ahnung warum. :)
Robert hatte erstmal Riesenfrust nach seinem ersten Arbeitstag, nachdem er
gleich herausgefundne hat, dass es eigentlich nichts fuer ihn zu tun gibt,
keiner weiss, warum er eigentlich in der Firma ist, und er nur in der
Fabrikationshalle oder im Buero rumlungern kann.
Ueberhaupt sind die beiden noch nicht wirklich gluecklich mit der ganzen
Situation, eher geschockt von der flat, indien und ueberhaupt. Hatten aber
auch das Pech, dass ausser francois niemand daheim war, als sie angekommen
sind, und wir alle in companies arbeiten und deshalb unter Tags niemand zu
hause ist.
Dafuer haben wir uns gestern erstmal ein paar Drinks genehmigt, und sind
dann in ein schickes Hotel essen gegangen, und heute gehen wir ins Kino
(matrix revolutions laeuft ausnahmsweise mal zur gleichen Zeit in indien an wie in europa);
inox (der entertainment-komplex mit englische-filme-zeigendem kino) ist ziemlich gut
gegen Sehnsucht nach western-style entertainment, mit multiplex-kino, mcdonalds,nettem cafe etc.
Waere doch gelacht, wenn sich unsere Neuzugaenge hier nicht einleben; fuer
manche ist's einfach, andere sind erstmal geschockt, aber ich glaube
insgesamt hat es hier noch fast jedem prakti gefallen.

Haben dank Sarah auch mal wieder neue Musik; meine und francois' cds
kennen wir fast auswendig. Man ist hier voellig abgeschnitten von
europaeischem medienhype um neue filme, popstars etc; ist nett, wenn man
hoert, welche singles gerade auf mtv laufen, welche popstart populaer
geworden sind und so.
Gestern matrix revolutions gesehen; grosse Enttaeuschung, erstaunlich, dass die selben
Leute, die einen genialen ersten Teil gedreht haben so nen seelen- und
athmospaerenlosen langweiligen misratenen big budget-murks als Abschluss
produzieren koennen.
Davor noch bei mcdonalds beim essen, und in coffee day einen kaffee
getrunken; kleine western escape fuer die neuen flatmates.
Haben im cafe dann rohit getroffen, meinen teamleiter und echt netter kerl,
hab mit ihm, nachdem ich mit Sara laenger auf deutsch gequatscht habe, ein
paar Saetze auf englisch geredet, und dann weiter mit Sarah, und erst als
sie zu lachen angefangen hat gemerkt, dass ich auch mit ihr englisch
weitergeredet hab. Man gewoehnt sich wirklich an englisch als
"heimatsprache", nachdem man den ganzen Tag nichts anderes redet (und
gegenueber indern ist man eh froh, wenn man englisch reden kann). Was auch
auffaelt ist, dass unaufhaltsam die Normalitaet Einzug haelt; wenn man
zufaellig (wie in diu) ein hotel neben einer moschee hat und morgens vom
gebetsruf des muezzins geweckt wird, denkt man nicht mehr "wow, wie in
exotischen reiseberichten", sondern "scheisse, hatte uebersehen, dass eine
moschee nebenan ist, ich will weiterschlafen".

ach ja, noch was kultur-spezifisches: muss jetzt mal was zum
geschlechterverhaeltniss in indien schreiben, hab's hoechstens mal nebenbei
erwaehnt, ist aber zum teil wirklich krass. Frauen sind vor der Heirat
unter der Fuchtel ihrer Familie, duerfen zb meistens nicht mit einem Mann
ausgehen, muessen abends frueh zuhause sein, koennen nicht einfach so aus-
oder umziehen etc. Und damit mein ich nicht junge Maechen, sondern Frauen
Mitte Zwanzig!
Und nach der Heirat gehoeren sie zur Familie des Mannes, arbeiten meistens
nicht (was jetzt nicht unbedingt heisst, dass Frauen nicht arbeiten
duerfen, aber es ist halt nicht ueblich, weil es die Aufgabe der Frau ist,
den Haushalt zu schmeissen, und der Mann wuerde sich schaemen, wennn seine
Frau arbeiten muesste/wuerde,weil das ja heissen wuerde, dass er seine
Familie nicht ernaehren kann.
Sind auch vollkommen ahnungslos, was sex angeht; sex vor der ehe ist fuer die
meisten verpoent und unueblich, viele weniger gebildete wissen nicht mal,
wie man eigentlich schwanger wird oder dass es verhuetungsmittel gibt..
Ist zum Teil erschreckend, zum Teil halt andere Kultur mit total
traditionellem Rollenmodell.

ach ja, noch mal indische Kultur von der negativen Seite,heute Folge 17:
Verhaeltniss zwischen Unternehmen und Angestellten; ein paar herausragende
Beispiele aus vigorsoft: weil der teamchef von mro (des amerikanischen
Unternehmens, fuer das das groesste team von vigorsoft entwickelt) Spaetaufsteher
ist, hat er vorgeschlagen, die leute von vigorsoft koennten doch die Arbeitszeiten
auf von zwoelf mittags bis zehn uhr abends legen, weil das besser zu den
amerikanischen arbeitszeiten passt, und atul (der oberste chef von vigorsoft) hat
tatsaechlich zugestimmt. Wenn Ueberstunden anfallen, dann ist das sowieso
die Pflicht, solange laenger zu bleiben, wie es der chef fuer noetig
haelt, gefragt oder gar bezahlt wird man da nicht.
Der haerteste Fall: louise holt naechste woche ihren bruder in delhi ab, gerry (ein
kollege, mit dem sie sich gut versteht) wollte ein paar Tage Urlaub
nehmen, um sie zu begleiten, und hat ihn vier(!) Tage vorher gestrichen
bekommen. und warum? weil seine alte ex-freundin seit ein paar wochen auch
in der firma arbeitet; mit der hat er zwar schon vor Monaten schluss
gemacht, aber sie ist (grundlos) auf louise eifersuechtig und hat atul was
vorhgehaeult, seitdem will atul gerry dazu bringen, sie doch zu heiraten, und
deshalb hat er den urlaub gestrichen, damit er die Woche nicht mir louise
verbringt, sondern mit arti.
In Deutschland koennte man ihn deshalb vermutlich wegen uebermaessiger einmischung ins privatleben verklagen oder sowas.

und weil wir gerade so schoen dabei sind, noch was schockierendes: neha
(robert's aiesec buddy) hat gemeint, dass in der indischen Schokolade Blei
(!) enthalten ist, um zu verhindern, dass sie in der Hitze schmilzt.
Stimmt schon, indische Schokolade schmilzt nicht, mitgebrachte
europaeische schon. Aber Blei? Kann mir das nicht vorstellen, ist ja
immerhin nicht schlecht giftig. Andererseits, in Indien...

hab jetzt mein kleines jsp-projekt fertig; so richtig angeschaut hat's
natuerlich niemand, und dabei hatte ich mir echt muehe damit gegeben,
und's ziemlich gut hingekriegt (zumindest fuer meine
von-ziemlich-null-kommend verhaeltnisse). Indische manager sind
erstaunlich gut darin, Leute nicht zu movtivieren... Keine Ahnung, warum
die Techniker/Ingenieure hier gut sind, aber das management gleichzeitig
grottenschlecht, aber's ist so, das sagen die Inder selber auch.
Bin jetzt also mit dem eigentlichen training fertig und teil des
infradesk-projektteams. Durfte als erstes erstmal lernen, wie die
vorherige Version der Anwendung funktioniert (natuerlich gibt's dazu keine
ordentliche Dokumentation), und dazu eine Entwicklungsumgebung namens
Remedy Action Request system, von der ich ehrlich gesagt noch nie gehoert
hatte; in der ist naemlich die Vorgaengerversion geschrieben, und woran
das team momentan arbeitet, ist, die neue version als struts-webanwendung
umzuschreiben.
Warum ist mir noch nicht so ganz klar, schliesslich hat das remedy-system
Funktionen, um statt des proprietaeren clients ein jsp-frontend zu
erstellen, aber ich hoffe mal, es gibt einen guten Grund dafuer :)

Hab ich eigentlich schon mal erwaehnt, dass man hier das Gehalt nicht am
Ende des Vormonats ueberwiesen bekommt, sondern als Stapel cash irgendwann
gegen Anfang/Mitte des darauffolgenden Monats?
Mein Geldbeutel ist also prall gefuellt mit einem Stapel von mehr als
viertausend rupies (war ein paar Tage krank, deshalb nicht die vollen
fuenftausend). Nur nicht dran denken, dass ich das bei bmw an einem Tag
verdienen wuerde...

Schon lange kein Stromausfall mehr in der Arbeit, schweinerei. Monsun ist
gut fuer unerwartete Pausen :)
Den Monat stehen wieder zwei Feier/Festtage im Kalender, aber wir arbeiten
natuerlich :(
[paar minuten spaeter]
na, wer sagsts denn, wie auf Bestellung ein halbstuendiger Stromausfall
puenktlich nach dem mittagessen, also mal wieder draussen gegessen und
gequatscht.
Und dann mal wieder Eiskrem (gibt's zur Zeit fast taeglich, weil immer
irgendjemand frisch eingestellt ist / das erste Gehalt bekommt / die
Probezeit ueberstanden hat), was will man mehr.
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