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Um was geht's hier? Berichte und Photos von meinem Aiesec-Praktikum 2003 bei Vigorsoft in Baroda (Gujarat, Indien).
Die Photos finden sich unter dem links rechts.
Und wen mein ganzes Geschreibsel interessiert, der klickt auf die "archive"-links am rechten Rand oben; auf der Hauptseite erscheint nur der aktuelle Monat.

30 Januar 2004

Heute morgen um kurz vor fuenf in Aurgangabad angekommen, nach einer viel zu kurzen Nacht im voellig ueberfuellten sleeper class-abteil (eigentlich ist da jeder platz reserviert, und hatte auch meinen schlafplatz, war aber trotzdem alles doppelt belegt, nachdem bei irgendeinem Halt nachts sich noch ein paar Leute reingeschmuggelt und kreuz und quer zwischen die normalen Schlafplaetze gequetscht haben, ist halt mumbai, das ist jeder Zug voll) voller lauter indischer Proleten.
Also erstmal im 'sleeper and upper class waiting room' nochmal schlafen gelegt, mit meiner Decke quer ueber ein paar Stuehle, Penner-auf-Parkbank-style. Der Vorteil als Weisser ist, dass man immer die Wartesaele, die fuer die teureren Zugklassen reserviert sind, benutzen kann, weil kein indischer Wachmann auf die Idee kaeme, dass ein Weisser so wie ich in den billigen Klassen faehrt.

Dann per bus zu den ellora caves, in den berg gehauene buddhistische, hinduistische und jain tempelhoehlen aus dem dreizehnten Jahrhundert. Sind unesco weltkulturerbe und alles, fand's aber eher langweilig, sind halt nur alte Steinstatuen, und veilleicht beeindruckend fuer die Zeit, in der sie entstanden sind, aber nix besonderes, oder vielleicht hab ich auch nur mittlerweile zu viele Tempel gesehen. Nett zu sehen, aber nochmal muss ich nicht in der Affenhitze zu mittag zwischen alten Steinen rumlaufen.

Auf dem Weg zurueck nach Aurangabad dann zum Daulatabad fort (in einem share-jeep, das sind taxis, die losfahren, sobald genuegend leute drinnen sind, die in die gleiche Richtung wollen, wobei 'genuegend' hier heisst so zwischen 15 und 20 personen pro fahrzeug), das war richtig schoen, ein guterhaltenes fort auf einem huegel, auf den mann durch stockdunkle gaenge und schiefe treppen klettern kann, mit toller aussicht von oben auf die Huegellandschaft von Maharaschtra. Im Unterschied zu Europa gibts hier keine festen Wege einer Fuehrung, man zahlt halt Eintritt und kann dann rumklettern wie man will. Wenn ich mir jetzt z.B. einen Knoechel verstauchen wuerde, waere das eine wirklich ueble Situation, aber was solls, macht keinen Sinn sich zu viele Sorgen zu machen.

Zuletzt dann noch zum "panchakki" einem alten Muehlrad, und idyllischen Fischteichen zur Ehre des Grabmals eines sufi-heiligen. Na ja, nette Athmosphaere, aber unspektakulaer. Bis mich ein paar junge Inder wieder entdeckt haben, die ich auf dem fort getroffen habe, wurde dann selber zur lokalen Touristenattraktion, inkl. Autogramme geben, sich-mit-mir-fotografieren lassen etc. (Zitat francois: ' we are monkeys here!').

Noch ein paar wahllos zusammengewuerfelte Beobachtungen der letzten Tage:
- es gibt hier Berufe, die in Europa schon lange ausgestorben sind, wie z.b. liftboy im hotel, oder platzanweiser im kino. Arbeitskraft ist halt billig, da muss man nichts wegrationalisieren.
- mumbai wirkt manchmal ein bisschen wie altes london, inklusive klassizistischer gebaeude und roter Doppeldeckerbusse
- schoenes zitat: '...the ongoing low-intensity riot that is mumbai traffic...'
-ueberall in mumbai wollen einem strassenhaendler cd's mit raubkopien von software fuer 100 rupies andrehen, inklusive garantiert inoffizieller versionen (zb der geleakten vorabversion von microsoft windows longhorn)
-nuetzlich beim reisen: die lonely planet karte des ortes wo man gerade ist als kopie mitnehmen; ist handlicher als das ganze buch, und man ist nicht sofort als tourist-der-nach-dem-weg-sucht identifizierbar
- ausserdem: ein taschenkompass. auch wenn man die strassen nicht kennt, die himmelsrichtung weiss man immer
- mcDonalds ist weltweit gut fuer ein sauberes Klo
- autos wie ein skoda oktavia, die in deutschland als faires, vernuenftiges angebot, aber eher langweilig gelten, werden hier als luxus-lifestyleprodukt beworben

29 Januar 2004

Gerade aus Matheran zurueckgekommen, einer beschaulichen und wirklich schoenen hill station ein paar Stunden von mumbai. Fahrzeuge sind komplett verboten (was jetzt nicht heisst, dass man nicht trotzdem an jeder Ecke von Verkaeufern belaestigt wird, statt "Taxi?" heisst es eben "Horseriding?"), man ist weitab von Handynetz oder Internet, es ist Nebensaison, und man kann stundenlang auf waldwegen wandern ohne was zu hoeren oder jemand zu sehen, und die grandiose Aussicht geniessen.
Hoert sich vielleicht nicht spektakulaer an, aber nach einem halben Jahr Indien ist es sehr erholsam, mal etwas Ruhe zu geniessen.

Das lustigste ist der Weg, wie man nach Matheran kommt: mit einem "toy train", einer Schmalspur-Eisenbahn, die sich auf Serpentinen den Berg rauf windet (zwei Stunden fuer 23 kilometer). Inklusive Hinweisschilder wie "bitte den waggon nicht einseitig besetzen,das ist gefaehrlich" oder "bei sturm bitte die fenster offenlassen" (?).

Merkwuerdigerweise scheinen viele Indier einem ansehen zu koennen, ob man schon laenger in Indien war und weiss wie's laeuft, oder gerade erst angekommen und damit einfaches Opfer ist. Zitat Tim:"Why do they always hassle me? Goddammit, do I look like a soft target?"

Alleine zu reisen hat den Vorteil, absolut machen zu koennen was man will, dafuer aber den Nachteil, auch alles alleine organisieren zu muessen. (Heute hab zum ersten mal ich einem Inder erklaert, wie das Buchen eines Zugtickets geht, statt umgekehrt. Einfach 'einmal nach aurangabad, macht 120 rupies, danke' ist naemlich nicht, sondern - auf der internetseite nachschauen fuer welchen zug noch plaetze frei sind - an einem schalter ein reservation form abholen und ausfuellen - am zweiten schalter abstempeln lassen, um eine warteschlangen-nummer zu bekommen - am dritten schalter sobald die nummer aufgerufen wird das formular abgeben und das ticket bekommen. Oder erfahren, dass die info falsch war, und er zug gar nicht da hin faehrt, oder schon voll ist, dann wieder zurueck zum start, gehe nicht ueber los, ziehe keine 4000 ein. Selbstverstaendlich gibt es da noch Variationen, wie unterschiedliche-schalter-in-unterschiedlichen-gebaeuden, englisch-sprech-verweigerung, Mittagspausen mit willkuerlichem Zeitpunkt und Dauer,...

Was wirklich nervt ist alleine im Restaurant essen, wenn gerade niemand da ist, dem man sich anschliessen kann. Mach dann Notizen fuers Tagebuch, oder lern ein paar Woerter Hindi.

So, jetzt muss ich aber wieder raus aus dem lauschigen Internetcafe und noch die vorteile von mumbai geniessen (leckerer dekadenter espresso-mit-vanilleeis-und-caramelsirup bei barista, frischgepresster Zuckerrohrsaft (an jeder Strassenecke, lecker!), bisschen sightseeing) bevor ich abends den zug nach Aurangabad nehme.

26 Januar 2004

Hat jemand was von dieser Gefluegelgrippe gehoert? Vorgestern war sie noch in Thailand, mittlerweile hat sie's bis nach Pakistan geschafft, das ist schon fast in der Nachbarschaft.

Mal wieder jede Menge Uni-Buerokratie am Hals (Formulare fuer die murray-anmeldung, testergebnisse schicken lassen, Seminaranmeldungen,...). Hier nochmal ein ganz herzlicher Dank an alle, die das in der Heimat fuer mich veranlassen, ohne euch ging's echt nicht!
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Heute mittag in mumbai angekommen, erstmal muede ins bett gefallen (um fuenf uhr frueh direkt nach der abschiedsparty in den zug gestiegen. War eine gute party, wir haben songs geschrieben, gesungen und auf der unstimmbaren gitarre mehr enthusiastisch als gut geklampft ( nizampura allstars present: "the shitbag blues", "cockroach song",...).

Mumbai hat ein komplett anderes feeling als baroda, ist erheblich teurer (budget-hotels fangen hier bei haarstraeubenden 500 rs = 10 euro pro nacht an), moderner und kosmopolitischer (jede Menge Auslaender auf den Strassen, ueberall stolpert man ueber westliche Produkte und Geschaefte, die man sonst nirgends findet), und reicher (keine rikshas, nur zum Teil teure Autos auf den Strassen).
Und die Leute sind weniger freundlich, sehen weisse Touristen mehr als Geldquelle, und sind zb im Verkehr ruecksichtsloser - in Baroda kommt man wenn man sich langsam und berechenbar verhaelt auch durch den dichtesten Verkehr, hier ist das Lebensgefaehrlich.

Und es gibt kinos mit mehr als einem westlichen Film; Herr der Ringe zu sehen ist mir immer noch nicht vergoennt, aber in 'the last samurai' werd ich heute abend gehen.
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25 Januar 2004

So, noch zehneinhalb Stunden in Nizampura, dann bin ich (zumindest fuer vier Wochen) weg - vorher aber noch grosse Party, und in der frueh um fuenf geht mein Zug nach mumbai.
Die meisten Leute werd ich nochmal sehen, wenn ich wiederkomme, aber von ein paar, wie francois und sarah, muss ich Abschied nehmen.

Hab noch hektisch alles geregelt, was ich vor der Abreise machen oder besorgen muss, und hoffentlich nichts vergessen, sonst muss ich vier Wochen ohne auskommen.
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24 Januar 2004

Aus Mangel an Neuigkeiten (geniesse ein paar ruhige freie Tage, werde lange genug on the road sein) zum Spass hier mal die aktuelle Maengelliste meines Scooters:
- Ruecklicht geht nicht (schon zweimal reparieren lassen, aber mag anscheinend nicht)
- Federung des Sitzes ist gebrochen (mal wieder zu schnell ueber einen speed bump gefahren)
- vor dem ersten Starten des Motors pro tag muss man das Ding ein paar Sekunden zur Seite kippen (amit das Benzin in den Vergaser laeuft)
- gelegentlich stirbt der Motor unter der Fahrt ab (zum Glueck selten)
- Tacho geht nicht (geht bei keinem indischen Motorrad)
- Blinker geht nicht (glaub ich, niemand hier benutzt Blinker)
- Aus dem zweiten Gang zurueckschalten klappt manchmal nicht (dann hiflt es, den Motor auszuschalten und die Kupplung zu ziehen und wieder loszulassen)
- Kupplung trennt nicht hundertprozentig (man muss also wennn man mit gezogener Kupplung an der Kreuzung steht etwas Gas geben, damit der Motor nicht ausgeht, und natuerlich dann auch auf der Bremse stehen)
- benzinanzeige gibt's keine (man faehrt bis der Tank leer ist, schaltet dann auf Reserve und steuert die naechste Tankstelle an)
- Licht schaltet bei jedem zweiten Schlagloch von selbst zwischen Fern- und Abblendlicht um
- sollte das Ding irgendwelche Normen bezueglich Abgasen (Zweitakter) oder Laerm (Laut!) erfuellen wuerde es mich stark wundern
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21 Januar 2004

Die Hoelle ist gefroren, und Schweine fliegen vorbei: Ich hab's heute tatsaechlich geschaftt, beim police commissioner's office registriert zu werden, und mit etwas Glueck krieg ich das residence permit auch noch vor Sonntag, und dann muss ich nur noch einmal hin, um das leaving permit zu beantragen...
Hat geholfen dass ich den proof of residence vom Mann unserer Vermieterin bekommen hab, den kennen sie dort; sein Job ist es anderen Leuten bei Stress mit Regierungs-buerokraten zu helfen (und vermutlich die richtigen Leute zu schmieren), so eine Art Buerokraten-Dompteur.

Gunnar und Ischari, die beiden Motorrad-tourer, die wir in palitana getroffen haben, sind gestern vorbeigekommen und bleiben ein paar Tage in der flat; sind echt nette Kerle, und froh mal ohne unerwuenschte Aufmerksamkeit auszuspannen.

War heute abend noch mit Rienk, Marielle und Anna beim basketball, bis alle da und fertig waren hat's natuerlich etwas laenger gedauert, und dann hab ich mich mit zwei maedels auf dem scooter (O-Ton Rienk: i take the ball, you take the girls - good deal, man!) noch in der rush hour verfahren, war also schon fast dunkel, haben also beim licht des Scheinwerfers von Rienk's motorrad gespielt bis der sprit alle war, und natuerlich sieht man nicht wirklich was, aber hat Riesenspass gemacht.

Ach ja, Anna ist neu in der flat, Anthropologie-Studentin aus Norwegen und echt nett. Hat mal wieder eine aiesec-horrorstory hinter sich (am Flughafen vergessen worden, betreuer zum ersten treffen nicht erschienen, angekommen und am ersten Arbeitstag erst mal voellig unerwartet zum world social forum in mumbai mitgeschleift worden,...).
Schliesslich gestern morgen um fuenf vor der Tuer gestanden, aber unerwarteter Besuch ist ja immer am schoensten.

Christian war auch uebers Wochenende wieder in der flat, hat's in seinem Kaff nicht mehr ausgehalten und ist verzweifelt aber mit guten Chancen auf der suche nach einem anderen Praktikum hier in der Stadt. Waren also richtig voll (acht Leute fuer fuenf Betten , ein Sofa,zwei Matratzen auf dem boden und eine Luftmatratze - auf der hab ich heute nacht (mehr oder weniger) geschlafen und erst mal Anna mein Bett abgetreten, und heute ein neues Bett gekauft. Wobei "Bett" eher mit etwas zu vergleichen ist, was man in Deutschland als Campingliege benutzen würde. Transportiert wurde das, indem sich der Gehilfe des Verkäufers rückwärts auf meinen Roller setzt und das zusammengeklappte Bett hält, auf diese Weise bekommt man auch sperrige Sachen ohne Auto transportiert...

Gestern in der old city vegeblich nach einem Bett gesucht, war anscheinend der nationale "ich sprech kein englisch-tag", und eigentlich sollte das einfach mit Gesten zu erklaeren sein, aber bin bestenfalls noch zu einem hotel geschickt worden.
Auffallenderweise konzentrieren sich alle Geschaefte, die eine bestimmte Ware anbieten, jeweils in der gleichen Strasse, das heisst, wenn man zum Beispiel eine Fahrradwerkstatt sucht, muss man die richtige Strasse finden, in der sich dann gleich ein halbes Dutzend davon nebeneinander befinden. Hab beim Einkauf von Werkzeug in einem Hinterhofladen noch eine Rarität als Wechselgeld bekommen: einen 1-Rupie-Geldschein (entspricht 2 cent; die kleinsten Scheine, die noch allgemein in Umlauf sind, sind 10 Rupies).

Einkaufen funktioniert sowieso ganz anders. Ein normales Geschaeft hat ungefaehr die Groesse einer Garage, Oeffnungszeiten sind verhandelbar, d.h. der Besitzer ist eigentlich immer da, man muss ihn nur manchmal suchen oder aufwecken, dafuer sind viele Gesschaefte auch nie wirklich geschlossen, wenn man dringend was braucht und groesseren Umsatz verspricht. Einfach stoebern und Artikel selber aussuchen ist auch unueblich; man sagt einfach, was man braucht, udn der Verkaeufer schleppt dann solange aus diversen Ecken des Geschaefts Artikel an, bis man was passendes gefunden hat. Etwas Gespuer braucht man dann noch dafuer, ob und wie sehr man um den Preis feilscht; bei manchen Gelegenheiten macht man sich zum Affen, wenn man nicht feilscht (Taxifahrer, Obstverkaeufer auf der Strasse, Kleidungsgeschaefte in der Altstadt), anderswo ist es aber unangebracht.

Ansonsten geniess ich meine freien Tage, kaufe Souvernirs, organisere meinen Abschied, fahr durch die Stadt, spiele baroda-lexikon fuer die neuen,...

Ist schade zu fahren mit so vielen super netten neuen Leuten; war die letzten paar Wochen fast anderer Meinung, als viele Leute mit denen ich mich super verstanden habe gefahren sind, und ich mich mit anderen zwar okay verstanden hab, aber halt nicht so wirklich 'geklickt' hab. Lateinamerikaner zum Beispiel sind vom Temperament her eher nicht so mein Ding, zwar genial um eine lustige Pary zu schmeissen, aber auf die Dauer "too much", zu Selbstdarstellerisch, zu Aufgedreht, reden zu viel, und zu viel bullshit,...

random quote of the day: Question: What side of the road do you drive on in India? Answer: We start on the left, and then use whatever space is available...

19 Januar 2004

War heute mit Marielle und Christian in Woodland's beim Essen, hab meinen lieblings-"baked maccaroni pineapple sizzler" bestellt, da hat der Ober geschmunzelt und gemurmelt "siddharth sizzler". Hab dann nachgefragt, und der hat gemeint, das Gericht bestellen immer die auslaender, die im siddharth complex (= vigorsoft) arbeiten. Wird Zeit, dass ich fahre, schoen langsam kennen mich hier alle ;)

Ebenfalls mit Marielle und Christian, und Rienk, war ich gestern in Palitana, das ist ein haesslicher kleiner Ort am Fusse eines schoenen grossen Huegels, auf den man (ueber exakt dreitausenddreihundertundfuenf Stufen) steigen und die achthundertzweiundsechzig Tempel und Schreine der Jains sowie die tolle Aussicht bewundern kann.
Ziemlich streng religioes, zum Beispiel sind wir mal zurechtgewiessen worden, weil wir mit in Richtung einer Goetterstatue zeigenden Fusssolen auf dem Boden gesessen sind; dass es das als Anstandsregel gibt wusste ich, aber das erste mal dass es in der Praxis eine Rolle spielt.
Jainism ist so eine Art Mischung zwischen Hinduismus und Buddhismus, mit jeder Menge Merkwuerdigkeiten, z.B. darf man kein Leder am Koerper tragen, menstruierende Frauen duerfen nicht in den Tempel, die Moenche tragen Tuecher ueber Nase und Mund, um ja kein Insekt zu verschlucken und auf dieser weise Gewalt anzutun, und manche tragen Besen mit sich, mit denen sie den Weg vor sich kehren, um auf keine Ameisen zu treten.

Auf dem Weg vom Essen in Alkapuri ist der Gaszug meines Rollers abgerissen, also mal wieder heimgeschoben, nachdem wir nur eine halbe Stunde hatten um unseren Bus nach Palitana zu erwischen hat marielle gelenkt und Tim und ich sind hinterhergejoggt und haben geschoben; als Tim nicht mehr konnte hat er eine Rikscha geholt, und ich hab mich von der Rikscha ziehen lassen, jetzt ist mein rechter Arm nochmal drei Zentimeter laenger, das Ding ist gar nicht so leicht zu ziehen.

Die Inder grinsen sowieso immer wenn sie sehen dass ein weisser Auslaender so eine alte Schrottmuehle faehrt und nicht was luxurioeseres; ist aber super, man wird garantiert nicht fuer einen Touristen gehalten wenn man auf einem bajaj super chetak ankommt.

Samstags mein Praktikum beendet, schon merkwuerdig, war da fuenf Monate und hatte mich total dran gewoehnt, und meistens hat's mir auch Spass gemacht, und die Leute in meinem Buero mit denen ich am meisten Kontakt hatte hab ich richtig gern gemocht. Hab Regensburg-Postkarten dagelasssen, und von Marian sein Slovakei-photo bekommen, und von Mayur seinen auf-pigerreise-bekommenen-fuenf-rupie-schein Gluecksbringer. (Reiche Inder, die zu alt oder krank sind, um selbst auf Pilgerreise zu gehen, lassen manchmal stattdessen kleine Geldgeschenke an einem Wallfahrtsort verteilen).

Haben in Palitana auch einen Deutchen und einen Israeli getroffen, die auf Motorraedern durch Indien touren, die haben sich gewundert, dass Indien Routine werden kann, als ich erzaehlt hab, dass ich den gewohnten Alltag in Baroda vermissen werde, aber mich auch freue wieder rumzukommen und was neues zu sehen.

17 Januar 2004

Auf der neuen vigorsoft-homepage bin ich mittlerweile auch zu bewundern (hier, evtl neu laden bis das richtige Bild auftaucht)
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Photos von Goa und Hampi

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16 Januar 2004

Hab jetzt ein "tourist's permit" im pass, kann also ganz legal Alkohol kaufen, natuerlich streng reglementiert in Menge und Haeufigkeit- aber hey, gibt's ein besseres Souvenir?

Sarah ist letzten Samstag nach Nepal abgereist, kommt Samstag naechste Woche wieder, da geben Robert, Sarah, Francois und ich (also fast ganz Nizampura) unsere gemeinsame Abschiedsparty.
Dafuer haben wir zwei neue in der flat, timothy aus Australien und Marielle aus Frankreich. Damit zum ersten mal a) keinen anderen deutschen in der flat, sonder eine franzoesiche Mehrheit und b) einen native speaker. Obwohl tim einen sehr ausgepraegten aussie-akzent hat, er beschwert sich oefters, dass es einfach unfair ist, native speaker zu sein und trotzdem nicht verstanden zu werden. Aber es wird besser, nach fuenf sekunden Denkpause kann ich mittlerweile meistens entschluesseln was er sagt ;-)
Haben die beiden neuen zur Begruessung natuerlich jeden Tag in ein anderes feines Restaurant geschleppt, nehm hier langsam aber sicher zu wegen zu viel gutem und vor allem sehr ungesundem weil meistens sehr fettem Essen. Tim hatte anfangs etwas Pech, ist nach der Ankunft erstmal Reiseführeren/Schleppern/wasauchimmer in die Hände gefallen, und hat sich zu allen möglichen Trips überreden lassen. Kann ich verstehen, gleich nach der Ankunft war ich auch etwas erschlagen. Dafür haben wir Nizampurianer mittlerweile fast schon eine Art Standardprogramm zur Eingewöhnung und Aufmunterung kulturschockgebeutelter Neuankömmlinge.

Rienk hat endlich sein Motorrad, gemietet von Prithvi (dem neuen Aiesec-lc-president) fuer 1000 rupies im Monat, nicht schlecht. Ist natuerlich um einiges schneller als mein roller, aber zur rush hour ist das dank dichtem Verkehr fast egal (ja, wir haben's ausprobiert als wir uns mal zufaellig auf dem Weg nach Hause auf der Strasse getroffen haben [rienk war nur drei sekunden schneller]. Nein, das ist wirklich keine gute Idee).Und nachdem Rienk erwähnt hat, dass er die Seite bemerkt und mal spasseshalber nach "Rienk" gesucht hat, hier etwas garantiert google-translate-sicheres: Habedere Rien, wia gaeds? Gaei, des dad di aetz gfrein wennsd lesn kannst wos i ueba di schreib...

War Montags mal wieder bei der Auslaenderregistrierung, so ungefaehr das siebzehnte Mal, wird jetzt wirklich Zeit dass das klappt, wenn nicht werd ich wohl rausfinden was passiert wenn man versucht unregistriert auszureisen; bis jetzt haben alle nur gemeint dass das wirklich keine gute Idee ist ohne Details warum.
Natuerlich war der zustaendige Typ im Urlaub, natuerlich hatten sie erst mal meine Akte verlegt (unglaubliches Buero, richtig klischeehaft mit verstaubenden aktenstapeln in den Ecken), natuerlich gab's keine Fortschritte. Dafuer haben sie gemeint, dem state government kommt es hauptsaechlich drauf an, dass ich auch wieder aus Indien verschwinde, hab ihnen also kopien meines flugtickets dagelassen, und mal sehen ob bis naechste woche was dabei rauskommt.

Hatte zwei Tage frei, wegen eines kite flying festivals in Gujartat; auf wirklich jedem Dach standen Leute und haben Drachen steigen lassen. Waren Mittwoch's bei Ronnie, einem ex-aiesecer eingeladen und haben's auch versucht, aber mangels Wind mit wenig Erfolg. Man muss hoellisch aufpassen auf dern Strassen zur Zeit, weil jede Menge Drachenschnuere rumliegen und -fliegen, und alle Stromleitungen haengen voller Drachen (man laesst hier Drachen nicht nur zum Spass fliegen, sondern als Sport, wobei man versucht, die schnuere anderer Drachen mit dem Eigenen zu kappen).

War gestern mit Tim und Marielle in der old city, und sie waren gar nicht geschockt, Tim hat nur gemeint, dass es ihm nach ein paar Stunden dort wieder reicht. War allerdings Feiertag und deshalb rein gar nix los und richtig platz auf den strassen.

08 Januar 2004

Haben seit neuestem keine Ameisen mehr in der flat (auch gut so, die Viecher wurden mit der Zeit immer groesser, kein Scherz), dafuer wieder jede Menge Moskitos.
Haben versucht, einen dieser mosquito coils abzubrennen, die in Restaurants benutzt werden, um sie zu vertreiben, aber das Zeug stinkt hoellisch und ist voller Pestizide.

Hab Bestaetigung der Firma bekommen, dass ich zum Ende naechster Woche aufhoeren kann, das gibt mir Zeit, den ganzen Bewerbungs/Verwaltungskram bezuegl usa-austausch zu erledigen, und dann ein paar Wochen in Indien rumzutouren. Komisches Gefuehl, in knapp zwei Wochen aus Baroda zu gehen, hab noch einiges zu erledigen, zu sehen und erleben, und hatte hier eine so gute Zeit dass ich eigentlich nicht gehen will, aber "meine Generation" von trainees, die Leute mit denen ich am engsten Kontakt hatte und am meisten unternommen habe, ist momentan allgemein am verschwinden, und hab auch nichts dagegen, jetzt noch zu reisen und dann wieder heimzukommen.

Ach ja, vom Ende der goa-reise sollte ich noch berichten:
Die letzen zwei Tage in hampi verbracht, einer kleinen Stadt in einem wunderschoenen huegeligen Flusstal voller Ruinen einer vor 500 Jahren untergegangenen Hindu-Kultur. Einige wirklich beeindruckende Tempel, aber am besten ist wie gesagt die Landschaft voller Merkwuerdig aufgetuermter Felsen, die man am besten mit dem Fahrrad erkundet. Waere eine geniale Gegend zum Mountainbiken, leider gibt's in Indien ausschliesslich Fahrraeder ohne Gangschaltung, ordentliche Bremsen etc
Die Stadt selbst nervt kollosal, mindestens so penetrante Souvenierhaendler, Rikschafahrer etc wie in Delhi oder Agra, weils in Hampi nichts gibt ausser Touristenattraktionen, dementsprechen lebt wirklich *jeder* vom Tourismus, und das merkt man.
Fuer den Weg zurueck einen private sleeper bus gebucht; im Verleich zum public bus luxurioes, aber immer noch weit von jeglichem Komfort entfernt. Dann gleich mit dem Zug weiter, damit neuen persoenlichen Nonstop-Travel-Rekord von 38 Stunden erreicht.

In Goa haben wir (kein Wunder, goa ist ueber Weihnachten voll mit Auslaender, echt merkwuerdig so viele weisse Menschen auf einmal zu sehen. Ist Ueberhaupt vom feeling her je nachdem wo man ist irgendwo zwischen Indien, Mallorca und Hippie-Paradis) zur Freude von francois einen echt nettern Franzosen kennengelernt (julien, studiert geographie und arbeitet an der uni in delhi als teaching assistant), der dann auch nach hampi mitgefahren ist, einen hollaendischen design-student, der ein praktikum in poona macht, zwei Maedels aus Malta, ein paar Australier im guesthouse,...

Ausserdem zu Neujahr Catherine wieder getroffen, die war vor ein paar Monaten trainee in Baroda, und treibt sich seither in Indien rum; werde mich mit ihr in Pondicherry treffen wenn ich in den Sueden fahre.

Ansonsten in Baroda reine Routine: zum x-ten Mal eine Magenverstimmung. zum x-ten Mal mit dem Roller in der Werkstatt (wenn man sieht, wie simpel, chaotisch und marode das Ding aufgebaut ist wundert man sich dass es ueberhaupt faehrt), in der Arbeit momentan keine echten Aufgaben (aber eh nur noch fuenf Arbeitstage),...

Es kommen auch endlich wieder neue Trainees, drei davon nach Nizampura. Und diese Woche ist eine echt suesse Koreanerin gekommen.
Jeroen ist von seinem Nepal-trip zurueck, der war bis im Himalaya base camp. Find ich aber eher verantwortungslos als beeindruckend, er hat null bergerfahrung und konnte vermutlich gar nicht einschaetzen, ob das riskant ist oder nicht. Aber na ja, er hat's ueberlebt, und den Photos nach zu urteilen eine gute Zeit.
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