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Um was geht's hier? Berichte und Photos von meinem Aiesec-Praktikum 2003 bei Vigorsoft in Baroda (Gujarat, Indien).
Die Photos finden sich unter dem links rechts.
Und wen mein ganzes Geschreibsel interessiert, der klickt auf die "archive"-links am rechten Rand oben; auf der Hauptseite erscheint nur der aktuelle Monat.

23 März 2004

Zeit, dieses Tagebuch mit ein paar abschliessenden Gedanken zu beenden:
- Ein herzliches Dankeschön an Aiesec Regensburg und Baroda, die das Ganze möglich gemacht haben. Aiesec Baroda scheint manchmal mehr Wert auf Quantität als Qualität der traineeships zu legen (nobody's perfect, und es ist auch toll, so viele andere Praktis aus der ganzen Welt kennenzulernen), aber ich persönlich kann nur Danke sagen für ein tolles Praktikum
- Noch ein Dankeschön an alle, die mich von zu Hause aus unterstützt haben (Rolf, Patti, Josef, meine Eltern, Sylvie,...).
- Wer mit dem Gedanken spielt, ins Ausland zu gehen, dem kann ich das nur empfehlen! Indien ist vielleicht nichts für jeden, aber ich hatte eine fantastische Zeit. Ich beantworte auch gerne Fragen unter elmar punkt schraml at web punkt de

THE END

AU CHO

bis zum nächsten Auslands-blog (ab August aus Murray, Kentucky!)

20 März 2004

Leichtes Heimweh nach Baroda, nachdem klar wird dass niemand der nicht dabei war sich vorstellen kann wie ich das letzte halbe Jahr gelebt habe.
Fuehl mich noch etwas wie auf Urlaub, und erwarte irgendwie wieder nach Baroda zurueckzukommen.
Andererseits geniesse ich auch die schoenen Seiten Deutschlands: in einem richtigen Bett schlafen, kein moskitonetz brauchen, Auto fahren, dabei Rockmusik hoeren und sich bewusst sein dass der groesste Teil der Weltbevoelkerung nur davon traeumen kann, keine Ameisen und Kakerlaken mehr in der Kueche, am Wochenende weggehen koennen, die Existenz von Bars mit einer live-band und bayerischem Bier, auf der Strasse nicht aufpassen zu muessen dass man nicht in Kuhscheisse tritt,...
Ist fast schon langweilig, wenn man einfach so vor sich hin leben kann ohne staendig auf sich aufpassen zu muessen und ohne staendig in fremde Situationen geworfen zu werden, aber auf die Dauer doch angenehmer.
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[Mittwoch]
Wieder in Deutschland.
*Sehr* komisch, alles sieht so neu und frisch gestrichen aus, man versteht die Gespraeche der Menschen auf der Strasse um einen rum, der Supermarkt ist riesig, und es ist kalt (aber momentan ganz angenehm, mit so 15 grad) und vor allem so unglaublich menschenleer und ruhig. Ueberhaupt der reinste Entzug von Sinneswahrnehmungen; das Steak war klasse, aber das Gemuese schmeckt so nach gar nix ohne scharfe Gewuerze, wenn man Bahn oder Auto faehrt kriegt man gar nicht mit, dass man unterwegs ist, weil's so ruhig und super gefedert ist, es stinkt nach nichts, niemand hupt, keine Hunde klaeffen,...

Ist schon komisch, der einen Haelfte von mir faellt das alles als total anders auf und erwartet wieder nach baroda heimzukommen, die andere Haelfte ist wieder in der gewohnten umgebung und empfindet Indien als fernen Traum.

Es fallem einem auch die deutschen Eigenheiten auf (zb sich staendig ueber nicht zu aendernde Tatsachen zu beschweren), und man fuehlt sich eigentlich ganz gut mit indischer Gelassenheit in einem bequemen Wohlstandsland.
Aber insgesamt schon schoen; etwas zu ruhig vielleicht nach der extremen exotik indiens, und im haus meiner Eltern statt von einer Horde aufgeweckter aiesec-traiinees umgeben, aber es gibt so viel was ich geniesse wieder tun zu koennen (Sueddeutsche Zeitung [Bayern!] lesen, richtigen Bohnenkaffee trinken, Klavier spielen, ein gutes Fahrrad oder Auto fahren, im Supermarkt einkaufen, neue Cds anhoeren,.........)
Brauche wohl noch ein paar Tage um richtig im alltag anzukommen, aber ist schon mehr schoen als problematisch wieder daheim zu sein.
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15 März 2004

[mumbai]
Der letzte Eintrag hier von indischem boden, live aus dem internet-cafe im terminal 2A des chattrapatti shivaji international airport in mumbai (jawohl, das gibts, ist auch gut so, muss schliesslich momentan (12 uhr mitternacht) noch drei stunden vertroedeln bis ueberhaupt der check-in aufmacht).
Kann mich noch erinnern, wie ich hier an der gleichen Stelle angekommen bin, beim ersten Schritt nach draussen von den Menschenmassen, dem Gestank, der Luftfeuchtigkeit und Hitze und dem Laerm erstmal erschlagen wurde.

Ist jetzt ein bisschen das gleiche Gefuehl wie beim Verlassen Deutschlands fuer Indien letzten August: einerseits bin ich schon froh, weiter und in ein ganz anderes Land zu kommen, andererseits denk ich mir, warum weggehen, ich hab's doch so schoen hier. Aber es ist der richtige Zeitpunkt: es wird wieder abartig heiss, alle anderen trainees "meiner generation" sind auch am abreisen, ich hatte eine grandiose Zeit, und man soll ja gehen solange es noch am schoensten ist statt das ganze auszudehnen bis es nicht mehr so toll ist.
Bin sehr gespannt, wie das wird, wieder in die einerseits vertraute, andererseits wieder von Indien grundverschieden Welt in Deutschland zu kommen.

Was ich vermissen werde: chai (there's no time,place or situation that can't be made better by chai), super leckeres tropisches obst, internet cafes an jeder strassenecke, public transport ueberallhin, die indische Angewohnheit sich beide Beine auszrureissen um einem Fremden zu helfen, meinen scooter, und die Moeglichkeit ohne Helm Fuehrerschein oder Regen Motorrad zu fahren, es sich leisten zu koennen in guten restaurants zu essen wann immer einem danach ist, die eingeschworene internationale Gemeinschaft der durch die Bank interessanten sympathischen aiesec-trainees, das tolle Gefuehl auch nach vielen monaten noch hinter jeder Strassenecke etwas faszinierendes zu entdecken, von wildfremden Zufallsbekanntschaften nach Hause eingeladen werden, Sonntags in der Sonne auf dem Hausdach fruehstuecken, jeden Tag Sonnenschein, Mango-Lassis, und das Gefuehl dass nichts einfach aber grundsaetzlich alles moeglich ist.

Worauf ich mich freuhe: Freunde und Familie wiederzusehen, in einem Plattenladen alle neuen CDs der letzten sieben Monate durchhoeren von deren Veroeffentlichung ich nie gehoert habe, mehr als einen nicht-hindi-film zur auswahl zu haben, Steak Schnitzel und Kartoffelsalat, Strassen auf denen keine Kuhscheisse rumliegt, bayerisches Weissbier, uber die Strasse gehen ohne Adrenalinstoss, die Gespraeche der Leute auf der Strasse zu verstehen, dank Strassennamen und Stadtplan nicht nach dem Weg fragen muessen, Temperaturen unter moerderheiss, sonntags genuesslich Zeitung lesen und klavier spielen, ausgehkultur, autofahren, Wasser aus der Leitung trinken, nicht staendig Durchfall haben.
[Jodhpur]
Sarah's Tipp entsprechend ist die Stadt nichts besonderes, aber das Fort ist einmalig (und ich sag das nach zwei Wochen im fort-uebersaeten Rajasthan). Kostet die ueblichen unverschaemten 250 rupies eintritt fuer auslaender, aber bietet dafuer auch was: tolle ausblicke ueber die "blue city" (Altstadt mit in indigo gestrichenen Haeusern), sehr gut erhaltenes und restauriertes fort, und einen audio guide. Und in schoenster Zweiklassengesellschaft eine lounge nur fuer audioguideuser = aulaender.

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12 März 2004

Von der Kamelsafari zurueck. Warum macht ein vernuenftiger Mensch sowas, und zahlt auch noch dafuer? Es ist in der Wueste tagsueber abartig heiss, nachts saukalt, kahl und monoton, und ein Kamel ist alles andere als bequem (an das Geschaukel muss man sich erst gewoehnen, am zweiten Tag ist es fast bequem).
Ich hab's trotzdem genossen; die Landschaft ist zwar monoton aber gerade deswegen schoen, die Kamele richtig suess (auch wenn sie riechen wie ein alter Teppich), und mitten in der Wueste unter dem einzigen schattenspendenden Baum zu kampieren, waehrend der Kameltreiber auf dem Lagerfeuer chai kocht und chappatis braet, abends unter den Sternen zu schlafen und den stories der inder lauschen; das alles zusammen ist ein unvergessliches Erlebnis. Nicht spektakulaer, auch wenn man gelegentlich an einem alten Tempel oder einem verlassenen Dorf vorbeikommt, viel passiert auf den ersten Blick nicht, aber man muss sich einfach auf dei Wueste einlassen und geniessen was kommt.
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09 März 2004

[Montag]
Bikaner liegt abseits der ueblichen Touristenpfade, aber ich weiss wirklich nicht wieso. Junargarh fort ist mindestens so beeindruckend wie das amber fort in jaipur, die altstadt ist ganz nett um durch die bazaars zu schlendern, und die eigentliche Hauptattraktion ist der karni mata temple in deshnok (eine stunde per bus weg, hab mittags einen zu 2-300% gefuellten bus genommen, die reinste Saune; zurueck bin ich auf dem dach eines busses gefahren, das ist eindeutig angenehmer).
Eigentlich ein ganz normaler Hindutempel, bis auf den Umstand dass hunderte von heiligen Ratten darin rumlaufen. Wenn sie einem ueber die Fuesse laufen bringt das Glueck, genauso wie eine weisse Ratte zu sehen oder von den Ratten besabberte Opfergaben zu essen. Darauf hab ich aber lieber verzichtet, auch wenn ich die Ratten eigentlich ganz niedlich fand, und nachdem man es gewohnt ist, dass auf den Strassen Kuehe, Schweine, Affen, Kamele etc rumlaufen ueberraschen einen Ratten im Tempel auch nicht mehr.

Dann abends mal wieder in einer absoluten Zufallsbekanntschaft einen Inder kennengelernt, der mich erstmal zum Tee eingeladen hat, dann erzaehlt hat, dass er gerade seinen Phd in klassischer indischer Musik gemacht hat, und als ich erwaehnt habe, dass ich seit Jahren Klavier und Gitarre spiele hat er darauf bestanden, mich zu sich nach Hause mitzunehmen und seiner Familie vorzustellen, wo wir uns durch CDs mit verschiedenen Stilen klassischer Musik gehoert und zusammen gegessen haben.
Seine kleinen Kinder waren ganz aus dem Haeuschen, dass sie die Photos der Digitalkamera sofort sehen koennen; hab also ein dutzend photos von der familie geknipst und bin dann noch beim cybercafe vorbeigegangen und hab sie ihnen auf cd brennen lassen. Er hat mir noch versprochen, wenn ich ihm Geld fuers Porto dalasse schickt er mir eine cd seiner aktuellen Studioproduktion, mal sehen, vielleicht krieg ich eine tolle cd, und wenn nicht, Musiker soll man immer unterstuetzen ;)

[Dienstag]
Meine zum Glueck letzte Busfahrt ueber nacht nach Jaisalmer (wenn ihr die Wahl habt: setzt euch *nie* nach hinten). Um fuenf Uhr morgens angekommen; trotzdem war drei sekunden nachdem ich aus dem bus gestiegen bin jemand da, der mich in sein Hotel schleppen wollte. Nachdem das Hotel aber ganz nett, romantisch gelegen und nicht teuer war bin ich da einfach mal geblieben, aufs Bett gefallen und erstmal bis Mittags nochmal geschlafen.
Dann durch das Fort (voll bewohnt, mit Geschaeften und Wohnungen, und dazwischen steigt man eine krumme Treppe hoch und steht dann ploetzlich auf der Mauer und geniesst den Ausblick ueber die Wueste) und Jaisalmer geschlendert.
Extrem touristisch, der Ort lebt vom Tourismus (und vom Militaer,wegen der Naehe zur pakistanischen Grenze), aber bezaubernde Athosphaere, und ueberall prachtvolle alte Haeuser, wie aus 1001 Nacht.
[Samstag]
In Jaipur in ziemlich schlechtem Zustand angekommen (monstroeses Kopfweh vom moskito-repellent-verdampfer, halb verstauchter knoechel vom dem-bus-nachrennen, erkaeltung vom eine-stunde-morgens-um-fuenf-uhr-frueh-auf-den-bus-warten), aber noch rechtzeitig das knappe dutzend fuers wochenende aus baroda nach Jaipur gekommener trainees getroffen, um zur elefanten-parade zu gehen.
Von der war allerdings eine halbe stunde nach angesetztem beginn noch nichts zu sehen, also haben wir uns noch mit billiger kleidung eingedeckt (morgen ist holi) und hab mich dann mit marielle und nadine zum amber fort abgesetzt. Wahnsinns-fort, schoener palast, und man kann sich endlos in kleinen gaengen und treppen verlieren.

Nachmittags ins cricket-stadium zum elephant festival; faszinierende parade von mehreren dutzend fein rausgeputzter, bemalter und geschmueckter elephanten, kamelen, musikgruppen etc, dazu etliche folk- und tribal taenze, und so mehr oder minder unterhaltsame aktionen wie elephantenpolo (der wahrscheinlich langsamste sport der welt), elephanten-gegen-touristen tauziehen (der elephant hat muehelos gewonnen) und elephantenrennen (waere beinah in panik ausgeartet, als die veranstalter das rennen trotz innerhalb der absperrung sitzender zuschauer gestartet haben und die elephanten nur ganz knapp davon abgehalten wurden, in die menge zu laufen)

Abends dann nach langer diskussion (Nachteil von grossen Gruppen, alle sagen es ist ja egal wo wir hingehen, aber sobald man konkret was vorschlaegt, will der eine unbedingt non-veg, der andere nicht zu teuer und der dritte moeglichst westlich essen) bei pizza hut gegessen und tatsaechlich so etwas wie eine bar gefunden.
Echt schoen, nach einer Woche alleine unterwegs nochmal mit einer horde baroda-trainees abzuhaengen, und mal einfach mitzulaufen statt immer eigene Plaene zu schmieden.

[Sonntag]
Tag des Holi-festivals, an dem (neben einem eher unbedeutendem religioesen Hintergrund) das Ende des winters gefeiert wird (auch wenn mir schleierhaft ist, warum man feiert, dass es statt angenehm warm jetzt wieder abartig heiss ist).
Das fuehrt zu so was wie Karneval, mit Lagerfeuern in den Strassen (grundsaetzlich in der Mitte vielbefahrener Kreuzungen), besoffen auf motorraedern durch die stadt cruisenden teenagern, und vor allem massenhaft farbpulver, das man sich gegenseitig ins gesicht schmiert, ueber die haare schuettet etc.
Wir haben uns erstmal Vaseline auf die Haut und Oel ins Haar geschmiert (damit die Farbe wieder abgeht), dann beim naechsten Farbpulver-verkaeufer bewaffnet und ins getuemmel gestuerzt. Das Ergebnis laesst sich eigentlich nur auf Photos beschreiben ;)
Nadine hat gemeint, der zutreffendere Name waere "national sexual harrassment day", sie hatte einen "Wettbewerb" mit Sarah laufen ("What's the score?" - "1 ass, 3 boobs"), aber nach dem vollen Dutzend aufgehoert zu zaehlen.
Verstehe jetzt, warum der hotel-manager maedels alleine nicht rausgelassen hat, wir waren vier jungs und acht maedels, und hatten manchmal alle haende voll zu tun, aufdringliche indische teenager in die schranken zu weisen.
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05 März 2004

Mal wieder einen neuen Langsamkeits-Streckenrekord aufgestellt: fuer 350 kilometer oder so von Chittorgarh nach Fatehpur Sikri 16 Stunden (inklusive einer Stunde Verspaetung bei der Abfahrt und zwei bei der Ankunft - ist bitter wenn man um halb fuenf morgens aufsteht weil der Zug ankommt und dann noch zwei Stunden in der Tuer steht bis er tatsaechlich ankommt - aber dafuer herrlichen Sonnenaufgang gesehen)

Fatehpur Sikri besteht aus einem riesigen Ruinenfeld (in dem ich aber eher wenig rumgelaufen bin, zu heiss und zu muede), und wunderbar erhaltenem Palast und Moschee. Bin ein bisschen Sehenswuerdigkeiten-uebersaettigt, aber trotzdem echt sehenswert.

Mittags mit dem Bus nach Bharatpur; die Stadt kann man vergessen, aber es gibt einen herrlichen Vogelschutz-Nationalpark. Nicht so super spektakulaer, ausserdem Nebensaison (die Zugvoegel sind nur im Winter hier), aber schoene Seen-Sumpflandschaft, jede Menge Voegel, und unerwartete Einblicke abseits der ausgetretenen Pfade (man kann den Park wunderbar mit dem Fahrrad erkunden [und dabei im hintersten Eck einen Platten haben...], und laeuft dabei schonmal ein paar Dingos ueber den Weg, die das Gerippe einer halbverfaulten Kuh abnagen...

So, und jetzt werf ich mich ins Bett, werde morgen um fuenf uhr frueh den Bus nach jaipur nehmen um mich mit einer horde baroda-trainees zu treffen.
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03 März 2004

[Dienstag]
Mit dem Bus von Udaipur nach Rhanakpur rausgefahren, dreieinhalb Stunden fuer 60 kilometer ueber wirklich abenteuerliche, schmale Strassen an den Bergen entlang, (man glaubt eigentlich nicht dass die Strasse breit genug fuer ein Auto ist, aber es komen tatsaechlich ein Bus und ein Truck aneinander vorbei), aber der Jain temple dort ist wirklich sehenswert.
Dann weiter nach Khumbalghar, einem ziemlich beeindruckenden fort. Dort per Zufall eine englische Reisegruppe wieder getroffen, deren Fuehrung ich in Rhanakpur mitgehoert habe.
Der Reiseleiter und die Gruppe waren echt nett und haben mich spontan eingeladen, mich der Gruppe anzuschliessen; und als sie gehoert haben dass ich nach Udaipur unterwegs bin angeboten, in ihrem Bus mitzufahren, was mir sehr gelegen kam, weil ich nicht wusste, wo und wie ich nach Udaipur zurueckkommen wuerde, und ob's ueberhaupt noch einen bus zurueck nach Udaipur gibt um diese Zeit. Beweist mal wieder mein Motto in Indien: "No matter what happens, it all works out in the end".
Hatte mit denen dann noch dinner (das beste chicken tikka masala Indiens), und als der Reiseleiter mir zum Abschied seine Karte gegeben hat (Austausch von emailadressen, denen man dann doch nie schreibt gehoert zum Zufallsbekanntschaften-Ritual unter travellern) hat er noch gefragt, ob ich nicht fuer "a bit of fun" in sein Hotelzimer komen will - hab ein paar Sekunden gebraucht, bis mir klarwurde was er damit meint, hab dann hoeflich aber entschieden abgelehnt und mich etwas verstoert verpisst.

Auf dem Bahnhof einen hoechst ungewoehnlich entstellten Menschen gesehen, sein ganzer Koerper war mit "Blasen' und Beulen bedeckt, schauder.
Wirkte aber ansonsten ganz gesund (im gegensatz zu sonstigen bettlern, die einem ihre entstellten Gliedmassen hinhalten bis man ihnen geld gibt damit sie damit aufhoeren), vielleicht deshalb so extrem.

[Mittwoch]
Relativ frueh aufgestanden, um meinen acht-uhr-zug nach chittorgarh zu erwischen, der zug ist dann eine halbe Stunde zu spaet angekomen, aber hey, no rush, das heisst nicht, dass er jetzt nicht noch eine halbe Stunde auf dem Bahnhof rumsteht bevor er dann tatsaechlich faehrt...
War auch das erste Mal, dass ein Zug nur zu 20% oder so gefuellt war statt rammelvoll, das war richtig komisch, hab mich gefragt ob das schon sein kann, oder ob ich in einem Zug auf dem Abstellgleis oder sowas gelandet bin. Die indische Bahn macht laut Zeitungsmeldung Verlust, und kann es sich deshalb nicht leisten, das zum Teil noch von den Englaendern gebaute Streckennetz zu modernisieren. Hmm, die haben ein Monopol, die Investitionen in die Gleise sind laengst abgeschrieben, und so viele Zuege, wie sie fahren lassen koennen, sind fast ausnahmslos Tage vorher ausgebucht - und sie machen Verlust? Na ja, Staatsunternehmen halt.

Nachmittag ein nettes franzoesisches Paar getroffen und mir die Rikscha zum Fort geteilt. Echt beeindruckend; chittorgarh liegt mitten im Nichts und besteht nur aus dem Fort (riesig, 36 km lange Befestigungsanlagen, etliche Tempel, Palaeste und Ruinen) und einer kleinen Stadt drumrum, aber echt beeindruckend, und erstaunlich leer und untouristisch.

Ach ja, und fuers Fernsehen bin ich auch noch interviewt worden (morgen abend auf Rhajasthani TV, falls es jemand sehen will ;), die wollten einfach einen beliebigen Auslaender fuer eine Reportage ueber Tourismus in Indien.

01 März 2004

Nach einer Woche relaxtem Abhaengen in Baroda wieder auf Tour, diesmal fuer zwei Wochen in Rhajasthan.

Die Woche in Baroda ist sehr schnell vergangen; jede Menge neue Leute (in der flat: Monika aus Polen, Apad, deutsch-tuerke, und David aus Mexiko), francois ist von nepal zurueckgekommen und gestern kurz vor mir gefahren (hat einen Flug am 5. Maerz, hofft aber eher einen Platz zu bekommen, nachdem sein Visum am 2. Maerz auslaeuft...), fast jeden Abend mit den anderen Trainees in einer der flats bis spaetabends gequatscht (schoen, wenn man nicht mehr um sieben aufstehen und deshalb meistens als erster von den parties gehen muss).
Totaler Generationswechsel in Baroda, fast alle aus "meiner Generation" sind schon weg oder fahren in den naechsten Wochen, das machts einfacher aus Baroda zu gehen.

Ist mal wieder Abschied auf Raten bei mir: hab mich "offiziell" von den meisten verabschiedet, aber werde am 14. Maerz nochmal einen halben Tag in der flat vorbeikommen, um mein Gepaeck mitzunehmen, und naechstes Wochenende treff ich mich nochmal mit einer Gruppe trainees, die fuer's Wochenende nach Jaipur fahren.
Freu mich eigentlich schon wieder auch aufs Nachhausekommen, aber dann hab ich mich auch so an das Leben hier gewoehnt dass ich mir gar nicht vorstellen kann, in zwei Wochen wieder ganz woanders zu sein.
Ist gefuehlsmaessig wie vor der Abreise nach Indien: eigentlich hab ich's so schoen hier, warum will ich eigentlich weg.

Samstag nochmal eine grosse Party, anlaesslich des Einzugs von Ex-Ellora 5 in ihrer neuen Wohnung. Vielleicht nicht die beste Idee, als erste Aktion in einem konservativen Wohngebiet eine grosse laute Party zu veranstalten; dementsprechend kam dann auch die von aufgebrachten Nachbarn alarmierte Polizei vorbei. Frage "is there alcohol in the house?" - waren aber weniger daran interssiert, woher wir den hatten (Prohibition und so), sondern wollten vielmehr damit bestochen werden...

Meinen Scooter hab ich bei Hassan abgestellt, Imran verkauft ihn fuer mich (in vier Monaten nicht im Strassenverkerh umgekommen - Spielstand: Ich 1, Indien 0!)- kein Scooter mehr, keine Sittafal milkshakes beim lassi place mehr, kein chai place mehr (nachdem die besitzerin schlecht ueber uns geredet hat wegen der lockeren Sitten und merkwuerdigen Braeuche, sich zur Begruessung zu umarmen oder bussi auf die wange zu geben) - kann jetzt beruhigt aus Baroda gehen.

Bin jetzt in Udaipur, ueber mehrere Umwege (die Gleise hierher sind nur Schmalspur, musste also den Bus nach Ahmedabad nehmen und dort umsteigen, und der Bus ist prompt auf dem Weg kaputtgegangen (Ploetzlicher Halt im nirgendwo, alle steigen aus...schliesslich die Erklaerung 'this bus is breakdown, other bus in very short time' - "very short time" kann in indien alles heissen zwischen fuenf minuten und vergiss es, hatte zum glueck genuegend zeit eingeplant). 13 Stunden fuer 400 Kilometer, nicht schlecht.

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