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Um was geht's hier? Berichte und Photos von meinem Aiesec-Praktikum 2003 bei Vigorsoft in Baroda (Gujarat, Indien).
Die Photos finden sich unter dem links rechts.
Und wen mein ganzes Geschreibsel interessiert, der klickt auf die "archive"-links am rechten Rand oben; auf der Hauptseite erscheint nur der aktuelle Monat.

23 Februar 2004

Ende meines Trips in den Sueden:
ganz unspektakulaer noch zwei Tage in Goa an den Strand gelegt, in Colva und Benaulim, nicht ganz so verwestlichte Athmosphaere wie an anderen Straenden (hauptsaechlich indische und (warum auch immer) russische Urlauber), auch sehr schoen, wenn auch nicht ganz so ein Postkartenidyll wie palolem, hatte dafuer Hotel mit eigenem Pool, mmh.
Bin einfach mal planlos rumgegangen und hab in Hotels nach Zimmern gefragt, das Hotel mit dem wunderbaren Pool, in dem ich jetzt bin, war eigentlich ausserhalb meines budgets, wuerde normalerweise 700 rs = 15 Euro pro Nacht kosten. Ein penetrantes "just tell me how much you want to pay" ist normalerweise nur Abzocke (wirtschaftlich ausgedrueckt "Bestimmen der maximalen Zahlungsbereitschaft"), hab einfach 300 rs gesagt, um ihn loszuwerden, und ein Zimmer dafuer bekommen.

War wieder fit, und konnte auch wieder fast normal essen, aber trotzdem noch etwas geschwaecht durch die ueberstandene Lebensmittelvergiftung, gut, erst mal nicht rumlaufen zu muessen, und stattdessen einfach mal in der Haengematte am Pool liegen zu koennen und gar nichts zu tun ausser kuehle Cola zu trinken und gelegentlich eine Runde zu schwimmen oder am Strand spazieren zu gehen (und ironischerweise dabei "The 7 Habits of highly effective people" gelesen).

Vom Bahnhof aus mit einem motorcycle taxi an den Strand, laut Lonely Planet müssen dabei seit neuestem auch die Passagiere Helme tragen, hat sich aber scheinbar noch nicht rumgesprochen, hab jedenfalls weit und breit keinen Helm gesehen, wäre auch irgendwie komisch. Der Fahrer hat darauf bestanden, mir den schweren Rucksack abzunehmen und ihn vorne auf den Lenker gelegt zu transportieren. Ich will mal glauben, dass das die Gewichtsverteilung verbessert...

In mumbai nur ein zwischenstopp, ins kino gegangen, westlichen Fastfood gegessen und Buecher gekauft, auf den mehrere Quadratmeter grossen Staenden von Strassenhaendlern finden sich zwischen voellig obskuren Antiquitaeten auch mal aktuelle Informatikbuecher fuer 3 Euro.

Heute morgen gegen halb fuenf wieder in die nizampura-flat gekommen, zu Reaktionen zwischen erstaunt ("who are you?" - jenny ist angekommen, nachdem ich gefahren bin, und kannte mich deshalb noch nicht), ueberrascht ("what the hell are you doing here?" - christian hab ich wohl zu frueh aufgeweckt) und lieb (bussi von marielle).
Schoen, wieder nach Hause zu kommen, wenn auch nur fuer eine Woche, es faellt einem richtig auf wie sich jedes Detail veraendert hat. Und Sarah ist nur wenig nach mir auch wieder gekommen, bisschen frueher als geplant nach einer frustrierenden Bus-oddyssee nach Diu, wir sehen uns also nochmal die ganze Woche, schoen.

Meine Verdauung ist wieder fast normal und okay, aber fuehl mich noch ein bisschen fertig nach zuviel rumlaufen und fast nix essen (hab ein paar kilos verloren in der letzten woche), heute erstmal auf dem sofa ausgespannt, gedoest und gelesen und endlich wieder Musik gehoert und einfach die Batterien aufgeladen.

18 Februar 2004

[Samstag]
In Madurai verbracht, wieder eine von Tamil Nadu's Tempelstaedten, hier heisst er Srirangam und ist wirklich beeindruckend. Man kann problemlos einen Nachmittag verbringen, durch den Tempel zu wandern, die Statuen und Wandmalereien zu bewundern, menschen beim pujja (opfer) zuzusehen, am "golden lotus water tank" in der sonne zu sitzen und der (normalerweise nervigen, aber hier passenden) klassischen geistlichen Musik zuhoeren,...

Und dann hat mich auf der Strasse noch unverhofft jemand angesprochen, der mitgehoert hat, als mich jemand gefragt hat, aus welchem Land ich komme. Hat sich dann als Mohammad vorgestellt, Professor fuer Franzoesisch und deutsch an der uni von trichy, und wir haben zusammen typisch suedindische Spezialtitaeten zu Abend gegessen und uns beide gefreut, mal wieder laenger deutsch zu reden. *Das* sind die stories, die Indien ausmachen.

[Sonntag]
Varkala ist ein Traum: ein Strand wie aus dem Bilderbuch, dahinter Klippen, und darauf palmen, kleine Hotels und restaurants, wo man wunderbar im liegestuhl liegen und mit einem guten Buch und frisch gegrilltem Fisch den Wellen beim sich-an-der-kueste-brechen und der Sonne beim untergehen zuschauen kann.
Soundtrack: Sitar mit Synthie-groove, erstaunlich entspannend.

Ist natuerlich sehr touristisch, aber (noch) weniger "verwestlicht" als goa (abgesehen von den *wirklich* nervigen Trommelverkaeufern).

Jedes Geschaeft hat ein Regal mit gebrauchten Buechern, die man billig kaufen oder tauschen kann, ist immer interessant zu sehen, was die Leute hier lesen und zuruecklassen, von Harry Potter bis zum ikea-katalog.

Hab mich gewundert, warum die internet-cafes so teuer sind (rs 60 pro stunde), bis ich gesehen hab, dass es keine telefonleitungen gibt, und die pc's an einem gprs-handy haengen. Das ist echte hi-tech, hab ich in europa (wegen ueberzogener kosten) noch nicht gesehen.

Auf dem Weg vom Bahnhof trotz unhandlichen Rucksacks von einem jungen Inder auf dem Gepaecktraeger seines Fahrrads mitgenommen worden, einfach weil "i like englisch people".

[Montag]
Eigentlich wollte ich heute weiter nach kollam zum backwater cruise nach allepey, allerdings machte mir da der gestern gegessene Fisch einen Strich durch die Rechnung; hab den Vormittag auf dem Klo damit verbracht, meinen Mageninhalt durch saemtliche Koerperoeffnungen so schnell wie moeglich auszuscheiden und dazwischen mit magenkraempfen im bett zu liegen.

Als ichs geschafft hatte, lange genung nicht zu kotzen um einer Schmerztablette zu erlauben, lange genug im magen zu bleiben um ihre Wirkung zu entfalten ging's mir dann aber schon besser, und bis zum Abend fuehlte ich mich wieder fit genug, zum Strand zu gehen, um Wasser und Saft zu kaufen und das auch erfolgreich zu verdauen.

[Dienstag]
Nochmal nen Tag entspannt, mir geht's wieder gut, und varkala ist ja kein schlechter ort um sich zu erholen ;)
Die backwaters und cochin hab ich also versaeumt, stinkt mir gewaltig, aber zum glueck gibt's einen bus nach cochin, so dass ich die gebuchten zuege fuer die langen strecken zurueck nach baroda noch erreiche
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14 Februar 2004

[Mittwoch]
Wollte in der alliance francaise vorbeischauen um mal wieder eine europaeische Zeitung zu sehen, aber die Idioten lassen nur Sprachkurs-Schueler rein - die sollten sich mal ein Beispiel am deutschen Kulturzentrum nehmen! (siehe Bangalore). Aber einige nette franzoesiche cafes und buchhandlungen gefunden in der umgebung gefunden.

Zur Mittagszeit wegen Hitze in den schattigen botanischen Garten gefluechtet. Nett, wenn auch ziemlich verwildert, aber zumindest weiss ich jetzt, wie die Baeume entlang der Strassen heissen.

Nachmittags ein Fahrrad ausgeliehen und 15km zu Auroville gefahren (hab ich schon mal erwaehnt, dass es verdammt heiss ist?), einer Aurobindo-inspirierten internationalen Gemeinschaftssiedlung. Gedacht als Geld-lose weltumspannende Gemeinschaft, aber wohl eher was fuer reiche westliche Aussteiger.
In Zentrum steht der matrimandir, ein wirklich fantastischer Tempel in Form einer mit Gold verkleideten Riesenkugel. Innen faellt Licht durch einen Spalt im Dach in die duestere central chamber und auf eine grosse Kristallkugel in einem Raum aus weissem Marmor - wirklich beeindruckend; leider wird man im Touristen-Schnellgang durchgeschleust.

Zu Abend gegessen mit den Leuten, mit denen ich mir gestern das taxi geteilt habe, ist schoen, sich mit interessanten Leuten zu unterhalten, die einem zufaellig und unverbindlich ueber den weg laufen.
Im Ashram gab's danach noch ein Kammermusik-konzert (bach, schubert und jazz fuer klavier und geige), richtig gut.

Auf dem Heimweg mit dem Australier verlaufen (eigentlich unmoeglich, man geht in pondy immer nach Osten, bis man auf's meer und die Hauptstrase stoesst) und nach der curfew des guest house um halb elf angekommen, zum glueck war noch jemand auf und hat uns gehoert und reingelassen.

[Donnerstag]
Wollte eigentlich einen Bus nach Villupuram nehmen, und von dort mit meinem reservierten zug weiter (zum Glueck hab ich gestern nachgefragt, wann der zug von pondy faehrt, und erfahren, dass der naechste zug von hier wegen gleisbauarbeiten fruehestens in drei monaten faehrt, so lange wollte ich dann doch nicht warten).
Hab als ich schon im Bus sass bemerkt dass ich den brustbeutel mit pass, kreditkarte und zugtickets im guesthouse vergessen hab; bin also an der naechsten kreuzung aus dem fahrenden bus gesprungen und zurueckgerast, hab zum glueck alles vollstaendig wiederbekommen.

Dann halt per bus weiter nach trichy (oder tiruchirapalli, wie's jetzt offiziell heisst), dauerte also ingesamt sieben stunden fuer 250 kilometer...
Danach etwas fertig (eine mörderische Fahrt in einem public bus statt der relativ bequemen Zugfahrt ist eine harte Strafe für Vergesslichkeit...), also nur noch im Hotel relaxt.

[Freitag]
Trichy ist als Stadt nicht der rede wert, mal wieder gross, dreckig und chaotisch. Aber tolle Tempel, darunter der rock fort temple (in den man als nicht-hindu nicht reindarf, aber die 500 stufen zum aussichtspunkt darf man raufklettern), und der srirangam, die groesste Tempelanlage Indiens, mit sieben konzentrischen mauern und zwei dutzend gopurams (grosse, reich mit statuen geschmueckte tor-tuerme, typisch for sued-indische tempel).

10 Februar 2004

Hatte heute einen kleinen Luxus-Anfall und hab mir (statt fuer 50 rs den public bus nach pondicherry zu nehmen) fuer 250 ein jeep-taxi mit einem canadier und zwei australierinnen geteilt, 4 euro komfortsteuer sozusagen, aber war nett, und treff mich mit ihnen heute zum dinner.

Pondicherry hat nicht eben viele Sehenswuerdigkeiten, ausser einem Shri Aurobindo Ashram, aber da gibt's in Baroda auch einen, aber eine super Athmosphaere (am Strand, mit [zumindest in einem viertel] vielen schoenen klassischen gepflegten franzoesischen Gebaeuden, Palmen am Strand etc.

Wohne in einem guesthouse des ashram, fuer 200 rs ein super Zimmer, weiches Bett, heisses Wasser, sauberes Bad, Fenster, echt luxurioes. Diese Ashram-Leute moegen etwas durchgeknallte Philosophien haben, aber Orte schaffen, an denen man sich wohlfuehlt, das koennen sie.

Ein Geschaeft fuer "exil-franzosen" entdeckt, indem es solche Kuriositaeten gibt wie Kaffeefilter, Deo oder mehrere Sorten Klopapier.

Unspektakulaeres Museum mit alten franzoesichen Moebeln (inkl. Klavier, das erste,das ich in Indien gesehen hab, und dann darf man nicht drauf spielen weil's ein Ausstellungsstueck ist, grrr) und indischen archaelogischen Ausgrabungen. Kurios: Das steht tatsaechlich ein Stapel voellig un-besonderer Stapel Ziegelsteine auf dem Boden, inkl. zweisprachigem Schild "Bricks. Pondicherry".

09 Februar 2004

Wollte eigentlich heute morgen frueh aufstehen und eine Radtour zu einem Tempel ausserhalb machen. Hab aber gestern abend im restaurant ein paar deutsche getroffen, die zwischen Abi und Studium durch Indien touren, und mich mit denen bis ziemlich spaet etwas verratscht.
Also doch erst spaeter, so gegen zehn, losgefahren. Auf einem "Hero Jet" (unglaublich altmodisches, unbequemes und schlechtes Standard-Fahrrad Indiens) hab ich fuer die knapp zwanzig Kilometer zwei Stunden gebraucht, bei extremer Hitze, hab glaub ich noch nie so geschwitzt.
Oder hoechstens direkt darauf, als ich die fuenfhunder Stufen zum "eagle temple" hochgegangen bin.
Aber interessanter Tempel, wunderbare Aussicht, und es war einfach schoen, auf dem Fahrrad gemaechlich durch die laendliche Gegend zu touren. random quote: "physical discomfort only matters if the mood isn't right", und mir hat's gefallen, auch wenn mir jetzt noch der hintern weh tut.

Gelegentlich sieht man auf den Feldern sowas wie einen Traktor oder Maehdrescher, und im naechsten Dorf fuehlt man sich dann wieder ins Mittelalter zurueckversetzt, wenn man Leute sieht, die Getreide per Hand mit der Sichel ernten, auf der Strasse zum trocknen ausbreiten und dann mit fuessen treten, bis der Wind die Spelzen wegblaest.

Dann noch den "shore temple" und die "five rathas"(in Stein gehauene Tempel in Form von Streitwaegen) angeschaut, mal wieder unesco weltkulturerbe (und mal wieder unverschaemte 250 rs Eintritt), und mal wieder ganz nett, aber hat mich jetzt nicht so von den socken gehauen.

Aber gibt ja auch einen schoenen Strand hier, auch wenn sogar die Inder wegen der unberechenbaren Wellen vom richtigen Schwimmen abraten, aber gut fuer Spaziergaenge, Sonnenuntergang und Meeresrauschen.

Was ist multikulturell? Mein Mittagessen heute: In Indien mit Englaendern in einem tibetischen restaurant italienisch essen, waehrend der nepalesische Kellner spanische Musik einlegt.

Mahaballipuram hat einfach eine sehr relaxte Athmosphaere, man kann hier auch wunderbar im Strassencafe sitzen, Leute gucken und bei guten Buch (aktuell: Rober Pirsig: Zen and the art of motorcycle maintenance - merkwuerdig aber klasse) und Kaffee den Vormittag vertroedeln.
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08 Februar 2004

Mit dem bus nach mahaballipuram gefahren (das heisst wirklich so, die staedte in tamil nadu haben alle neue, nicht-koloniale Namen in Tamil nicht unter drei Zeilen Laenge ;)
Schoen alte Tempel, Strand, gemuetliche kleine Stadt, einfach nett. Dazu restaurants mit leckerem seafood, herrliches Wetter, relaxte Atmosphaere.
Jede Menge Touristen, sowohl Inder als auch Auslaender, aber ganz okay.
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07 Februar 2004

Heute morgen um fuenf in chennai angekommen. Ohne Probleme ordentliches billiges guest house gefunden, und dann zu Fuss die Stadt erkundet - Diagnose: chennai ist stinklangweilig, hier gibt's eigentlich gar nichts weshalb man unbedingt herkommen muesste. Dazu das lausige Wetter (zum ersten Mal seit Monaten ein richtig bewoelkt-nebliger Himmel, aber trotzdem stickig heiss), eine gewisse Grossstadt-Saettigung und wirklich extreme Luftverschmutzung (man hat das Gefuehl, nur mit halber Kraft zu atmen) und ich nehm morgen frueh den ersten Bus raus aus chennai.
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06 Februar 2004

Heute im "Max Mueller Bhavan" vorbeigeschaut, so heissen die Goethe-Institute in Indien. Auf dem Weg erstmal ordentlich verlaufen (scheiss geaenderte Strassennamen; was im Stadtplan noch Lavelle Road heisst, steht auf dem Strassenschild (ja, die gibt's hier, sogar manchmal auf englisch) als Chatrapaya Chowk oder sowas. Das kommt von der Indisierung der alten englischen Strassennahmen (schliesslich waren das ja Kolonialherren, als stolzer unabhaengiger Staat will man die englischen Namen nicht mehr benutzen), natuerlich benutzt in der Praxis niemand die neuen Namen, die Taxifahrer etc kennen sie zum Teil nicht mal.

Auf dem Weg etwas durchs Villen- und Softwarefirmen-Glaspalast-viertel flaniert.
Die (der Max Mueller Bhavan, nicht die Softwarefirmen) haben kaum zwei Wochen alte Zeitungen, halbwegs aktuellen Spiegel, Focus, etc, und das beste: ein idylllisches Cafe auf dem Dach mit authentischem und extrem leckerem Guglhupf, Apfelstrudel, Wiener Schnitzel,... *Extreeeem gut*.
Hab mir erstmal ordentlich den Bauch vollgeschlagen, und dann ins Kino und den dritten Teil von Herr der Ringe angeschaut (ist heute endlich angelaufen, ganz nett, aber fuer meinen Geschmack zu viele pompoese Gefuehlsdusel-szenen und zu sehr beschnittene story, fast wie ein hindi-movie ;)
Dass das Publikum den Film wie einen hindi-movie behandelt hat (sprich: etliche Zwischenrufe und Kommentare, ironisches Klatschen bei ueberzogenen Szenen, Pfeifen bei Kussszenen,...) hat auch dazu beigetragen...

Gerade meine Photos von der Kamera auf Cd brennen lassen (ja, das geht hier, versuch das mal in Deutschland zu finden. Okay, liegt daran dass sich hier wenig Leute zuhause einen pc oder internet-anschluss leisten, und deshalb jeder ins internetcafe geht, aber trotzdem), und jetzt geh ich noch eine pizza essen. Kompletter western escape also heute, aber hey, ich hab's genossen.

Es gibt hier auch etliche bars (Bangalore ist in Indien bekannt dafuer), konnte mich jetzt als Regensburger (hoechste Kneipendichte Deuschlands und so) nicht beeindrucken, aber na ja, ist ganz nett, ein kuehles Bier zu trinken und sowas wie Nightlife zu schnuppern.

Versteh jetzt, warum Einwanderer in Deutschland zuhause ihre Sprache sprechen statt deutsch, dass in der Doenerbude der tuerkische Sender laeuft etc. Auch wenn einem die oertliche fremde Kultur wirklich gefaellt und man sich eingelebt hat, manche Sachen sind einem, zumindest ab und zu, in der gewohnten Heimatversion dann doch lieber. Das heisst nicht, dass man sich nicht an die fremde Kultur anpassen oder darin zurechfinden wuerde, sondern einfach dass es halt doch sowas wie "kulturelle Heimat" gibt, ganz egal wo man gerade ist oder wiesehr man kosmopolitisch an fremde Laender gewoehnt ist.

Detail am Rande: beim Austteigen aus der Rikscha am Bahnhof hat ein porter (Gepaecktraeger) versucht, sich mein Gepaeck zu schnappen (kommt haeufiger vor, sie versuchen so, einen zu zwingen, sie fuer's tragen zu bezahlen). Hab das aber gemerkt und meinen Rucksack gleich selber geschultert -> Kommentar: "Ah, you know India!"

05 Februar 2004

[Mittwoch]
War gestern etwas un-beeindruckt von Hyderabad, hatte heute aber noch einen richtig guten Tag. Zuerst zum Golconda fort, einer ziemlich beeindruckende Festung eines dieser Koenigreich-das-im-Mitteralter-mal-fast-ganz-Indien-beherrscht-hat, bis es im naechsten Jahrhunder von der naechsten Moslem-Invasion plattgemacht wurde.
Dann zu den tombs of the qutb shahi kings, einer Sammlung von Grabmaelern und moscheen im Mini-taj-mahal-stil in einer Parkanlage, und zur Abwechslung mal nur den indischen Eintritt von 5 rupies gezahlt (ueblicherweise zahlt man als Auslaender bei allen Monumenten des Archaelogical survey of india den zwanzigfachen Satz; fuer wirklich grossartig Sachen wie das taj mahal okay, aber echt laestig, wenn man fuer jede un-beeindruckende oertliche Sehenswuerdigkeit 200 rupies abdruecken soll. Und fuer Leute aus Laendern mit weniger vorteilhaftem Wechselkurs (Russland, Lateinamerika) echt unfair.)
Dann noch im muslimischen Bazaar rumgetrieben, spektakulaer gutes Fladenbrot gegessen (wird gebacken, indem man es an die Innenseite eines im Feuer eingegrabenen Tontopfes klatscht), frisch gepressten Zuckerrohrsaft (nicht jedermanns Geschmack, aber super lecker) getrunken, mir von einem auf dem Fahrrad vorbeikommenden Mann in purer Zeichensprache den Weg zu einem Restaurant erklaeren lassen,...
Ueberhaupt ziemlich muslimisch dominiert, man sieht hier zb deutlich mehr Frauen in burquas (diese afghanistan-style formlosen schwarzen Ganzkoerper-Zelte) als in Saris, es gibt einen beef market, die architektur sieht aus wie in persien,...

Ziemlicher Kontrast zum modernen Teil der Stadt in Secunderabad, mit teuren geschaeften und gut ausbebauten Strassen mit moerderischem Verkehr.
Zu Hitec City, dem Zentrum der Softwareindustrie, bin ich nicht mehr rausgekommen, nachdem ein spanisches Paerchen, das ich gestern im Park getroffen habe, erwaehnt hat, dass sie Touristen da nicht mehr willkommen sind; hat wohl zu viele Photos von Stahl-und-Glas-Buerotuermen vor dem Hintergrund von uebelsten Slums gegeben.

[Donnerstag]
Bangalore ist (zumindest in ein paar Strassen im Zentrum) richtig modern, sauber, gepflegt, voller schicker Geschaefte, gut gekleideter Menschen etc, das ist ein halber Kulturschock im Vergleich zum Rest von Indien (okay, es ist natuerlich Indien, will heissen natuerlich wird man angebettelt und von Strassenhaendlern belaestigt, aber halt weniger als anderswo, und natuerlich sind die Rikschas und public busses Schrottkisten, aber hier zumindest in den letzten Jahren mal frisch getrichen worden... man merkt halt, dass die Leute hier das Geld und den drive haben, Sachen in Schuss zu halten, statt langsam verrotten zu lassen wie im allgemeinen in Indien.
Man sieht hier geschaeftige, fast schon hektische Menschen, Frauen in jeans und top, Maenner im modischen Anzug, teure Autos auf den Strassen, und die Stadt hat eine Aura von Erfolg, Attitude, Reichtum und Modernitaet.
Zumindest im Zentrum; ein paar Strassen weiter ist man dann im city market wieder im echten, chaotischen Indien, und noch ein paar Strassen weiter fangen die slums an...
Hab den Morgen erst mal mit der Suche nach einem Hotel verbracht (es ist gerade "andra pradesh state olympics" oder sowas, und irgend ein internationaler Kongress dazu, also alles voll, aber hatte einen hilfreichen Rikschafahrer, der mich zu etlichen Hotels gekurvt hat, und das nur fuer einen grosszuegigen Fahrpreis, ohne den Hotelpreis durch eine Kommission hochtreiben zu wollen (!).
Geh's auch unstressig an (relativ), hab heute morgen erst mal den Vormittag gruendlich geschlafen und im Bett liegend fern gesehen und gelesen (nett, nach fuenf Monaten mal wieder fernzusehen, und es gibt auch ein paar englische Kanaele, darunter auch so Sachen wie CNN oder MTV (auch wenn die hier unter Tags nur Hindipop bringen), und, kurios, einen deutschen Sender namens Deutsche Welle TV), und meinen neuesten Durchfall kuriert (Gott sei Dank gibt's Immodium).

Werde heute und morgen auf jeden Fall die Stadt geniessen, im (Breitband!) internet-cafe mails schreiben, in der Kaffeebar einen Cappucino schluerfen und auf der bereitgestellten Gitarre klampfen (muss noch einen Song fuer Carmel basteln, hab ihr versprochen, ihr ein Balkon-Staendchen zu bringen wenn ich wiederkomme, nachdem mein "shitbag blues" auf der abschieds-fete gut angekommen ist), im Kino einen englischen Film anschauen,...
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03 Februar 2004

[Montag]
Wollte mir gerade zu meiner grossartigen Planung gratulieren. Bin dann aber am Bahnhof gestanden, um meinen Zug nach hyderabad zu suchen, und habe dabei bemerkt, dass auf dem Ticket ja das Datum von morgen steht...
Also noch einen Tag in pune verbracht; mit ein paar Sinnsuchern der Osho-commune gequatscht und die Fuehrung uebers Gelaende mitgemacht.
*Wirklich* schoene Anlage, aber nach einer Weile wurde mir die Menge an merkwuerdigen Halbverrueckten zu gross.

[Dienstag]
Mittags nach zwoelf Stunden Zugfahrt in Hyderabad angekommen (ziemlich muede, weil zu viele schreiende Babies im Zug).
Bisschen durch die Strassen spaziert, auf aussichtspunkt geklettert, Tempel angeschaut, in Park abgehangen, deutsches Ehepaar getroffen (die verrueckterweise gestern in Baroda waren).
Wie jede Stadt halt, bis auf einen Unterschied: aus unerfindlichen gruenden ist hyderabad viel sauberer als andere indische Staedte, es liegt viel weniger Abfall auf den Strassen usw (was jetzt nicht heisst, dass es nach europaeischen Massstaeben sauber oder gepflegt waere, nur im Unterschied zu anderen indischen Staedten).
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01 Februar 2004

Heute in Pune, zum ersten mal seit vier Tagen wieder ueber Nacht = in einem Hotel statt im Zug geschlafen, und wieder ein ordentliches Bad (meine persoenlichen Hygienestandards waren stark in Gefahr, sich dem oertlichen Niveau anzupassen...)

Relativ un-aufregende Stadt, Baroda ziemlich aehnlich, gleiche Groesse, gleiche Mischung aus traditionell und modern.

Gestern abend noch zum 'jazz garden' (nach etlichen Riksha-irrwegen. Die Riksha-fahrer benutzen hier zwar anders als in den meisten Staedten das meter, was langwierige Verhandlungen spart, scheinen sich dafuer aber in der eigenen Stadt nicht so recht auszukennen, und fragen sich bei Kollegen durch). Leider kein Jazz auf dem Programm, aber dafuer indische Klassik-Weltmusik-fusion. Auch nicht schlecht.

Heute das Raja Kelkar museum angeschaut, mit etlichen Kunst- und Alltagsgegenstaenden aus Westindien. Nicht schlecht, aber bis auf die Musikinstrumente nicht so wirklich interessant.
Nachmittags zur "osho commune", dem meditations-zentrum des (mittlerweile verstorbenen, aber in den achtziger Jahren ziemlich beruehmt-beruechtigten) gurus Baghwan Rajneesh. Eine merkwuerdige Mischung aus Ashram und Ferienclub, und ganz klar auf reiche Sinnsucher zugeschnitten. Dementsprechend sieht man in der Umgebung jede Menge midlife-crises-gebeutelte, in purpurnen Roben und Jesuslatschen ziemlich laecherlich aussehende Europaer rumlaufen.
Dann aber noch ein echtes Juwel entdeckt: Den Park hinter dem ashram; angelegt als japanischer Zen-Garten, halb wild, halb geplant, mit Bambushainen, kleinen Baechen und Wasserfaellen, versteckt aufgestellten Buddhastatuen. Phantastische Athmosphaere.
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