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Um was geht's hier? Berichte und Photos von meinem Aiesec-Praktikum 2003 bei Vigorsoft in Baroda (Gujarat, Indien).
Die Photos finden sich unter dem links rechts.
Und wen mein ganzes Geschreibsel interessiert, der klickt auf die "archive"-links am rechten Rand oben; auf der Hauptseite erscheint nur der aktuelle Monat.

31 August 2003

Neulich in Alkapuri einen weissen Mann gesehen, der kein Aiesec-trainee ist.
Kann jetzt verstehen, warum viele Inder einen so anstarren, man faellt wirklich auf...

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Hab gestern einfach so ploetzlich Internet-zugang in der Arbeit bekommen. Aber laeuft natuerlich ueber einen proxy, so dass genau protokolliert wird, wer wie lange wo surft.

Wetter hat sich wieder bei Normalwerten von 30 Grad und 80% Luftfeuchte eingependelt, regnet auch kaum noch. Auch gut so, kann man endlich wieder durch die Strassen gehen ohne die Schuhe zu verschlammen, und die Kleidung auf der Waescheleine trocknet wieder. Mein mitgebrachter Elektrorasierer ist ziemlich nutzlos, die Haut ist wegen der hohen Luftfeuchtigkeit einfach nie wirklich trocken genug.

Vorgestern ist in Daman nach den Regenfaellen eine Bruecke eingestuerzt, mit ein paar Dutzend Toten. Dementsprechend stand gestern was in der zeitung von riots, angriffen auf polizeistellen etc. (es war schon lange bekannt und gefordert, dass die Bruecke repariert werden sollte).
Louise ist da trotzdem zur family eines coworkers gefahren, mal sehen was sie berichtet.
Und nachdem Daman auch so eine ex-portugiesische Region ist kann sie gleich mal den Alkohol fuer die naechste Party einschmuggeln...

Ansonsten ereignislose Woche; gearbeitet halt, und heute fuer den GMAT gelernt, da muss ich demnaechst mal nach ahmedabad um den abzulegen.
Dementsprech

29 August 2003

Julia hat gestern abend Baroda verlassen, geht jetzt zwei Wochen in einen Ashram ganz im Sueden, und dann nach Hause.
Schon komisch,wenn jemand mit dem man eine zeitlang wirklich eng zusammen gelebt und eine schoene zeit verbracht hat ploetzlich geht.

Sind momentan nur zu viert in der flat, es kommen aber im September wieder Leute.
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Dienstag

Heute in der Zeitung: schwerer Bombenanschlag in Mumbai, vorgestern waren da noch ein paar reisende Aiesec-Trainees.
Wird in Verbindung gebracht mit den Gujarat-riots von 2002, da muesen sich Muslims und Hindus uebel in die Haare gekriegt haben, hmm.
Um alle zu beruhigen: Mumbai ist 300 km weit weg, kein Grund zur Panik hier.


Wieder beim Arbeiten, und natuerlich scheint heute ganz wunderbar die Sonne... Ist auch besser so, gestern eine Zeitung gekauft (bin beim Bahnhof vorbeigekomen, so ziemlich der einzige Ort in Baroda, an dem ich bis jetzt einen Zeitungsverkaeufer entdeckt habe; kostet uebrigens 1 Rupie und 50 Paise, das sind 3 cent...), da standen dann alle moeglichen schoenen Stories drin, wie z.B. dass die Daemme von Ratten bewohnt und deshalb loechrig sind, so dass gestern die Schleusentore geoeffnet wurden, was z.T. zu krassen Ueberschwemmungen in der Stadt gefuehrt hat.
Hatte nach einer neuen Notebook-Festplatte gefragt; die Anwort war, dass die aus Ahmedabad kommen muss, da ist das Wetter genauso, dementsprechend kann es sein, dass sie morgen kommt, kann aber auch sein dass sie gar nicht kommt...


Gestern wieder mal beim Police bhavan zwecks Registrierung; der eine Beamte liess mich erst mal eine dreiviertelstunde warten, waehrend er rein gar nichts gemacht hat, der andere gab mir dann den ueblichen vigorsoft-nicht-anerkannte-Organisation-bullshit, schickte mich dann drei Strassen weiter zum Passkopieren, und war dann so gnaedig, meinen Antrag mal an welche-andere-Stelle-auch-immer weiterzuleiten; naechte Woche muss ich wieder hin, grrrrrr.

Hab keinen Internet-Zugang am Arbeitsplatz; nicht dass ich drauf aus waere, Zeit zu vertroedeln, weiss mich momentan gut zu beschaeftigen, aber es nervt, wenn ich jedesmal, wenn ich was job-bezogenes im Netz suchen muss, den PC im Gang hochfahren muss, der dazu gedacht ist, mal schnell die privaten mails zu checken. Um es mit Thomas' Worten zu sagen:"Ich weiß, dass das nicht wirklich sinnvoll ist in ner softwarefirma kein internet zu haben, aber that’s India."

Vermisse mein Klavier, oder ueberhaupt sonst irgendeine Form von Musikinstrument. Es gibt hier auch null Musikgeschaefte, auch keine Kneipen (die sowieso nicht, gibt ja keinen Alkohol, und Ausgehen ist in Indien generell nicht ueblich) oder sonstige Plaetze fuer lokale Bands oder sowas.
Uebrigens auch keine Sportvereine, abgesehen von einem Yoga-Zentrum (da geht Julia immer hin, ist aber nichts fuer einen Nichtspirituellen Grobmotoriker wie mich) und einem Fitnessstudio.

Mittwoch

Seit gestern aben wieder heftiger Regen, so ziemlich alle Strassen ueberschwemmt (nicht wirklich heftig, aber in der Mitte der Strasse steht halt das Wasser, und man darf am Rand im Matsch rumlaufen), etliche Bruecken ueberspuelt, Unterfuehrungen unpassierbar etc.

Ach ja, auf Louise's Wunsch muss ich das der Welt mitteilen:
Gestern abend vom huebschesten daenischen Maedchen in Baroda zum Essen eingeladen worden.

Was ich auch mal erwaehnen muss: Die Gemeinschaft der Trainees allgemein und in unserer flat im besonderen ist wirklich super; es ist erstaunlich welch unterschiedliche Charaktere zu einem Praktikum nach Indien kommen, manche arbeiten die meiste Zeit und fahren dann heim, andere machen Entwicklungshilfe bei einer NGO und reisen staendig (was ein development traineeship jetzt nicht abwerten soll, ich hab hoechsten Respekt vor den Leuten die in die villages rausgehen, wo die Verhaeltnisse noch ein gutes Stueck "indischer" sind, und das meistens ohne Unterstuetzung oder Bezahlung. aber ist halt meistens von Arbeitszeiten etc her auch relaxter als ein praktikum bei einer company.)

Aber ich denke jemand er nach Indien faehrt um hier laengere Zeit zu leben ist per definition tolerant und offen fuer neues, dementsprechend ist die Gemeinschaft hier wirklich toll, die allermeisten Leute sind wirklich sympathische interessante Menschen. Die meisten Abende ist was von den Trainees organisiert, z.B. ein "social issues" abend, an dem ueber einen bestimmten Aspekt der indischen Gesellschaft diskutiert wird, oder eine Laenderpraesentation, eine Geburtagsparty, leaving dinner...
Ist auch gut so, nachdem von Aiesec Baroda sehr, sehr wenig kommt. Ist kein Problem, gibt genuegend Trainees, die schon laengere Zeit hier wahren und einme erklaeren koennen wo was ist und wie's hier funktioniert, aber vom Aiesec-LC kam eigentlich gar nichts an Hilfestellung, Aktivitaeten o.ae.

Mal wieder was zum Thema "Louis's Abenteuer in indian-style hr":

Ihr Chef hat gerade zu ihr gesagt, es waere Zeit, sich wie ein hr-manager zu verhalten, das heisst nicht jeden anzulaecheln oder zu gruesen, und Freundschaften sind was, das man ausserhalb des Arbeitsplatzes pflegt. Ist halt der typisch altmodische der chef da oben der Rest da unten-Blickwinkel der hier wirklich ueberall verbreitet ist.

Die Fortsetzung der fire procedure-story:
Louise hat das ganze Mr. Atul vorgetragen (dem boss), der hat dann simmgemaess gemeint, da habe er noch gar nicht
drangedacht, jetzt weniger wegen der Leute, aber was wenn sie die ganze geschriebene Software verlieren...
Ach ja, Jerry (ein wirlich sympathischer halb-portugiese, der schon laenger bei VigorSoft ist und mit dem sich Louise recht gut versteht) hat gemeint, VigorSoft ist als Arbeitgeber hier attraktiv, weil sie gute Loehne zahlen, und das Mangagement und die Arbeitsbedingungen seien immerhin besser als bei den allermeisten anderen Firmen. Hmm.

Die Firma hat momentan drei grosse Auftraege amerikanischer Firmen laufen, ist deshalb auf der Suche nach zehn neuen Programmierern (derzeit knapp dreissig oder so, dazu die Teamleiter, drei Leute, die sich ums interne Netzwerk etc kuemmern, ein hr-,ein finance-typ, ein chef, eine rezeptionistin und zwei office boys).
Dementsprechend hat Louise momentan den Auftrag, die von Hochschulabgaengern eingeschickten Lebenslaeufe anzuschauen
und interessante Bewerber auszuwaehlen; natuerlich ohne irgendwas ueber die angegebenen Qualifikationen (Programmiersprachen etc) zu wissen, und erst Recht ohne entsprechende Vorgaben der Firma.

zum Thema Englisch: bin mir nicht sicher, ob das hier besser wird, einerseits redet und denkt man den ganzen Tag in englisch, andererseits haben die allermeisten Inder und auch die meisten aiesec-trainees ein englisch zwischen gebrauchsfaehig und grauenhaft. (bis auf die Leute, die englisch halt als Muttersprache haben, oder mal laenger in einem englischsprachigen Land gelebt haben).
Man lernt aber recht schnell, sich dem Gegenueber anzupassen; bei vielen Inder ist man besser dran, wenn man saemtliche
slangausdruecke oder komplizierteren Formulierungen vermeidet, man sagt verwendet dann z.b. halt nicht woerter wie claim, state, oder mentioned, sondern sagt einfach say.
Dafuer kriegt man wirklich jeden Akzent mit, von Louise's very british ueber lateinamerikanischen, osteuropaeischen, japanischen bis zum zum Teil wirklich heftigen indischen war-das-jetzt-Hindi-oder-Gujarati-oder-vollkommen-unverstaendliches-englisch-Akzent.

Allgemein ist Indien laengst nicht so englischsprachig, wie man vielleicht denken wuerde. Jeder Mangager, Ingenieur, Student etc sprich englisch zwischen alltagstauglich und perfekt, aber man darf nicht vergessen, das nur die absolute Minderheit in der Lage ist, zu studieren, das ist ein viel groesseres Privileg als in Europa. Auf der Strasse sprechen alle, die mit Indern aus anderen Landesteilen in Beruehrung kommen (Ladenbesitzer, Zugschaffner etc) einigermassen englisch, aber abseits davon muss man schon mal suchen, bis men jemand findet, den man auf englisch nach dem Weg fragen kann.

Es gibt schon relativ viele Leute, gerade in der Oberschicht, fuer die Englisch quasi die Muttersprache ist, und die dementsprechen perfekt sprechen (oft sogar gewaehlter, more sophisticated, zum Teil auch etwas altmodisch gedrechselter) als Englaender selbst. Andererseits passiert es so gut wie nie, dass man Inder im taeglichen Leben in der Familie, im Restaurant etc untereinander englisch sprechen hoert.
Die Festplatte meines PCs ist definitiv nicht mehr lesbar, das Ding hat momentan also die volle Funktionalitaet eines Briefbeschwerers. War wohl ein Fehler, den PC ohne Überspannschutz ans Stromnetz zu hängen; Stromausfälle sind häufig, und wenn der Strom wieder einsetzt dann anscheinend oft mal zu heftig. Kein Wunder, wenn man die Stromleitungen auf den Strassen sieht, man fragt sich meistens nur, ob das jetzt unglaublich schlampig installierte offizielle Leitungen sind, oder ob da jemand illegal beim Nachbarn etc. anzapft.

Mal sehen ob ich das in Indien repariert kriege, bin gespannt. Es gibt schon etliche kleine Computerlaeden , aber nachdem PCs und Elektronik allgemein fast europaeische Preise kosten, sind sie fuer indische Verhaeltnisse sehr teuer. Das heisst auch, dass wirklich niemand Notebooks benutzt, die ja noch teurer waeren. Die Kombination aus Staub, Hitze und Luftfeuchtigkeit ist ein echter Haertetest fuer jede Elektronik.

Grosse Händler a la MediaMarkt etc gibts generell nicht, die meisten Geschaefte liegen von der Grösse her zwischen einer gut geratenen Garage und einer ausgebauten Schuhschachtel, und funktionieren nach dem Prinzip "Reinkommen, dem Besitzer sagen, was man braucht, dann warten, während ein Gehilfe etwas ungefähr passendes aus einem ominösem Lager im Hinterhaus anschleppt, und solange auf ein anderes Angebot/besseren Preis bestehen, bis man findet was man will

Konnte aus Gewichtsgruenden mein Fahrrad und mein Klavier nicht mitnehmen, es gibt keinen gescheiten Kaffee und keine Sportvereine, und jetzt ist auch noch mein Computer futsch...Schweinewelt! Na ja, zumindest gibts hier ueberall exzellente Cadbury's Schokolade (Soweit zum Thema "Verfuegbarkeit von Sachen, ohne die ich nicht auskomme")

25 August 2003

Der schon fuer beendet geglaubte monsoon ist vorgestern noch mal ordentlich zurueckgekehrt, hat 48 Stunden lang so ziemlich durchgeregnet, dementsprechend ueberflutete Strassen,Unterfuerungen etc...

Die trainee flats in Elora park sind wegen zu hohem Wasserstand in den Strassen angeblich per Riksha momentan nicht zu erreichen, und auch so sieht man manchmal ganz neue Ecken von Baroda, weil der Fahrer entsprechende Umwege machen muss.


Notiz am Rande: Was macht ein indisher Motorradfahrer, wenn die Strassen ueberschwemmt sind? Eine leere Plastikflasche nehmen, Boden abschneiden, Hals über den Auspuff des Motorrads stülpen -> verhindert, dass Wasser in den Auspuff laeuft, schon sind 30 cm Waattiefe kein Problem.

Gestern beim Aiesec reception weekend, im Sri Aurobindo Ashram (Wirkstaette eines der groessten indischen Philosophen/spriritual leaders des 20. Jahrhunderts) getroffen, Ausstellung ueber sein Leben angeschaut ("...used his spiritual presence during WW II to battle the Japanese and prevent an invasion of India..." yeah, right!), interessante Diskussion mit dem Vertreter des Ashrams gehabt, dann im stroemenden Regen (5 Minuten auf einem Motorrad, und man ist durch und durch nass) zum EME Temple, ein moderner Hindu-Temple in einem schoenen Park, der der Verstaendigung zwischen den Religionen gewidmet ist und dementsprchend architektonische Elemente von Hinduismus, Buddhismus, Islam, Christentum und Jainismus enthaelt.
Echt entspannende Athmosphaere, und noch Zeuge eines Hindu-Gebetsritus geworden.

Aktuelles Wetter (frisch vom Thermometer in Lars' Zimmer):
25 Grad (kommt einem fast schon unangenehm kuehl vor, kein Scherz),
91 % Luftfeuchtigkeit

24 August 2003

Jede Menge

neue PHOTOS!!!

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Samstag, 23.8.2003, Buero 1, Vigorsoft, 4.Stock, Siddarth Complex, R.C.Dutt Road, Alkapuri, Baroda

Heute in definitiv besserer Stimmung in der Arbeit: bin so gut wie fertig mit dem Trainingsprojekt, das ich bis Montag abend machen sollte, hoer Mittags auf, um zum Aiesec Intro weekend zu fahren, krieg meine Photos von Thomas, meinem deutschen Mit-Vigorsoftler, auf CD gebrannt, und die company spielt als Hintergrundmusik gerade mal keinen Hindi-pop, sondern Norah Jones (es gibt einen zentralen CD-Player, über den sich alle Büros beschallen lassen. Üblicherweise laufen da Soundtracks von indischen Kinofilmen, oder klassische (indische Klassik!) Instrumentalmusik, nur gelegentlichen rotten Louise und ich uns zusammen und verwestlichen die Musikauswahl für eine Weile ;-) Wobei Matthew (der Personaler) behauptet, wir dürfen nur Instrumentalmusik spielen, Lieder mit Text würden ablenken, und damit unsere CD wieder rauswirft. Hmm, wohl einzuordnen in die Kategorie "irrationale Fakten, die man einfach so akzeptieren muss", diese Kategorie ist in Indien sowieso unendlich gross...

Leicht muede, gestern noch bis eins auf dem Hausdach gesessen und mit Loise und Lars ueber alles moegliche gequatscht.

Gerade den html-test abgelegt, hatte mehr Probleme mit den z.T. haarstraeubenden, von Grammatik- und Bezugsfehlern strotzenden Fragen als damit, die richtigen Antworten zu finden... Die grössten Probleme hatte ich noch bei so ""aktuellen"" Fragen wie "Ab welcher Versionsnummer unterstützt IE image rollovers, version 2.0 oder 3.0?'.
Mein Trainings-Leiter ist auch nicht gerade kompetent, dass ich die Standard-Iconleiste des Internet Explorer ausgeblendet hatte hat ihn komplett verwirrt, wusste weder die Tastaturkuerzel fuer vor/zurueck etc noch war er in der Lage, die Iconleiste einzublenden; hat "Fehler" gefunden, bei denen ich ihn darauf hinweisen musste, dass das mit reinem html nicht machbar ist, kannte die specs des trainingsprojekts nicht...

Mein erster Arbeitstag bei Vigorsoft




Morgens angekommen (ist in einem Buero/Geschaeftskomplex in der Haupt-Geschaeftsstrasse von Alkapuri, wusste also schon wo; auch gut so, weil Amit (mein Aiesec-Betreuer) keine Zeit hatte, mitzukommen, wie es eigentlich bei Aiesec am ersten Arbeitstag ueblich ist,und wohl keine Lust, jemand anders zu organisieren. Man muss den Aiesecern allerdings auch zu gute halten, dass sie momentan schwer im Stress sind wg. Auswahl von neuen Mitarbeitern unter einer Unmenge von Bewerbern).
Erstmal rumgestanden und mich den Leuten vorgestellt, die reinkamen, ohne dass sich jemand wirklich fuer mich interessiert haette; schliesslich hat mich dann der Personaler (Louise's boss, an anderer Stelle mehr zu ihm) reingeholt, mich erst mal eine Stunde rumsitzen und Zeitschriften lesen lassen (angeblich waehrend mein PC (alte Scheisskiste, Pentium I mit 166 mhz und Win95) vorbereitet wurde), dann zwei Stundne lang mit den Intranet-anwendungen, Arbeitsvorschriften etc
vertraut machen lassen, und nach dem lunch break dann die Aufgabe bekommen, die naechsten Tage erstmal in diverse Html/Javscript Referenzen einzuarbeiten (z.T. von 1997! zum Glueck hab ich aktuellere Buecher dabei), dann ein paar
Trainingsprojekte zu machen und schliesslich einen Test abzulegen, der dann entscheidet, was ich kann und machen werde.


Werde wohl zuerst eher simple Web-frontend-sachen machen, spaeter dann eher Richtung Java/JSP. Obwohl ich schon von Leuten gehoert habe, die nach einiger Zeit noch gerne was anderes machen wollten und eher aufgehoert haben
weil sie immer wieder das gleiche Zeug machen sollten. Ueberhaupt ist die Meinung der Trainees ueber Vigorsoft bestenfalls zwiespaeltig, aber mal sehen.
Die Arbeitsathmosphaere ist etwas merkwuerdig (kleine,volle Bueros, die anderen quatschen meistens auf Gujarati, und es ist natuerlich ziemlich schwierig small talk zu machen wenn man kein Wort versteht, und irgendwie herrscht Fliessband-
Athmospaere, man sitzt halt wirklich die ganze Zeit vorm PC, ohne mal aufzustehen, um zum Kaffeeautomaten zu gehen oder sowas (unnoetig, den chai bringt der office boy), vor dem Fenster haengt schwarze Pappe (um Ablenkung zu vermeiden, oder damit die wirklich kalte aircon besser funktioniert, keine Ahnung, auf jeden Fall nicht schoen).
Aber das Training momentan ist ganz gut, werde dafuer bezahlt, stoff zu lernen oder wiederholen, den man immer mal brauchen kann, und mangels Ablenkung kriegt man in neun Stunden taeglich ziemlich viel erledigt.
Kurz, ich werde wohl viel lernen, aber eher weniger Spass dabei haben, na ja.


Ein paar random facts aus der Welt des indian-style management:










Thomas' Geburtstagsparty




Thomas ist Yesmith's Freund, der ist momentan nicht da (in Finnland, glaub ich), aber jedenfalls hatte er gestern
Geburtstag, und das war Anlass fuer eine Trainee-Party auf unserem Hausdach; ausserdem so eine Art zweite leaving party fuer Julia
und Yesmith, die unsere flat demnaechst verlassen um heim- bzw. in Indien rumfahren.

Julias Vater ist gestern angekommen, und hat zwei Flaschen echten guten franzoesichen Rotwein mitgebracht, hmmm. Sowas gibt"s hier
bei uns nicht, wir haetten beinahe keine Oeffner aufgetrieben...

Bin dann aber relativ frueh ins Bett, fuehlte mich etwas platt nach der eher mittelmaessigen Erfahrung des ersten Arbeitstags und der Aussicht
auf sechs Monaten dort.




Essen








Die Festplatte meines PCs ist definitiv nicht mehr lesbar, das Ding hat momentan also die volle Funktionalitaet eines Briefbeschwerers.
Mal sehen ob ich das in Indien repariert kriege, bin gespannt.
Konnte aus Gewichtsgruenden mein Fahrrad und mein Klavier nicht mitnehmen, es gibt keinen gescheiten Kaffee und keine Sportvereine, und jetzt ist auch noch mein Computer futsch...Schweinewelt! Na ja, zumindest gibts hier ueberall exzellente Cadbury's Schokolade (Soweit zum Thema "Verfuegbarkeit von Sachen, ohne die ich nicht auskomme")

21 August 2003

Heute den Feiertag genutzt und mit Lars Tourist gespielt. Zuerst beim Isckon krishna-temple gewesen, der hat naemlich heute Geburtstag (Krishna, nicht der Tempel), und dementsprechend war ein mittelgrosses Festival mit Essensstaenden , Picknick, diversen Religionsgemeinschaften (hare hare krishna hare hare rama........). In den Tempel selbst durften wir leider nicht rein.
Aber auch von aussen schön, aber eher merkwürdige Athmosphäre (Isckon ist die Gesellschaft der Leute, die in Europa in den 70ern als Hare Krishnas bekannt wurden).

Dann zum Palast des Maharatscha von Baroda gefahren, sehr huebsch und eindrucksvoll, und in einem grossen, vertrockneten und verwilderten Park mit den Ausmassen eines mittelgrossen Stadtviertels mitten in der Innenstadt. Museum angeschaut, voller chinesischem Porzellan, Gemaelden seiner Frauen etc, venetianischem Kristall, Elfenbeinschnitzereien... Der Typ hatte ein verdammtes Bettgestell komplett aus Elfenbein!

Davor Yesmith zum Bahnhof gebracht und verabschiedet; sehr komisch wenn jetzt einige Leute mit denen man zusammen gewohnt oder Zeit verbracht hat Baroda verlassen.
Yesmith war die "grandma" (die "dienstaelteste" Praktikantin), 10 Monate hier, dementsprechend trauriger Abschied.

Hab noch etliche neue Photos zu posten, leider ist mein Computer momentan hin (Es gab mal wieder einen Stromausfall, als es dann wieder Strom gab kamen Funken aus der Steckdose, und meine Festplatte macht seitdem komische Geraeusche. Hardwareseitig ist glaub ich nicht viel passiert, aber die Platte laesst sich momentan trotzdem kaum lesen, geschweige denn windows starten. Shit.

17 August 2003

Heute wurde die Monsunzeit endlich mal ihrem Namen gerecht, wenn auch nur mit gelegentlichen mickrigen Schauern. Hat den negativen Nebeneffektl, dass verstaerkt Moskitos auftreten, und den positiven Effekt dass es deutlich kuehler ist (man schwitzt nur noch wenn man sich bewegt)

Mal wieder in der Old City gewesen, kurta gekauft, so richtig schoen mit Stickerei und Schal und bescheuerten Schuhen dazu.

Morgens mangels sportlichen Alternativen beim Joggen gewesen, wieder was das die Inder eigentlich nicht machen; paar komische Blicke geerntet, dafuer kenn ich mich jetzt in der Nachbarschaft besser aus.
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16 August 2003

Ach ja, zum Thema Buerokratie noch die Erfahrung mit dem foreigner registration office:

Wer laenger als sechs Monate in Indien bleibt, muss zum Police Bhavan und sich registrieren lassen. Mit etwas Glueck reine Formalitaet.

Ich bin mit Sharmin, einer Baroda-Aiesecerin und Keiko, einer Praktikantin aus Japan, hingefahren.
Der Beamte meinte, dass erstens jetzt seine Mittagspause gleich anfaengt, er hat also nicht mehr die Zeit, uns das noetige Formular auszuhaendigen; zweitens ist fuer non-commonwealth residents sein nicht anwesender Kollege zustaendig, wir sollten also drittens nachmittags wiederkommen und das formular abholen, abschliessen koennen wirs heute eh nicht mehr, und ausserdem macht er das alles nur weil er Sharmin kennt.

Zweiter Akt:
Nachmittags wiedergekommen, diemal ohne Sharmin. Der Kollege war da, hat die Acceptance note und den Bestaetigungsbrief von Vigorsoft angeschaut, sehr lange und intensiv ueberlegt und dann gemeint, er kennt kein vigorsoft, die sind nicht mit dem government registriert, und er will ihre Genehmigung sehen, Auslaender anzustellen (dabei bin ich bei weitem nicht der erste Aiesec-Prakti bei Vigorsoft, die Kooperation laeuft seit mehreren Jahren). Zu Keiko meinte er, er kennt ihre NGO nicht, die sind nicht mit dem Government registriert, und er will eine Bestaetigung, dass sie eine NGO sind und keine Firma.
Und zu Julia, die eigentlich nur eine Visa-Erweiterung um ein paar Tage braucht, um ihren geplanten Rueckflug nutzen zu koenne, meinte er, das ist ihr Problem, sie muss am Endtag des Visums aus Indien raus, soll sie doch einen neuen Flug buchen.
Selbstverstaendlich alles verbunden mit langen Wartezeiten, Erklaerungen, Beratungen mit Kollegen etc.

To be continued...
Busfahren fuer Anfaenger

Schritt eins: Fahrkarte kaufen

Die Flatmates fragen, wo der Busbahnhof ist (am Bahnhof). Rikscha zur Railway station nehmen, zum Busbahnhof gehen. Busbahnhof heisst hier: ein staubiger Platz, auf dem ein paar Busse (dem Augeschein nach ca Baujahr 1950) rumstehen.
Ein paar Minuten ziellos auf der Suche nach so etwas wie einem Fahrplan oder einem Fahrkartenschalter rumwandern.
Von einem Typen in Uniform angehalten werden, der kaum Englisch spricht (und ich natuerlich kein Gujarati), einem aber vermittelt, dass er Busfahrer ist, einen daraufhin erst mal zu einem chai masala am Strassenrand einlaedt (indischer Tee, sehr suess, gewuerzt und ziemlich lecker), dann verklickert dass das hier das lokale Bus terminal ist und kurzerhand mit dem Motorrad zwei Blocks weiter zum long distance terminal faehrt und die Fahrkarte organisiert.

Schritt zwei: Abfahrt

Eine halbe Stunde vor Abfahrt am Terminal ankommen, ewig und erfolglos vor dem enquiry-schalter warten, um in Erfahrung zu bringen, an welcher platform der Bus faehrt. Schliesslich alle platforms abklappern, wo auch immer der Fahrplan dransteht (sogar mit englischen Zeitangaben), aber natuerlich die Zielorte nur in Gujarati (sieht so aehnlich aus wie die Devnagari-Schrift von Hindi, nur ohne Strich drueber, und natuerlich genauso unlesbar). Anwendung eines logischen Ausschlussverfahrens, bis man auf eine Halterstelle stoesst, an der nur zu der Zeit, die auf dem Ticket steht, ein Bus zu einem Ort mit drei Buchstaben faehrt.
Schliesslich bei jeder Ankunft eines Busses zu Busfahrer oder Passanten laufen und fragen ob das der Bus nach Diu ist. Solange wiederholen, bis man auf jemand stoesst, bei dem man ueberzeugt ist, das das Verneinen wirklich "Das ist nicht der Bus nach Diu" heisst, und nicht "Keine Ahnung was du meinst, verstehe kein Englisch"
Das Wiederhole man dann gut zwei Stunden lang, bis einem einer der locals verklickert dass der Bus wohl nicht mehr kommen wird, und der spaetere Bus faehrt heute nicht. Frustriert mit der Rikscha heimfahren (nach ein paar Fehlversuchen find ich mittlerweile aus jeder Richtung nach Hause)

(Wie gesagt, das war fuer Anfaenger, wie man dann auch tatsaechlich wo hin kommt folgt in der naechsten Lektion)

Das Ticket ist wohl verloren, es waere sicher moeglich, es erstattet zu bekommen, aber selbst fuer einheimische wohl mit abartigem buerokratischem Aufwand verbunden, also lass ich das lieber (ca. zweieinhalb Euro futsch)

15 August 2003

Ach ja, wo wir schon mal dabei sind:

Sachen, die es hier garantiert nicht gibt:
- Zebrastreifen (bzw es gibt sie, aber sie spielen wirklich keine Rolle)
- Verkehrsampeln (hab bis jetzt in Baroda zwei oder drei gesehen, dafuer in cooler Hitech-version mit Anzeige der Restdauer der aktuellen Ampelphase)
- Rindfleisch (nicht mal bei McDonalds)
- Luxusautos (sind meistens einheimische oder bestenfalls koreanische Kleinwagen)
- westlich gekleidete Frauen (na ja, ein paar, aber die allermeisten laufen wirklich in traditioneller Kleidung rum)
- Maenner in kurzen Hosen
- Essen, das nicht zumindest eins der Kriterien sehr suess, sehr fett oder sehr scharf erfuellt
- die Moeglichkeit, sich abseits von aircon oder fan aufzuhalten ohne abartig zus schwitzen
- Fremdenhass

Was mir sonst noch aufgefallen ist:
- wirklich leckeres Obst (Papayas, getrocknete Mangos,...)
- Hakenkreuze als hinduistisches Ornament
- jede Menge suesse kleine Eichhoernchen
- Ameisen jeder Groesse


Hmm, das wars jetzt, geh jetzt noch mit Louise und Lars zu Pizza Hut, damit ich noch was ordentliches esse bevor ich mich zehn Stunden in einen Null-Komfort public bus nach diu setze
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Richtet sich heute mehr so an die Leute, die mit mir im XPS-Seminar waren:

Was man definitiv nicht mitnehmen braucht:
- Kleidung fuer mehr als eine Woche (eine Hose kostet z.B. ca 4-500 Rupien, das sind 10 Euro). Und schoene Sachen wuerden eh durch die Kombination aus Klima und Waschmethode (schrubben von hand) und Ausbleichen in der Sonne ruiniert.
- Alles was man kaufen kann (Toilettenartikel, Lebensmittel etc)

Was man definitiv mitnehmen sollte:
- Photos von Familie, Heimatstadt etc
- Mitbringsel (engl. Reisefuehrer der Heimatstadt, typische Lebensmittel, Suessigkeiten etc), z.B. falls man mal ein Wochenende in einer Gastfamilie verbringen will oder sowas
- fuer Gujarat: Alkohol (der naechte Abschiedsparty-feierende Prakit wirds euch danken)
- CDs
- Gesellschafts- oder Partyspiele (Uno etc)
- Autan oder aehnliches (es gibt natuerlich schon auch repellent hier, aber das erinnert mich eher an Pestizide)
- Anti-Durchfallmittel (hat jeder am Anfang mal, mir gehts jetzt seit gestern wieder hervorragend, Gott sei Dank)
- Alles was man an Elektronik braucht (Discman, Laptop falls vorhanden, akkus, Ladegeraet, Photo etc), ist nur umstaendlich zu kriegen und nicht billiger als in Europa (musste z.B. zu drei Laeden laufen, verhandeln, rumtelefonieren lassen und ein paar Tage warten bis ich einen simplen externen CD-Brenner kaufen konnte)
- Traveller Checks (Kreditkarte wird ausserhalb von western-style Enklaven wie Pizza Hut oder Kino nur eher selten genommen, ist aber auf jeden Fall gut dabeizuhaben, weil man immer irgendeine Bank findet wo man damit Geld abheben kann, Euroscheck- oder Sparkassenkarte ist hier in Baroda voellig Problemlos zu benutzen, ist aber regional sehr unterschiedlich)
- Moskitonetz (mit moskitonetz zu schlafen ist zwar laestig, aber schon besser, kann man aber auch hier kaufen)

12 August 2003

Baroda, 12. August, 19:30
Gerade mit der langsamsten Internetverbindung die ich je erlebt habe und einem staendig crashenden FTP-ersatz die ersten Photos hochgeladen, die findet man hier:

PHOTOS



Mein Verdauungsystem ist seit gestern in kontinuierlichem Aufruhr, aber so lange ich nichts esse gehts...

Ach ja, wens interessiert hier meine Adresse:


R.A.Vakil

178, Sardarnagar Society

Chhani Road, Nizampura

Vadodara 390002

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11 August 2003

Big News: Ich hab Mathe bestanden, und sogar ganz ordentlich mit einer 2, 3 !!!!!

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ach ja, hier nochwas:
Warum die Trainee flat "La Casa" in Alkapori schoener ist als Nizampora (meine Wohnung):
- Sie haben echte western-style Betten mit echten western-style Matratzen (bei uns eher Campingliegen mit Decke)
- Sie haben glaub ich als Herd zwei Gasflammen (wir nur eine)

Warum Nizampora ansonsten die schoenste Trainee flat ist:
- Wir haben neben einem indian auch ein western klo
- Wir haben den ganzen Tag fliessend Wasser (nur kaltes Wasser, aber immerhin)
- Wir hatten bis jetzt noch keinen Stromausfall
(Alles auf hoerensagen basiert, werde die anderen flats erst demnaechst sehen)
Nochmal von heute, aus dem gleichen Cybercafe in Alkapuri (das schickste Viertel der statt, mit teuren Geschaeften, noblen Banken etc, und dem Büro meiner Firma):

Was mach ich so den ganzen Tag? War heute im Police Bavan um mich als foreigner registrieren zu lassen, davon spaeter mehr, war die erste wirklich miese Erfahrung in Indien. Dann shopping (hab jetzt eine oertliche Handy-calling card;handys hat hier sowieso jeder, auch eher arme Leute), Geld wechseln, Stadtplan kaufen etc.

Gestern in der Old City Kleidung gekauft (Indien pur, sehr voll und geschaeftig, lauter kleine enge Laeden in kleinen engen strassen, und abends beim Engagement (Verlobung) eines Freundes eines Aiesecers, der uns einfach mal spontan eingeladen hat. Echt was besonderes, sieht man als nicht-aiesecer wohl kaum. Auch davon spaeter mehr.

Vorgestern abend auf einem Tribals-Abend auf dem Dach von Galaxy (einer anderen Trainee flat, wir heissen einfach Nisampora, so wie der Stadtteil), ein paar Leute haben gekocht, musiziert, getanzt etc.
Dann nach einer abenteuerlichen Fahrt ( 7 Leute in einem Kleinwagen, Besitzer besoffen, deshalb ist ein Trainee gefahren, dazu der indische Verkehr und ueberlauter Goatrance-techno ) bei der Geburtstagsparty eines Aiesecers von Baroda auf einem "Farmhouse" angekommen (obwohl drogenbaron-villa vom Stil und Reichtum her eher angemessen waere ) ziemlich western-style, mit illegal organisiertem Bier, da kennt hier anscheinend doch jeder jemand, der was organisieren kann, popmusik zwischen Techno auf Hindi, Bryan Adams und einem Panjabi/ Eminem-Remix.
Montag, 20:19, Baroda

Einfach ein paar zufaellig gemixte Gedanken, schoenes Update kommt morgen oder so, nachdem ich einen Laden gefunden hab, der Disketten und Rohlinge verkauft, so dass ich Bilder ins Cybercafe mitnehmen kann.

Wird besser, sobald ich anfange zu arbeiten, was uebrigens erst morgen in einer Woche passiert (diese Woche Dienstag Feiertag (irgendwas mit Schwestern binden ihren Bruedern oder Freunden ein Art Freundschaftsarmband um, und die muessen sie dafuer ewig beschuetzen und schenken Suessigkeiten) und Freitag Feiertag (Unabhaengigkeitstag), das rentiert sich nicht mehr, hab also erstmal ein bisschen Ferien. Wenn ich's vorher gewusst haette, waer ich gleich eine Woche spaeter geflogen und haette mir einigen Stress bei der Abreise (direkt am naechsten Tag nach der letzten Klausur) erspart, aber mir schwant schon, dass ich mich auf so "flexible" Planung hier sowieso einstellen muss.

Na ja, hab ich auf diese Weise diese Woche noch Zeit, mich einzugewoehnen. Julia fliegt bald nach Hause, ist deshalb in der Stadt unterwegs, um sich von Freunden zu verabschieden und Souvenirs zu kaufen, ich schliess mich dabei an, und seh auf diese Weise schon mal einiges von der Stadt, lerne Leute kennen, und lerne die Wegbeschreibungen zu den anderen Trainee flats etc. Stadtplan gibts nämlich keinen richtigen (zeigt nur Durchgangsstrassen), Strassenschilder gibts selten (und wenn kann ich sie nicht lesen, egal ob in Hindi oder Gujarati geschrieben), Adressen verwenden statt Strassen und Hausnummern schon mal "im Stadtviertel X, neben Tempel Y,...

Werd von Do bis Mo vielleicht noch nach Diu fahren, das ist eine ehemalig portugiesische Kolonie, die auch nicht so richtig zu Gujarat gehoert, und deshalb gibts da auch Alkohol, weshalb es bei indischen Touristen ein beliebtes Ziel ist, soll aber auch wirklich schoen sein, wegen dem Strand und so.

Mal sehen wies mir bis dahin geht; meine flatmates sind ueberwiegend wieder fit, dafuer hab ich heute ein bisschen mit Bauchweh und Durchfall angefangen, nicht tragisch, mal sehen was draus wird. Scheint ueblich zu sein, dass man nach den ersten paar Tagen, an denen es einem gut geht, erst mal ein paar Tage Durchfall zwecks Umstellung der Verdauun durchmacht, na ja, mal sehen.

Moskitos sind ziemlich uebel, wie bei uns halt Stechmuecken, aber nachts ein Moskitonety (scheiss englische Tastatur!!!) und abends Autan hilft. Vorausgesetzt, das Moskitonetz hat keine Löcher, reicht bis zum Boden, man hebt es nicht durch eine zu heftige Bewegung vom Boden ab,... Ein paar Stiche hat jeder, da wird man sehr schnell sehr viel relaxter, auch mit Wasser und Essen. Wir holen unser Trinkwasser vom Landlord downstairs, der hat einen Wasserfilter. Aber Zaehneputzen mit Mineralwasser oder sowas ist einfach laecherlich, das kann man machen, wenn man zwei Wochen als Tourist hier ist, langfristig wird einem das schnell zu bloede. Und das beste Essen gibts halt mal im Strassencafe (ein Mittagessen mit Getraenk ungefaehr 30 Rupien, das ist so ein halber Euro, dafuer muss man auch wissen, wo man ohne negative Folgen fuer die Verdauung essen kann...)

Essen ist zum groessten Teil sehr fremd, ueblicherweise in Hindi geschrieben, man bestellt halt was und schaut was man kriegt; das meiste ist ziemlich lecker , ziemlich scharf und ziemlich fett (viel Pfannkuchen- oder Crackerartiges Schmalzgebaeck, gebratener Reis etc). Auch wenn eine Speisekarte in lateinischen Buchstaben geschrieben ist, hilft einem das nicht wirklich weiter, schliesslich weiss ich noch nicht, was ein pulao oder ein biryani ist. Viele Gerichte heissen auch einfach nach den Hauptbestandteilen (z.B. "Aloo Ghobi" heisst ubersetzt einfach "Kartoffeln Blumenkohl"). Da hilft nur eins: Auf gut Glueck irgendwas bestellen, und falls es gut war, den Namen merken.
Bei McDonalds waren wir gestern auch mal, ist eine ziemlich westliche Enklave der Reichen und Erfolgreichen, genau wie "baristas" , ein Starbucks-aehnlicher Coffeeshop wo wir uns heut mit den Aiesec-Betreuern getroffen haben

Zum Wetter : ziemlich heiss und vor allem sehr sehr hohe Luftfeuchtigkeit, hat vielleicht so zwichen 25 und 35 Grad je nach Tageszeit, aber wenn man sich ausserhalb von Aircon oder Ventilator bewegt schwitzt man ziemlich. Wenn der Strom und damit der Ventilator ausfaellt kommt es schon vor, dass man so leicht bekleidet wie moeglich regungslos am Kuechentisch sitzt und trotzdem enorm schwitzt. Von Regenzeit merk ich bis jetzt nichts, ab und zu ein leichter Schauer, aber weiter suedlich, z.B. in Mumbai muss es noch ziemlich regnen.

Zur Orientierung in der Stadt: man faehrt eigentlich grundsaetzlich per Motoriksha, ist billig, relativ schnell und ueberall zu haben. Die meisten Fahrer sprechen leider kein Englisch , man kann sich (auch dank sehr sparsam verteilter oder im Zweifelsfall auf Gujarati geschriebenen Strassenschildern) schon mal "verfahren lassen" , dann spricht man einfach auf der Strasse so lange Leute an, bis jemand einen englisch sprechenden Freund heranwinkt (der einen dann schon mal bis zum Haus bringt, wo sich herausstellt dass er ein alter Kumpel des landlords ist , und sich freut dass er helfen konnte und jeden Dank ablehnt. Ist mir jedenfalls so passiert, sehr typisch indisch ).

Adressen aufzuschreiben bringt wenig, viele Rikshafahrer können nicht lesen, und wenn dann meistens nur Devnagari (die Schrift von Hindi), und das kann ich nicht schreiben, wäre vielleicht ganz nützlich. Eine Risha ist gedacht für zwei Passagiere, geht aber auch zu dritt, oder zu viert, wenn sich jemand auf die Türkante setzt und aus dem Seitenöffnung lehnt, und ein fünfter passt noch vorne neben den Fahrer, dann muss man aber 5 Rupies Aufpreis zahlen, scheint so ein Risikoausgleich zu sein, falls die Polizei den Fahrer erwischt und er Strafe zahlen muss.

Baroda ist kein Tourismus oder Wirtschaftszentrum wie Bombay oder Delhi oder Rajasthan; habe ausser Aiesec-Trainees noch kein nicht-indisches Gesicht gesehen. In Bombay muss man eigentlich staendig aufpassen, nicht von jemand in das Geschaeft/Hotel/Cafe/wasauchimmer seines Bruders/Onkels/Freundes gelockt zu werden und dafuer noch ein Trinkgeld loszuwerden.
In Baroda ist das ganz anders, die Leute sind wirklich super freundlich, hilfsbereit, offen und gastfreundlich.

08 August 2003

Erster Post aus Indien, nur ganz kurz wegen der lausigen Internet-anbindung (und wegen der englischen Tastatur, muss saemtliche Sonderzeichen suchen) in dem Internetcafe an der strasse, wo ich grade mit ein paar leuten aus der Wohnung essen war (billig, lecker, scharf).
(Kein Telefon in der Wohnung, nur beim Vermieter unten = kein internet)

Indien ist sehr, sehr, sehr anders, aber total interessant und aufregend.
Die Wohnung ist gewoehnungsbeduerftig in Bezug auf Kochmoeglichkeit, sanitaere Einrichtungen etc, aber die anderen Praktis (momentan Louise aus Daenemark, Lars und Julia aus Deutschland, Yukari aus Japan, Yesmith aus Mexiko) sind alle supernett, werde mich wohlfuehlen.

Alles ist total billig (z.B Rikscha ins Stadtzentrum 20 Rupien, das sind 40 cent; ist sowieso die mit Abstand beste Moeglichkeit rumzukommen, abgesehen von der selbstmoerderischen Fahrweise der Rikschafahrer sowie der Inder ueberhaupt (denk dir Italiener auf Aufputschmitteln)

Um Klischees zu bestaetigen: es stehen wirklich ueberall Kuehe auf der Strasse (dazu streunende Hunde, und im Garten turnt ein Affe rum), wir wohnen direkt gegeueber einem Tempel oder was auch immer einer Hindu-Sekte, und es ist wirklich voll und laut (und dabei wars heute nach Aussage der anderen ausnehmend ruhig, wegen Streik / Demonstration), und die indisch/englische Aussprache und Grammatik ist gewoehnungsbeduerftig.

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