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Um was geht's hier? Berichte und Photos von meinem Aiesec-Praktikum 2003 bei Vigorsoft in Baroda (Gujarat, Indien).
Die Photos finden sich unter dem links rechts.
Und wen mein ganzes Geschreibsel interessiert, der klickt auf die "archive"-links am rechten Rand oben; auf der Hauptseite erscheint nur der aktuelle Monat.

30 Dezember 2003

Sind heute nach Palolem beach im sueden uebergesiedelt (neun Leute plus Fahrer plus neun grosse Rucksaecke in einem Taxi, ja, das geht), und WOW der Strand ist noch schoener als vagator beach, wo wir bis jetzt waren, und die Athmosphaere noch relaxter.
Das gleiche wie immer gemacht (am Strand spazierengehen, mit anderen Touristen Fussball spielen, lesen, quatschen, Bier trinken, gut essen) und extrem genossen (O-Ton Julien: Putain, c'est pas mal du tout).

Deshalb auch viel zu faul, um noch mehr zu schreiben, wer will bei so einer Umgebung schon vorm Computer sitzen?
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28 Dezember 2003

[Sonntag]
Bemerkenswerter Mangel an Neuigkeiten fuer fuenf Tage Urlaub; aber Goa ist definitiv kein Ort, um hektisch zu den Sehenswuerdigkeiten zu hetzen (es gibt naemlich keine, ausser Old Goa, da waren wir heute auf einem Tagesausflug mit den gemieteten Motorraedern, sind aber eigentlich nur vier zugegebenermassen recht schoene alte Kirchen), sonder einfach perfekt, um ein paar faule Tage am Strand zu liegen, gut zu essen (jede Menge touristisch orientierte Restaurants, die ganz ordentliche Steaks, Pasta etc servieren, ist wirklich nett nach fuenf Monaten rein indischem Essen), bei einem kuehlen Bier zuzusehen, wie die Sonne im Meer versinkt, auf Flohmaerkten zu flanieren, am Strand spazieren zu gehen,...
Und genau das machen wir auch, und nicht mehr.
Okay, nach Old goa haben wir auf dem Weg noch ein paar Hindu-tempel mitgenommen (unspektakulaer, dafuer spektakulaere Landschaft), und dann zu einer biologischen Gewuerz-Plantage. Bisschen teuer (200 rupies fuer die Fuehrung), und bisschen touristisch (so eine Art disneyland-version von echtem Indien, fuer die Touristen, die nur zum badeurlaub nach goa kommen und sonst nichts von Indie mitkriegen), aber wirklich schoen; haben gesehen, wie Papayas, Betelnuesse, Lemongrass, Zimt, Nelken, Kaffee usw wachsen, versucht, auf den Betelnussbaum zu klettern, den Elefanten gestreichelt, Caschew Fenni probiert (lokale Spezialitaet, schmeckt aber eigentlich nach gar nix ausser Alkohol).

Man trifft hier wirklich *viele* weisse Touristen, ganz was neues, und schoen, mal nicht angestarrt zu werden, weil die Leute Touristen gewoehnt sind. Francois ist gluecklich, eine Franzosen getroffen zu haben, mit dem er auf franzoesisch reden konnte (und ich mit, bin stolz auf mich), rienk hat einen hollaender getroffen, der ein Praktikum in Poona macht, und heute waren wir mit Ewen unterwegs, einem der Australier, die wir im Hotel getroffen haben.

Ein Hotel zu finden, war weniger problematisch als erwartet, haben einfach ein bisschen rumgesucht, und jetzt ein nettes sauberes Guest house zentral am Strand, und das fuer 160 rs pro Nacht und Person. Okay, wir schlafen zu fuenft in einem raum mit zehn Quadratmetern und zwei Betten, und teilen uns zwei Baeder zu fuenfzehnt (wo man schon mal einem grossen gelben Frosch an der Wand begegenen kann), aber hey, wer komfort will kommt nicht nach Indien.
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26 Dezember 2003

An alle, die ich vor der Abfahrt nach Goa nicht mehr rechtzeitig erreicht habe:
Frohe Weihnachten! Und vorsorglich schon mal ein Gutes Neues Jahr!

Und gleichzeitig eine dicke Entschuldigung an alle, die mir Weihnachtsgruesse gemailt haben; ich antworte, wenn ich wieder in Baroda bin, versprochen, nur hier im Touristengebiet sind die internetcafes zu teuer um lange mails zu schreiben.

Weihnachten hab ich groesstenteils im Zug verbracht; am 24. mittags abgefahren und 18 Stunden spaeter in Goa angekommen. Aber wir hatten natuerlich leckeres Essen dabei (Sandwiches mit Salami aus sarahs weihnachtspaecken, pfannkuchen, chicken-potato salad a la Venezuela,lebkuchen aus meinem weihnachtspaeckchen).
Dazu eine Gitarre und ein von Rienk zusammengestelltes Heftchen mit englischen Weihnachtsliedern, also hatte der ganze Zugwaggon was von unserer Weihnachtsfeier, und wir ein Publikum.
donnerstags dann faul am wunderhuebschen klischeehaften Strand gelegen, inklusive Palmen und fort im hintergrund, und abends auf eine dieser legendaeren Goa-trance-parties (ziemlich beschissen, teuer, und ueberhaupt nicht meine Musik, aber hey, wir waren da, und ist fuer eine Weile auch ganz nett, um zu tanzen und sich das sehr gemischte Publikum anzusehen (reiche Inder, abgerissene westliche Backpacker, Althippies, Pauschaltouristen, mehr abgerissene Backpacker mit Piercings und Rastafrisuren,...)
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23 Dezember 2003

[Freitag]
Mittwoch mal wieder einen hindi-movie angeschaut (kal hoo na hoo), na ja, die ueblichen drei Studen Gesangs-und-Tanz-Szenen, Liebesdrama, ruehrende Wein- und Abschiedsszenen. War eigentlich ganz nett und witzig gemacht, nur die letzte Stunde oder so, in der eigentlich nichts passiert ist, als dass sich der Hauptdarsteller (Shar ruhk khan spielt in *jedem* Film, und ist der totale oertliche Frauenschwarm) ueberaus traenenreich von der Liebe seines Lebens verabschiedet hat,das war einfach zu viel.

Donnerstags einen neue version des projekts in die usa geschickt, ist noch spaeter und stressig geworden. Im Gegenzug Freitags und samstags dann sehr wenig reale Arbeit geleistet, es sind eigentlich alle nur rumgesessen und haben gequatscht (zwei Stunden ueber das Verhaeltnis zu Pakistan geredet, das ist ein *sehr* heikles Thema, und eine sehr verfahrene politische Situation, ist aber immer interessant zu sehen, welche Ansichten die Inder vertreten; die meisten, selbst gebildete, moderne Inder, werden da richtig emotional und einseitig.)
Ausserdem meine Kamera hergeliehen, fuer panorame-photos der neuen bueros, und fuer rohit, der suesse babyvideos von seiner Tochter damit gedreht hat.

Hab heute mein Weihnachtspaeckchen vom Postamt abgeholt (gut versteckt, mit der super-exakten Adressen von: behind mirch masala, opp. naroshi labs, near bird circle)
War mindestens so schoen wie als kleines Kind, das Paket aufzumachen und zu sehen, welche Ueberraschungen drin sind.
Mein Cd-brenner is (endlich!) gut angekommen, hab jetzt also einen nebenjob als photoshop-betreiber (leih gelegentlich meine kamera an kollegen aus, hab photos der kameras saemtlicher trainees auf festplatte, die kann ich jetzt endlich verteilen.
Ein Paeckchen Lebkuchen hab ich mit dem Rest des bueros geteilt (ist gut angekommen, nur dipali hat am lebkuchen gerochen und dann hoeflich abgelehnt, und roopal musste sich erst anhand der zutatenliste vergewissern, dass die lebkuchen auch garantiert veg sind), das andere nehm ich in den zug nach goa mimt, in dem wir heiligabend verbringen werden, genauso wie den mini-tannenbaum.
Das ganze war intelligenterweise in eine deutsche Zeitung verpackt, hab also mit dem groessten Vergnuegen eine zwei Wochen alte Sonntagsausgabe der f.a.z. gelesen.

[Samstag]
Bin heute in der Mittagspause in der Sonne auf meinem Scooter nach Fateh Ganj gefahren, hab leckere Hotdogs gegessen und ein spektakulaer gutes sittafal milkshake, natuerlich im Hemd Mitte Dezember draussen sitzend,
mit ein paar Studentinnen ins Gespraech gekommen (natuerlich nix besonderes, where are you from, what are you doing in baroda, etc, aber trotzdem nett) und konnte mich des Gefuehl nicht erwehren, dass es das Leben momentan einfach wahnsinnig gut mit mir meint.


[Montag]

Sarah hat auch ein Weihnachtspaeckchen bekommen, dementsprechend ein Sandwich mit deutschem Gouda, Salami und Bierwurst genossen. So gut hat mir noch nie ein Sandwich geschmeckt ;)
Um die western escape zu komplettieren dann sportfreunde stille aufgelegt und faz gelesen. Und jetzt sitz ich am Kuechentisch, hoere jazz, den ich auf dem notebook gefunden hab, trink chai, lese einen harry potter-verschnitt und kopier francois' cds.
Das ist auch so ungefaehr das spektakulaerste, was ich heute machen werde, geniesse meinen Urlaub, und brauche etwas Ruhe und Erholung, bin Samstags auf der Geburtstagsparty von Christian und Frauke etwas abgestuerzt, und dann um sechs aufgestanden; hatten am sonntag einen firmenausflug, und die wahnsinnigen haben das treffen fuer sieben uhr morgens angesetzt. Sind dann nach Champaneer gefahren, da war ich zwar schonmal, aber trotzdem nett, am see gefruehstueckt, und dann mit Harendra's Freunden eine zweistuendige Wanderung durch den Wald zu einem Tempel. Hat echt gut getan, mal wieder in der Natur zu sein, saubere Luft und Stille gibt's in einer indischen stadt absolut nicht.
Dann an einem picknick spot gegessen, Bingo und Badminton gespielt und abends wieder heim.
Und dann hat uns Jaggu noch zu sich eingeladen, in sein Haus, das der Deutsche in mir als anheimelnd europaeisch empfunden hat (richtige Cocktail-glaeser! Teppiche! richtiges Sofa!), und der in-indien-gewesene als unglaublich reich. Hat drinks serviert (trotz Prohibition hab ich noch kaum jemand erlebt, der probleme hatte, an alkohol zu kommen), und spaeter ein wirklich leckeres Abendessen.
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20 Dezember 2003

Wieder

N E U E P H O T O S (6)

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Hab die Zusage fuer den Austausch USA!



Bin also wenn ich zurueckkomme ein paar Monate in Deutschland, und dann ab August oder so wieder fuer ein Jahr weg.
Hey, wer sonst kann behaupten, innerhalb eines Jahres auf drei Kontinenten gelebt zu haben?
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17 Dezember 2003

Sonntags mit dem Scooter nach Ajwa rausgefahren (ca 25 km, dauert aber fast eine dreiviertel Stunde, weil man quer durch die halbe Stadt muss, und die letzten zehn Kilometer kann man eigentlich kaum mehr Strasse nennen, eher eine lineare Ansammlung von Schlagloechern. Auch die grosse Ringstrasse ums Stadtzentrum, die in unserer Gegend eine breite, gut ausgebaute Schnellstrasse ist, wird ab der Abzweigung zum Flughafen schlagartig zum aspahltierten Feldweg durch die Slums.

Ist einfach schoen, ein bisschen aus der Stadt rauszufahren und durch die Pampa zu touren, man findet in Indien wirklich hinter jeder Ecke eine Ueberraschung. Zum Beispiel die Jungs, die auf einem Feld cricket spielen, zwar kein Wort englisch sprechen, aber mich zum Mitspielen auffordern, oder den Tempel, der aus einer vierzig Meter hohen Statue eines Gottes mit Hundekopf besteht. Oder "ajwa fun world", der Versuch eines Vergnuegungsparks, mit karussels, Achterbahnen etc. War aber ziemlich traurige Angelegenheit, wirkt ziemlich runtergekommen, und die meisten rides sind stinklangweilig. Bin allerdings Achterbahn gefahren, war richtig aufregend, nicht wegen der Achterbahn, sonder aufgrund ihres Wartungszustands...
Dann noch die "vrindavan pattern gardens" angeschaut (fuer 5 rupies eintritt, normalerweise kostet sowas immer 5 rupies fuer Inder und 100 rupies oder so fuer foreigners, aber in dem Fall bin ich mir sicher, dass ich der erste Auslaender dort seit Jahren war, da rentiert es sich nicht, eine extra-preisliste aufzustellen). Riesige, wirklich schoene Parkanlage, in manchen Ecken etwas runtergekommen (natuerlich, wir sind in Indien :) ), aber zum groessten Teil ein fast franzoesisch-ornamental angelegter Park.

Andry und Aluzio sind suechtig nach unserem Risiko, haben letzten Freitag bis fuenf Uhr morgens gespielt, und mich damit maechtig angepisst, weil ich da frueh ins Bett bin, um am Samstag fit zu sein (musste da was bis zum Abend fertig kriegen, und mir ging's letzte Woche eh nicht so gut), und dann sitzen die bis fruehmorgens in der Kueche und johlen rum (noe, Latinos koennen anscheinend nicht ruhig sein). Die beiden sind echt nett und witzig und bringen Spass in jede Party, aber koennen auch fuerchterlich kindisch, immature (wie sagt man das auf deutsch?) und planlos sein. (Nur um mal wieder ein Laender-Klischee zu bestaetigen).
Haben Andry dafuer auf der Party am Samstag genervt, als er schlafen wollte, und jede Menge lustige Photos gemacht, und solange auf ihm bzw dem Bett rumgesprungen bis das Bett zusammengekracht ist...

Montags mit Sarah in die old city, Souvenirs kaufen (Kissenbezuege, Tiffin (der praktische Blechschuessel-Stapel, in dem der company lunch kommt)) und Gitarrenseiten, in einem zehn-quaratmeter-staubiger-Schrotthaufen Musikgeschaeft.
Abends von mahendra (einem etwas verschrobenen, aber sehr netten aelteren Kollegen, mit dem ich meistens beim Mittagessen quatsche) zur Tanzvorfuehrung an der Uni eingeladen worden; die Tochter eines Freundes von ihm hatte ihren ersten offiziellen Auftritt, nachdem sie seit sie fuenf ist klassischen suedindischen Tempeltanz gelernt hat. War natuerlich vollkommen unverstaendlich, was da genau passiert, und auch sehr, sehr strange, aber doch faszinierend, mit live-musik (tabla, geige, sitar und floete) und gesang auf sanskrit ("don't worry, we don't understand a word, either").

Hatte natuerlich auf dem Weg zum Treffpunkt die Einladung vergessen, bin also nochmal zurueckgefahren (Sayaji Ganj - Nizampura und zurueck in zwoelf Minuten, und das zur rush hour) und hab sie geholt, und dabei irgendwo auf dem Weg meinen Geldbeutel verloren, mit einigem cash (okay, 1000 rs sind zwanzig euro, nicht soo tragisch, aber trotzdem mehr als ich ueblich bei mir hab), kredit- und bankkarte, personalausweis, fuehrerschein.
Na ja, Ausweis gilt hier eh nicht, Fuehrerschein interessiert niemand, und kreditkarte hab ich noch eine als backup, zum Glueck, und die verlorene gleich gesperrt.

Themawechsel: Netter Absatz ueber cultural differences, den ich zufaellig in einem Artikel ueber Software Engineering gefunden hab:

Yes, we all eat food, but over there, they eat raw fish with rice using wood sticks, while over here, we eat slabs of ground cow on bread with our hands. A cultural difference doesn't mean that American stomachs can't digest sushi or that Japanese stomachs can't digest Big Macs, and it doesn't mean that there aren't lots of Americans who eat sushi or Japanese who eat burgers, but it does mean that Americans getting off the plane for the first time in Tokyo are confronted with an overwhelming feeling that this place is strange, dammit, and no amount of philosophizing about how underneath we're all the same, we all love and work and sing and die will overcome the fact that Americans and Japanese can never really get comfortable with each others' toilet arrangements.
As is typical from someone with a deep knowledge of one culture, he knows what his culture values but doesn't quite notice the distinction between parts of his culture which are universal (killing old ladies: always bad) and parts of the culture which only apply to your own group of people (eating raw fish: depends on audience).
There are too many people who, like the typical American kid who never left St. Paul, Minnesota, can't quite tell the difference between a cultural value and a core human value.
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12 Dezember 2003

[Montag]
Das Wochenende in Daman verbracht. Ist genau wie Diu ein ex-portugiesischer Ort -> liegt geographisch zwar in Gujarat, aber wird politisch von Delhi aus verwaltet -> es gibt Alkohol. Das ist fuer saemtliche Einwohner Sued-Gujarats deshalb Grund Nr. eins, nach Daman zu fahren, und dementsprechen ist jedes zweite Geschaeft ein Alkoholika-Laden, und Daman hat eine hoehere Kneipendichte aufzuweisen als Regensburg :)

Aber es gibt auch ein paar Gebaeude im portugiesischen Stil, verfallene Forts, und Straende, auch wenn die herausragend dreckig sind. Dazu noch der unbeschreibliche Geruch von auf Holzgeruesten zum Trocknen aufgehaengten Fischen, und die Idylle ist perfekt... Hey, ich will mal nicht meckern, Sonne, Strand und Palmen sind zweifelsfrei nett, aber ein zweites Diu ist es nicht.

Hatten trotzdem zwei schoene Tage. Sind Samstag nach der arbeit gefahren und vier Stunden general class (genau, die gleiche Art ueberfuellte Holzklasse, die ich mal von Ahmedabad heimgefahren bin. War aber diesmal nicht schlimm, man konnte sich noch etwas ruehren, und die zweite Haelfte hatten wir sogar Sitzplaetze auf der Gepaeckablage) angekommen. Francois und Robert haben Samstags eher frei, sind deshalb schon um halb vier gefahren, aber trotzdem erst Mitternacht angekommen, die haben einen "passenger" (= nicht 'express') Zug erwischt, da koennen 220 km schon mal acht Stunden dauern...

Im Zug interessante Gespraeche mit diversen Leuten, zum Beispiel einem Typ aus Bihar (witzelte ueber sich selbst "one bihari, hundred problems, two biharis, two hundred problems", oder "Anything is possible in love, war and bihar"), der fuer Tata Motors den neuen Pickup vermarktet ("we're the panthers team, doing a marketing blitzkrieg...") und Hitlers Fuehrungsqualitaeten ganz toll fand, weil er Deutschland Selbstvertrauen, Industrialisierung und Militarisierung zurueckgab.

Sollte je jemand nach Surat (Stadt auf dem Weg zwischen Baroda und Daman) wollen: ist nicht zu verfehlen, einfach in den Zug setzen, und wenn's durchs Fenster abwechselnd nach faulen Eiern, Schwefel und Saeure stinkt ist man da (Zentrum der chemischen Industrie in Gujarat).

Als wir in Daman ankamen war natuerlich schon alles zu (Samstag Nacht elf uhr), bis auf ein paar Larris (Snack-waegen), wo wir uns den Bauch mit Pav Baji (Pav= Semmel, Baji = gemischtes Gemuese) und Faludas (Art Milchshake, mit Eiskrem, Nudeln, Nuessen und "rose flavour"-sirup) vollgeschlagen haben. Dann im Hotel noch ein Bier getrunken und cricket angeschaut (stinklangweilig. Das erstaunliche an cricket ist, dass es dabei nie jemand eilig zu haben scheint, oder so aussieht als ob er sich anstrengt, oder als ob es um was geht. Vermutlich deshalb spielen sie auch oefters mal den ganzen Tag von morgen bis abend, unterbrochen von lunch und tea break.)

Sonntags dann in Daman spazieren, waere wirklich schoen mit weniger Abfall auf den Strassen und weniger penetranten "clean daman green daman"-schildern. Im verfallenen portugiesischen Fort den Priester der katholischen Kirche getroffen, der uns aufgesperrt hat. Sah einem Hindu-Tempel merkwuerdig aehnlich, okay, die Statuen haben nur zwei Arme und Beine und keine Elefantenkoepfe, aber ansonsten: kitschige bunte Statuen, ueberreicher Goldschmuck, schlechte Gemaelde von komischen alten Stories, friedliche Athmosphaere, alles genau wie in einem Hindutempel.
Die Bruecke, die die beiden Ortsteile ueber den Fluss verbindet ist vor ein paar Monaten mit ein paar Dutzend Toten eingestuerzt; liegt jetzt immer noch ganz genauso im Fluss, stattdessen kann man kostenlos mit kleinen Booten rueberschippern.
Unterwegs einen weissen Touristen getroffen (schon wieder ein Auslaender in Gujarat!), der war aus Slovenien und faehrt seit mehreren Monaten mit dem Fahrrad durch Indien; ist mit dem Fahrrad auf dem Landweg (!) nach Indien gefahren. Wirklich abgefahrener Typ.

Nachmittags zum Strand im Sueden (Jalpore beach) gefahren, etwas sauberer als der Strand direkt am Ort; zumindest sind Marian, Francois und ich im Meer geschwommen. Zumindest solange bis etwas an uns vorbeigeschwommen ist, das sich nur als sprichwoertliches Stueck Scheisse beschreiben laesst...
Lecker gegessen, Bier getrunken, was man halt in Daman so macht.

Die anderen mussten dann um sechs zurueckfahren , nur Christian, Marian und ich haben Montags frei. Haben ueberlegt, ob wir zu der angeblich vorhandenen disco in einem der Hotels fahren sollen. Sind aber erstmal fuer ein Nickerchen ins Hotel, und als wir wieder aufgewacht sind war's Montag morgen halb zehn... Na ja, waren wirklich muede von der Woche, und manchmal uebernimmt einfach der Koerper das Kommando und befiehlt Ruhe und Erholung.

Montag morgen (na ja, eher mittags, nach ausgiebigem faulem Fruehstueck) zur Devka beach im Norden gelatscht, ca. vier Kilometer (Marosch hat amuesiert das Schild "Devka 1 km" photographiert, devka heisst auf slovakisch naemlich Schlampe oder sowas). Auf dem Weg an einer Hochzeitsgesellschaft vorbeigekommen, original Maharaschtra-Style, die Maenner mit rosa Turban, die Frauen im Hochzeitssari, extrem lautes Feuerwerk usw.
Der Braeutigam ist dann auf einem weissen Pferd zum Haus der Braut gezogen, mit saemtlichen Gaesten tanzend in Prozession (Musik: Ein Handkarren mit Dieselgenerator, Keyboard und Trommeln). Natuerlich faellt man als Auslaender mal wieder auf, haben uns herbeigewunken, sind also in der Prozession mitgegangen und -getanzt. Wahrscheinlich zeigt das Brautpaar irgendwann mal seinen Enkelkindern das Video von ihrer Hochzeitsprozession mit den merkwuerdigen, ungelenk tanzenden Auslaendern...

Am Strand dann als erstes auf einen Trupp besoffener Inder gestossen, die auf einem Firmen-Wochenendausflug von Mumbai gekommen sind, waren aber ganz nett, wollten mit uns photographiert werden, haben uns einen drink angeboten, und ihre Adresse gegeben und uns versprechen lassen, dass wir sie besuchen wenn wir nach Mumbai kommen.

Nachdem der Strand recht felsig war (und wir einen Typ gesehen haben, der gerade gemuetlich im Wasser gehockt ist und reingeschissen hat) haben wir drauf verzichtet, hier zu schwimmen; nochn bisschen am strand spazieren gegangen, lecker gegessen (Fish kriegt man abseits der Kueste kaum) und abends heimgefahren (In der Luxusversion = staendiger Sitzplatz auf einer Holzbank. Aber hey, dafuer kommt man fuer umgerechnet 1,30 Euro auch gut 200 km weit).

[Mittwoch]

Hab Sarvang (Kollege, der in der Naehe wohnt) neulich von Rink's Geburtstagsparty erzaehlt. Er hat gemeint, ach ja, er hat da laute Musik und Laerm gehoert.- "Oh yeah, that was us!"

Ein Leckerbissen fuer die Informatiker unter uns: eine Zeile aus meinem Programmcode (aus einer javascript-funktion, die in einem jsp den in html-code ausgefuehrten javascript-code fuer den inhalt eines iframes erzeugt):

x_gTableHead+='onClick="openListOfObjects(\''+escape(aI_gCompanyName)+'\',\''+escape(aI_gCompanyKey)+'\')">';


Hab's geschafft, in der Firma die Verbindung zum webradio von rockantenne zu kriegen, kann jetzt also richtig gutes Radio hoeren, juhuu.(zumindest solange bis Snehal merkt, wer hier seine ganze Bandbreite verbraucht :)
Schon komisch, deutsche Radiowerbung oder Verkehrsdurchsagen zu hoeren, waehrend nebenan Roopal auf Gujarati quatscht...

Meine letzten vier Wochen in Baroda haben begonnen (noch eineinhalb Wochen bis Weihnachten, dann nehm ich zwei Wochen Urlaub und fahr nach Goa, dann nochmal zwei Wochen Vigorsoft, und dann geh ich schon rumreisen, hab mir dafuer acht Wochen eingeplant, ganz schoen lang, aber reicht laengst nicht, um ueberall hinzukommen, wo gerne hin wollte.
Aber ist halt spottbillig, wenn man bei Hotels und Transportmitteln auf etwas Komfort verzichtet kann man mit dem gleichen Budget, mit dem man in Deutschland zuhause lebt, locker gut Urlaub machen.
Will eigentlich noch nicth aus baroda weg, fuehl mich eigentlich jede Woche wohler...
Neulich Rienk erlaeutert, wo das beste Internetcafe ist (Surfer's paradise in windsor plaza in alkapuri), und welche Schokoladenkekse die besten sind ("Good Day" are addictive, "britannia" okay, don't ever buy "hide and seek", they really suck)

[Freitag]
Seit ein paar Tagen mal wieder Magenverstimmung, ungefaher die siebzehnte seit ich in Indien bin ;-)

Gestern abend mal wieder auf dem Dach gegessen, Musik gehoert, Wodka getrunken und ueber Gott und die Welt gequatscht. Rienk hatte was von seinem aiesec-lc dabei mit "top 10 reasons to be a ..." fuer etliche Laender. z.b. fuer die franzosen 'everybody thinks you're a great lover, even if you're not", oder fuer die hollaender "you're exactly like the germans, except nobody hates you".

Ich kleiner trainee hab's heute geschafft, ein paar files ins cvs zu committen, die da nicht hingehoeren, und damit die ganze anwendung voruebergehend zu kippen. Natuerlich waren alle wirklich gluecklich darueber, schliesslich haben wir morgen ne deadline...
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06 Dezember 2003

Wieder

NEUE PHOTOS

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[Freitag]
Gestern meinen arbeits-bedingten frust mit etwas western escape abgebaut: nach der arbeit ins cafe im crossword und 'black forest cake" gegessen (nicht wirklich das gleiche, aber suess und lecker), und abends mit der flat zu mcdonalds.

Dabei ist etwas unglaubliches passiert: wir haben vier (!) nicht-aiesec-foreigners getroffen! Zwei Russen, die an einer Pipeline nach Ahmedabad arbeiten sind schon seit sechs Monaten hier, ohne dass wir uns je ueber den Weg gelaufen waeren; haben mit ihnen gleich mal ausgemacht, uns heute zum Kino zu treffen.
Dann sind noch zwei Maedels vorbeigelaufen, Zitat Sarah:'two european girls are passing by, and you're still sittin here?". Laesst sich nichts gegen sagen, rienk und ich sind also rueber ins cafe und haben sie angequatscht. Kommen aus Deutschland (Natuerlich! irgendwie sind die deutschen hier ueberall...),waren zwei Monate fuer ein praktikum hier (nicht ueber aiesec, sondern Bekannte organisiert) und fahren leider naechte Woche. Zitat francois: "come on, guys, we have one week, we gotta be really efficient!".

Gerade einen Programmteil gefunden, die von einem gewissen "Martin Schindler" geschrieben wurde, das Erbe eines deutschen aiesec-trainees aus laengst vergangenen Zeiten...
Hab heute relativ Spass in der Arbeit, bin zwar hundemuede, schlaf seit einiger Zeit eigentlich immer schlecht, aber mit genuegend Cola geht das. Man muss sich halt dran gewoehnen, dass man statt in der Dokumentation zu lesen einfach rumsucht und -fragt bis man jemand findet, der weiss wie das damals gemacht wurde, und schoen langsam krieg ich einen Plan, wie die Standard-sachen funktionieren.
Schon komisch wie sehr die Laune von der stark schwankenden Zufriedenheit mit dem job abhaengt, aber zumindest unter der Woche verbringt man einfach die meiste Zeit im buero.

Themawechsel: Fuenf Saetze, an denen man den Indien-Anfaenger erkennt:
1) Ist das sicher? (Antwort: Natuerlich nicht)
2) Kann man das Wasser trinken? (Antwort: probiers aus)
3) Warum dauert das alles so lang? (Antwort: weil du in Indien bist)
4) Mann, mich nervt das, staendig angestarrt zu werden! (da gewoehnt man sich dran)
5) Baeh, ist das dreckig! (auch daran gewoehnt man sich)


[Samstag]
Nachdem gestern Nikolaus abend war, hat Rienk in der flat einen hollaendishen Sinterklas (Nikolaus)-Abend veranstaltet, komplett mit Kinderliedern auf Cd (die hollaender haben nikolaus-lieder auf die melodien von "im fruehjahr der bauer die roesslein einspannt" und "grossmutter wird mit der sense rasiert"), Peffernuessen, Schokolade (die hollaendischen Kinder bekommen eine Tafel Schokolade in der Form des Anfangsbuchstabens ihres Namens) und Schokomilch (okay, wir hatten nicht mehr viel milch,war also eher Kakao-wasser, aber was solls). Die Suessigkeiten waren lecker, unter der Musik haben wir gelitten, Rienk hat trotzdem ein "extrem natuerliches, un-gestelltes" photo von seiner frohlichen kleinen Sinterklas-party aufgenommen.

In Galaxy sind zwei alte schrottige Gitarren rumgelegen, die niemand mehr gehoeren, haben die mal mitgenommen. Die eine war kaputt, rienk hat die repariert (kleber rein, mit bratpfanne draufhauen, fertig). Momentan noch unstimmbar, aber mit etwas Oel und neuen Saiten klappts vielleicht (neue Saiten gibt's nur in einem Geschaeft in der old city, nach der Arbeit ist das nicht machbar, komm also erst Montags dazu)

Wohoo, hab mich gerade auf eigene Faust und erfolgreich durch den code-wust gekaempft und rausgefunden, wie ich was aus den html-formularen in die Datenbank schreibe (ja, das ist schon etwas komplizierter als es sich anhoert, weil man die Werte so umformen muss, wie es der ganz spezielle xml-listener mag, der sie dann schlussendlich in die datenbank schreibt, und dazu ein verstekctes formular, ein javascript, diverse struts-Actions, Konstanteneintraege, xml-files etc bemuehen muss)
[Freitag]
atul war gerade den halben nachmittag im buero, hat darueber geredet, was er mit der Firma vorhat. Will die Mitarbeiterzahl verdoppeln, und mittelfristig ein schickes neues Buero bauen, mit dotcom-boomzeit-aehnlichen plaenen (cafeteria, park, gym etc). dazu noch davon geredet, die teamleiter zu bestaerken, eigene entscheidungen zu treffen, fuer ihre Leute einzutreten, man koenne kreative geistesarbeiter ja nicht wie fabrikarbeiter managen usw.
Hoert sich alles sehr gut und modern an, steht aber im krassen Widerspruch zu dem, was ich bisher in der Praxis so mitgekriegt habe, hmm.

Was ich auch noch nicht erwaehnt habe: Fuer viele Durchschnittsinder (damit meine ich jetzt zb leute, die man im internetcafe trifft; die nicht studiert haben, wenig englisch koennen, nicht viel ueber Laender ausserhalbe Indiens wissen, aber lesen koennen und tech-savvy genug sind, um ins internet-cafe zu gehen) ist das erste, was ihnen zum Thema Deutsschland eifaellt "Hitler".
Und das wirklich freakige daran ist, dass alle Hitler kennen, aber ihn niemand fuer einen schlechten kerl zu halten scheint oder weiss, was er angestellt hat. Im gegenteil, mir wurde zb neulich von seinen wunderhuebschen Postkarten-gemaelden vorgeschwaermt.

Weil wir gerade bei skurrilitaeten sind: Zitat eines Harley-fahrers (harleys sind hier *teuer* und deshalb sehr selten):
"Better your sister in a whorehouse than your brother on a Honda"

Man koennte meinen, dass die rikscha-fahrer beim stand um die ecke beleidigt waeren,dass sie nicht mehr jeden morgen 20 rupies an mir verdienen, wenn ich zur arbeit fahre, aber noe, die finden's unglaublich cool, dass ich einen original maroden indischen scooter fahre. Dafuer laches sie sich immer kaputt, wenn sie mich morgens joggen sehen.
Ich liebe meinen scooter, springt zwar nie beim ersten Versuch an, aber nach gashahn aufdrehen, zehn sekunden zur seite kippen und ein paarmal antreten kommt er immer.

[samstag]
random quote of the day: "Expecting the world to treat you fairly because you are good is like expecting the bull not to charge because you are a vegetarian."

Rink hatte gestern Geburtstag, dementsprechend haben wir eine party auf dem dach geschmissen (bisher waren la casa/flamingo die ueblichen party-veranstalter, aber die meisten sind mitllerweile weg, also muesen wir das wohl in die hand nehmen. Sind ausserdem die einzige flat, die komplett mit handys ausgestattet ist (Luc, ein Freund von annemarie, hat francois' mitgebracht), und bald auch voll mobil, sobald rink ein motorrad hat).
Hatten auch mal wieder etliche aiesecer da, und dazu dank alcohol permit kuehles bier, hmm.
War ziemlich lustig, rink hat uns zu dance-versionen von hollaendischen Kinderliedern zu lustigen Taenzen animiert, wir hatten Musik laut genug, um die Nachbarn zu nerven, hab lustige videoschnipsel in saemtlichen Muttersprachen gefilmt, Valentina hat Kartoffelpuffer gebraten.
Leider mussten die meisten aiesecer so gegen zehn uhr heim, die Leute sind alle so zwischen achtzehn und zwanzig, und trotzdem muessen sie wegen ihrer Eltern um zehn zuhause sein...
Wir haben dafuer noch bis ziemlich spaet weitergefeiert, dementsprechend unwillig bin ich heute auch aufgestanden und ordentlich zu spaet um kurz vor halb neunn ins buero gekommmen. Noch bis sechs nicht einschlafen...ich brauch jetzt erst mal nen chai, nachdem es hier keinen vernuenftigen Kaffee gibt hab ich eine echt indische chai-sucht entwickelt, alle zwei studnen ein pappsuesser tee und es geht weiter..

Interkulturelle Differenzen zwischen Europa und Indien sind viel groesser, als man auf den ersten Blick glaubt, vor allem bei so einfachen Dingen wie Witzen, Sprichwoertern, Feiertagen, Metaphern etc. Mahendra hat mir zum beispiel einen witz erzaehlt ueber einen sikh (die ostfriesen/oesterreicher indien's, was witze angeht), der eine unverheiratete frau fragt, ob sie Kinder hat, und eine Frau mit Kind, ob sie verheiratet ist.
Oder manchmal will man was sagen wie "wenn's kaputtgeht, na ja, war eh nur von aldi" oder "was machst du ueber weihnachten" oder "hab nen freischuss genommen", und es faellt einem erst auf, dass einem inder aldi, fusball oder weihnachten nichts sagt.

A propos witz: bush und vajpayeee sitzen im Kaffee. Ein Passant kommt vorbei und fragt, was sie machen. Sie antworten: "wir planen den dritten weltkrieg; vierzehn millionen pakistanis und ein rikschafahrer werden dabei sterben. Als der Passant fragt, warum der rikschafahrer getoetet wird, sagt Vajpayee zu bush:"Siehst du, ich hab dir doch gesagt, dass sich niemand um tote pakistanis sorgen macht!".
Pakistan moegen die Inder *wirklich* nicht; naechste Woche wird zum Beispiel eine Woche lang das Gedenken an einen erfolgreichen Angriff der Marine im krieg von 1971 gefeiert, oder neulich gab's einen Waffenstillstand, da haben die Leute in meinem buero gemeint, na ja, sie wollen halt bei den demnaechst anstehenden Verhandlungen gut dastehen, und dann schicken sie wieder ihre terroristen ueber die Grenze.

[Dienstag]

Hab jetzt wieder eine Aufgabe in der Arbeit: doch nicht am neuen modul arbeiten, in das ich mich ein paar Tage eingearbeitet habe, sondern die alten Sachen testen und bugfixen. Na ja, nicht gerade anspruchsvoll (zumindest das testen, das fixen von uralten bugs anderer Leute wird dann schon haariger), aber hab zumindest wieder ordentlich zu tun, und man kann ja auch Ehrgeiz entwickeln, das System gruendlich auseinander zu nehmen, hilft bei der Selbstmotivation.

Sarah hat's uebel erwischt mit einer Gastritis, ungefaehr das gleiche, was ich hatte, nur scheint bei ihr schlimmer zu sein. Hat vorgestern sogar gemeint, wenn's nicht besser wird, schaut sie mal nach, ob ihre Krankenversicherung den Heimflug abdeckt.
Aber gestern sah sie schon wieder besser aus, war besser drauf und hat auch wieder was gegessen, war anscheinend eher kurz und heftig bei ihr statt maessig ueber drei wochen wie bei mir.

der uebliche bericht vom wochenende:
samstag abend auf dem konzert einer band namens indian ocean, die so pop-jazz-bollywood-indian fusion sound spielen war richtig viel los, ein paar tausend leute; hab mit einigen indern gequatscht, manche waren echte fans, andere nur da, weil es umsonst war und das einzige livekonzert des jahres.
War Anfangs sehr merkwuerdig, weiss nicht ob der Saenger keinen monitorsound hatte und versehentlich immer einen viertelton daneben lag oder ob das eine indische oder arabische skala war, wo das so sein soll.
Wurde dann aber richtig cool, manche songs etwas zu abgedreht-orientalisch-hindipop-artig, aber manche auch richtig toll, pendelt so zwischen rock, jazz, fusion, klassischer indischer musik und hindipop, die texte manchmal auf hindi, manchmal auf arabisch oder hebraeisch (haben mir die inder gesagt, ich hoer da natuerlich keinen unterschied). Phaenomenaler Bassist, spielte Sachen auf dem bass, die viele gitarristen auf der gitarre nicht spielen koennten, dazu absolutes Buehnentier. Dazu ein kreativer drummer, unspektakulaerer Gitarrist und ein Saenger/Tabla-spieler.
Ergibt eine teilweise echt groovige Mischung, vorausgesetzt man mag wie ich abgedrehte jazz-fusion-geschichten.

Sonntags dann erstmal lang geschlafen (um zwoelf uhr mittags das erste mal aufgewacht, schaetze mal ich hatte etwas Schlaf noetig. Dann durch die Stadt zur Molkerei getourt, eher langweilige Fuehrung mitgemacht (okay, interessant war wie viele Leute die beschaeftigen, um z.B. die Paneer -Stueckchen in 200g-tueten abzupacken benutzt man keine vollautomatische Verpackungsmaschine, sondern ein dutzend Leute, die mit der Hand die Tueten vollschaufeln, wiegen, Gewicht korrigieren, Tueten schliessen) und jede menge leckere eiskrem gegessen (Tip: Safran-Pistazien-eis!)

Abends dann zum Hochzeitsempfang von naresh, dessen braut kommt aus mumbai, dementsprechend hat er in surat (geographisch in der mitte zwischen baroda und mumbai) geheiratet, und in mumbai und baroda einen empfang gehalten.
Ging offiziell von sechs bis neun, aber nachdem um sechs eh noch niemand kommt kam das Brautpaar selber auch erst kurz vor acht; wir haben uns um halb acht bei vigorsoft getroffen, um puenklich um acht dazusein.
Alle Familienmitglieder, Verwandten, Kollegen etc kommen der Reihe nach auf die "Buehne" einer Art Stadthalle, ueberreichen Geschenke und Glueckwuensche, lassen dann tausend Photos mit dem Brautpaar knipsen und filmen, und dann schlaegt man sich beim leckern buffet den Bauch voll.
Das witzigste waren die Verhaltensregeln am Eingang der Halle ('bitte nur in die spucknaepfe spucken', 'bitte kein heiliges Feuer im Innnenraum entzuenden',...).

Montag nochmal Schlaf nachgeholt, nachmittags dann auf meinen Roller geschwungen und'n bisschen in die Pampa rausgefahren.


[Mittwoch]

Gestern abend hat wieder mal mein Roller gestreikt (muss ich das eigentlich noch erwaehnen?), riesen stuss dass mir das nicht montags 20 kilometer ausserhalb von baroda passiert ist...
Krieg jetzt noch meinen Zylinder (ja, die Einzahl ist schon korrekt, mein Motor kommt mit zwei Takten und einem Zylinder aus) gereinigt, und ab Freitag muss das dann wieder klappen.

Spaeter noch im Kino, wollten eigentlich in kal hoo na hoo, der neu angelaufene blockbuster, aber da war schon ausgebucht, also auf die schnelle umentsschieden und 'out of control' angeschaut, trotz des englischen titels auch ein hindi movie, die qualitaet des films hat wohl rienk am besten umschrieben: "it sucked big-time!"
Es ging um einen Inder, der nach amerika kommt, sich dort verliebt und heiratet, aber dann von seinem Vater zurueckgerufen wird, um seine als kind versprochene freundin aus dem dorf zu heiraten. Bemerkenswert die Darstellung der Amerikaner und insbesondere der westlichen Frauen, kein Wunder, dass die Inder uns fuer verrueckt halten, wenn sie Europaer nur von solchen Filmen kennen. Natuerlich entscheidet er sich schlussendlich doch fuer die Inderin, und das mit Recht, die war auch viel huebscher als die klischee-amerikanerin. Rienk fand das nicht ("you've been living in this country for too long, man!")

[die nicht-informatiker ueberspringen den naechsten absatz]
In der Arbeit in echtem vigorsoft-style natuerlich nicht fertig testen koennen, sondern zwischendrin ein paar bugs fixen, die bis vorgestern fertig werden muessen. Gibts was schoeneres als Fehler zu suchen in code, der voellig ohne Kommentare auskommt, ohne externe Dokumentation sowieso, zum Teil nicht mal eingerueckt ist, als Variablennamen durch die Verwendung einzelner buchstaben platz spart, bei die gleiche Funktionalitaet in jedem Modul anders implementiert ist, die Konfiguration dafuer in anders benannten Dateien mit anderen Formaten und in wechselden Verzeichnissen erfolgt, usw usf?
[drei stunden spaeter] ich wollte gerade schreiben, dass das ja nichts macht, einfach waer ja langweilig und so. Hab jetzt allerdings zwei Stunden damit verbracht, zu verstehen, wie ich eine bestimmte Funktionalitaet implementiere (ziemlich bescheuertes System,man muss tags in drei xml-files setzen, konstanten in ein paar java-klassen, und dann noch eine im wesentlichen immer gleiche Action-Klasse und ein jsp fuer die Praesentatin schreiben, auch fuer die winzigste Interaktion mit dem Datenbankserver) , dann eine Stunde lang getestet und mich gefragt, warums nicht klappt. Schliesslich ist Dipali vorbeigekommen und hat gemeint, ja prinzipiell waer das schon gut so, aber in dem Modul hier machen wir's anders, also schmeiss weg was du gemacht hast und nochmal von vorn. Leute, sowas ist nicht motivierend!! Hab die Schnauze voll von dem bloeden Scheiss hier!

01 Dezember 2003

Hab heute Decke und Buch eingepackt und bin mit dem scooter aus baroda rausgefahren, wollte eigentlich zu einem im 'stadtplan' als naherholungsgebiet beschriebenen teich in der naehe des flughafens, der war dann aber nur eine halb ausgetrocknete dreckpfuetze in einem acker, komplett mit Slumsiedlung und Waschfrauen.
War also nix mit in die Sonne legen, bin also weitergefahren und auf den "highway' richtung halol, der ist gebuehrenpflichtig (5 rupies), deshalb in gutem Zustand (fuer indische Verhaeltnisse, natuerlich) und relativ leer, da kann man mal richtig fahren.
Bin dabei an ein paar auf einen Bus wartenden Leuten in einem Dorf vorbeigefahren, wo garantiert noch nie ein Auslaender war, und einer der Frauen ist eine halbe Sekunde, nachdem sie mich gesehen hat, im absolut woertlichen Sinn die Kinnlade runtergefallen, hat mir mit offenem Mund nachgeschaut.
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