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Um was geht's hier? Berichte und Photos von meinem Aiesec-Praktikum 2003 bei Vigorsoft in Baroda (Gujarat, Indien).
Die Photos finden sich unter dem links rechts.
Und wen mein ganzes Geschreibsel interessiert, der klickt auf die "archive"-links am rechten Rand oben; auf der Hauptseite erscheint nur der aktuelle Monat.

17 Dezember 2003

Sonntags mit dem Scooter nach Ajwa rausgefahren (ca 25 km, dauert aber fast eine dreiviertel Stunde, weil man quer durch die halbe Stadt muss, und die letzten zehn Kilometer kann man eigentlich kaum mehr Strasse nennen, eher eine lineare Ansammlung von Schlagloechern. Auch die grosse Ringstrasse ums Stadtzentrum, die in unserer Gegend eine breite, gut ausgebaute Schnellstrasse ist, wird ab der Abzweigung zum Flughafen schlagartig zum aspahltierten Feldweg durch die Slums.

Ist einfach schoen, ein bisschen aus der Stadt rauszufahren und durch die Pampa zu touren, man findet in Indien wirklich hinter jeder Ecke eine Ueberraschung. Zum Beispiel die Jungs, die auf einem Feld cricket spielen, zwar kein Wort englisch sprechen, aber mich zum Mitspielen auffordern, oder den Tempel, der aus einer vierzig Meter hohen Statue eines Gottes mit Hundekopf besteht. Oder "ajwa fun world", der Versuch eines Vergnuegungsparks, mit karussels, Achterbahnen etc. War aber ziemlich traurige Angelegenheit, wirkt ziemlich runtergekommen, und die meisten rides sind stinklangweilig. Bin allerdings Achterbahn gefahren, war richtig aufregend, nicht wegen der Achterbahn, sonder aufgrund ihres Wartungszustands...
Dann noch die "vrindavan pattern gardens" angeschaut (fuer 5 rupies eintritt, normalerweise kostet sowas immer 5 rupies fuer Inder und 100 rupies oder so fuer foreigners, aber in dem Fall bin ich mir sicher, dass ich der erste Auslaender dort seit Jahren war, da rentiert es sich nicht, eine extra-preisliste aufzustellen). Riesige, wirklich schoene Parkanlage, in manchen Ecken etwas runtergekommen (natuerlich, wir sind in Indien :) ), aber zum groessten Teil ein fast franzoesisch-ornamental angelegter Park.

Andry und Aluzio sind suechtig nach unserem Risiko, haben letzten Freitag bis fuenf Uhr morgens gespielt, und mich damit maechtig angepisst, weil ich da frueh ins Bett bin, um am Samstag fit zu sein (musste da was bis zum Abend fertig kriegen, und mir ging's letzte Woche eh nicht so gut), und dann sitzen die bis fruehmorgens in der Kueche und johlen rum (noe, Latinos koennen anscheinend nicht ruhig sein). Die beiden sind echt nett und witzig und bringen Spass in jede Party, aber koennen auch fuerchterlich kindisch, immature (wie sagt man das auf deutsch?) und planlos sein. (Nur um mal wieder ein Laender-Klischee zu bestaetigen).
Haben Andry dafuer auf der Party am Samstag genervt, als er schlafen wollte, und jede Menge lustige Photos gemacht, und solange auf ihm bzw dem Bett rumgesprungen bis das Bett zusammengekracht ist...

Montags mit Sarah in die old city, Souvenirs kaufen (Kissenbezuege, Tiffin (der praktische Blechschuessel-Stapel, in dem der company lunch kommt)) und Gitarrenseiten, in einem zehn-quaratmeter-staubiger-Schrotthaufen Musikgeschaeft.
Abends von mahendra (einem etwas verschrobenen, aber sehr netten aelteren Kollegen, mit dem ich meistens beim Mittagessen quatsche) zur Tanzvorfuehrung an der Uni eingeladen worden; die Tochter eines Freundes von ihm hatte ihren ersten offiziellen Auftritt, nachdem sie seit sie fuenf ist klassischen suedindischen Tempeltanz gelernt hat. War natuerlich vollkommen unverstaendlich, was da genau passiert, und auch sehr, sehr strange, aber doch faszinierend, mit live-musik (tabla, geige, sitar und floete) und gesang auf sanskrit ("don't worry, we don't understand a word, either").

Hatte natuerlich auf dem Weg zum Treffpunkt die Einladung vergessen, bin also nochmal zurueckgefahren (Sayaji Ganj - Nizampura und zurueck in zwoelf Minuten, und das zur rush hour) und hab sie geholt, und dabei irgendwo auf dem Weg meinen Geldbeutel verloren, mit einigem cash (okay, 1000 rs sind zwanzig euro, nicht soo tragisch, aber trotzdem mehr als ich ueblich bei mir hab), kredit- und bankkarte, personalausweis, fuehrerschein.
Na ja, Ausweis gilt hier eh nicht, Fuehrerschein interessiert niemand, und kreditkarte hab ich noch eine als backup, zum Glueck, und die verlorene gleich gesperrt.

Themawechsel: Netter Absatz ueber cultural differences, den ich zufaellig in einem Artikel ueber Software Engineering gefunden hab:

Yes, we all eat food, but over there, they eat raw fish with rice using wood sticks, while over here, we eat slabs of ground cow on bread with our hands. A cultural difference doesn't mean that American stomachs can't digest sushi or that Japanese stomachs can't digest Big Macs, and it doesn't mean that there aren't lots of Americans who eat sushi or Japanese who eat burgers, but it does mean that Americans getting off the plane for the first time in Tokyo are confronted with an overwhelming feeling that this place is strange, dammit, and no amount of philosophizing about how underneath we're all the same, we all love and work and sing and die will overcome the fact that Americans and Japanese can never really get comfortable with each others' toilet arrangements.
As is typical from someone with a deep knowledge of one culture, he knows what his culture values but doesn't quite notice the distinction between parts of his culture which are universal (killing old ladies: always bad) and parts of the culture which only apply to your own group of people (eating raw fish: depends on audience).
There are too many people who, like the typical American kid who never left St. Paul, Minnesota, can't quite tell the difference between a cultural value and a core human value.
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