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Um was geht's hier? Berichte und Photos von meinem Aiesec-Praktikum 2003 bei Vigorsoft in Baroda (Gujarat, Indien).
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30 Oktober 2003

heute live aus paharganj / new delhi
(die knapp zwanzig stunden zugfahrt von ujjain nach delhi lassen durchaus mal den wunsch nach etwas relaxen aufkommen, deshalb sitzt ich jetzt im internetcafe und schreibe das, nur dass hier niemand meint ich haette in delhi nix besseres zu tun)

Gestern den vormittag in ujjain verbracht; sehr indische Stadt; will heissen: wirklich niemand spricht mehr als gebrochenes englisch, alle starren einen an, laufen einem nach, wollen wissen, wie man heisst und woher man kommt, laden einen auf einen chai ein usw.
Liegt wohl daran, dass es touristisch ziemlich uninterssant ist, waere interssant, wann vor mir der letzte europaer durchgekommen ist, wohl einige zeit her.
Ist nicht wirklich tragisch, aber manchmal sehr laestig, aber manchmal trifft man auch auf wirklich interessante menschen, z.b. den ehemaligen geschichtsprofessor, der von der deutschen Forschergruppe erzaehlt, die vor ein paar jahren da war, oder den sadhu (hindu-pilger, zu erkennen am orangen Umhang, "Wickelrock" um die Beine und langem haar und bart), der trotz abgerissener Kleidung und meterlangem Bart eine gepflegte Erscheinung macht und einem in erstaunlich gutem englisch den Weg erklaert und sich freut, dass er weiterhelfen konnte, oder den chaiwallah (Teeverkaeufer) am Wegesrand, der zwar kein Wort englisch spricht, aber darauf besteht, den komischen weissen Menschen auf einen chai einzuladen, oder den shoe minder im tempel, der sich fast kranklacht ob des einsamen Paars Turnschuhe neben einem Berg von einer Million indischer Sandalen,...

Gibt ein paar nette Tempel in Ujjain, die meisten Hindu-tempel haben einfach eine ruhige, friedvolle Athmosphaere, immer gut um ein paar Minuten zu relaxen von der ganz entschieden nicht ruhigen Athmosphaere der Strassen.
Einer davon (Mahakaleshwar mandir) ist (wenn ich das richtig verstanden habe, zuzutrauen waers dem hinduismus allemal) Shiva's heiligem Feuerpenis geweiht; dazu noch ein paar silbernen Kuhstatuen, einem komischen Stein, der mit Blueten und Milch uebergossen wird, einem dreckigen pool, in den man babys wirft, das bringt Glueck, und noch ein paar Merkwuerdigkeiten mehr.
Ist eine Riesenattraktion; draussen stehen anstell-gitter wie in Disneyland, als ich da war war aber gerade nix los, wohl wegen der divali-feiertage, mir war das trotzdem etwas zu hinduistisch-verschroben.

Heute morgen in Delhi angekommen, ist eindeutig einer der haerteren Level im Abenteuerspiel namens Indien, unglaublich penetrante "touts" (keine Ahnung, was das auf deutsch heisst, sind Leute, die versuchen, einen in ueberteuerte Geschaefte zu locken, was anzudrehen etc). Mit mittlerweile einiger indien-erfahrung kein Problem (schaffe es sogar, die rikscha-fahrer auf einen einigermassen fairen Preis runterzuhandeln, und das sind nicht irgendwelche, sondern delhi's beruehmt-beruechtigte touristen-verschreckende hardcore-rikschawallahs), aber kann mir vorstellen, dass man als tourist oder neuankoemmling ziemlich abgeschreckt wird.
Aber mir gefaellt Delhi, ist ein interessanter Mix aus belebten schmutzigen kleinen Gassen, eher europaeischen grossen Boulevards mit teuren Geschaeften und jeder Menge Sehenswuerdigkeiten.

Heute erstmal in Connaught Place und Paharganj umhergestreift, in skurrilen kleinen bookshops gestoebert, paar hindipop-cd's gekauft, in einem schicken restaurant mit feinster wiener kaffehaus-athmosphaere gegessen, und abends werd ich noch ein paar Bars erkunden (ja, hier gibt's sowas wie eine blues bar)

Morgen dann nach Agra, morgen abend zurueck (hatte urspruenglich aufgrund schlechter Planung einen siebenstuendigen zug nach Delhi zurueck gebucht, wollte dann noch zum shatabti express wechseln, der faehrt das in zwei stunden, aber fuer den gab's keine Tickets mehr; ein Typ der neben mir am schalte stand hat das mitgekriegt und mir versprochen, fuer einen Aufpreis kann er mir tickets beschaffen; war misstrauisch, sowas sind oft betrueger, die mit der Anzahlung verschwinden, oder einen schlechteren Zug buchen als versprochen oder sowas, und hab keine Anzahlung geleistet und gesagt, wenn er nicht wie versprochen in zehn minuten mit dem ticket da ist bin ich weg; er hat's aber tatsaechlich gebracht ("i know some people and pay them some extra money") und mir auch genau aufgeschluesselt, wieviel er draufschlaegt (vielleicht auch nur, weil ich ihm klargemacht habe, dass ich genau weiss, welchen Zug ich will und wieviel er kostet). Delhi ist einfach; man muss nur einen ehrlichen Betrueger finden...

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