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Um was geht's hier? Berichte und Photos von meinem Aiesec-Praktikum 2003 bei Vigorsoft in Baroda (Gujarat, Indien).
Die Photos finden sich unter dem links rechts.
Und wen mein ganzes Geschreibsel interessiert, der klickt auf die "archive"-links am rechten Rand oben; auf der Hauptseite erscheint nur der aktuelle Monat.

09 September 2003

Nachricht aus der Zeitung:
Gestern ist eine Prozession anlaesslich des Ganesha-festivals einer madrassa(koranschule) zu nahe
gekommen, die fuehlten sich gestoert, und das ganze fuehrte zu Streit und Randale. Die Polizei hat
beim Aufloesen derselben "versehentlich" zwei Leute erschossen.
So Mist passiert hier staendig und erregt keine besondere Aufmerksamkeit.

Louise's Abenteur in der Welt des indian-style hr management, Folge 17:

Ihr Chef hat heute zu ihr gesagt, sie kann heute machen was sie will, weil er momentan keine Aufgabe
fuer sie hat. Gleichzeitig muss sie wahrscheinlich eine Stunde laenger bleiben, weil sie letzten Samstag eine
Stunde frueher gegangen ist.
Finden sie den versteckten Widerspruch.


Ein typischer Arbeitstag

6:45 Aufstehen,Runde um den Block laufen (ausser wenn es regnet oder ich zu faul bin)
7:15 Duschen, Kaffee
7:45 zum Rikschastand gehen, nach Alkapuri fahren
8:05 Bueroschlappen anziehen, Zeitung ueberfliegen, Arbeit anfangen
9:00 fruehstueck im Konferenzraum (warmes indisches essen, dazu chai)
9:15 weiterarbeiten
irgendwann dazwischen: der taegliche kurze Stromausfall, rausgehen und mit Kollegen quatschen
12:30 lunch hour, mit louise und Thomas in New Alka (restaurant auf der anderen Strassenseite)essen
13:30 weiterarbeiten (bzw mal kurz email checken und dann wirklich weiterarbeiten)
15:00 der office boy bringt chai und kekse
18:00 endlich Feierabend; shopping, laundry, internet cafe, etc in alkapuri
18:45 heimfahren, abhaengen
ca 20:00 evening activity (z.B. party, farewell dinner, social issues abend, trainee council meeting, hindi-kurs (sobald er wieder stattfindet), mit den flatmates irgendwo zum Essen hinfahren, oder nach fateh ganj und sehen wer sonst noch am chai place ist, von jemand zu einem Hindu-festival eingeladen werden, oder daheim rumhaengen und lesen oder quatschen
irgendwann: einschlafen und von Wiener Schnitzel traeumen


Gestern aben von einem Kollegen von Yukari und zwei Kumpels von ihm in der Altstadt gewesen, an einem Karren an der Strase chinesisch gegessen (hoellisch scharf, hat wohl meine drei uebriggebliebenen Geschmackszellen weggebrannt) und dann indian-style (drei Mann auf einem Motorrad im Menschen- und Kuehe-Slalom durch Hinterhoefe) durch die altstadt getourt und die Feierlichkeiten anlaesslich des Ganesh-Festivals an diversen Standbildern angeschaut. Jeder Stadtteil versucht sich darin zu übertreffen, die schönste/grösste/Farbenpraechtigste Ganesh-Statue zu bauen, sehr kitschig, aber zum Teil auch beeindruckend. Echt nette Jungs, koennen leider sehr wenig Englisch.

Mein Arbeitsrechner hier:
Pentium I MMX, 166 Mhz
Windows 95
64 MB RAM
Diskettenlaufwerk
(kein usb, kein cd-laufwerk, ist heutzutage ja schwierig, einen PC zu finden,der so langsam ist, dass er einen am arbeiten hindert, aber das Ding ist so langsam dass man manchmal zuschauen kann, wie sich der Bildschirm neu aufbaut...) Wuenschte mein Notebook wuerde funktionieren, dann koennt ich daran arbeiten, Thomas macht das so.
Heute mit ein paar Leuten in der Arbeit gesprochen, der admin schaut sich meinen PC mal an.

Gestern abend zum Geburtstag-feiern mit einem guten Dutzend Leuten beim Essen, ist einfach schoen wenn man einen Tisch voller Leute zum Essen einladen kann und dafuer dreizehn euro zahlt (fuer alle, nicht pro Essen, versteht sich). Apropos Essen: Mittags mit Louise, Thomas und desen Freundin verschiedene Gerichte auf Verdacht bestellt und geteilt, eins davon kam mit einer ganzen, gekochten chilli drauf. Hab versuchsweise dann reingebissen, war gar nicht so scharf, also hab ichs ganz gegessen. Werd ich nie, nie wieder machen, ein paar Sekunden spaeter hat's mir dann alles weggebrannt, die Augen fingen an zu traenen, und die anderen konnten sich an meinem hochroten Kopf ergoetzen.
Ich versteh wirklich nicht, wie die Inder auf sowas stehen koennen.

Juhuu, ich hab eine neue funktionierende UPS (Batterie) am Computer, kann jetzt also bei einem Stromausfall noch abspeichern. Aber wirklich alle zwei Minuten Ctrl-S zu druecken lernt man hier schnell.

Heute mit einer ausserordentlichen Rikscha zur Arbeit gefahren: so hoch , dass man aufrecht darin sitzen kann, ohne beim naechsten Schlagloch den Kopf an einer Eisenstange zu stossen, mit spuerbarer Federung und schallgedaempftem Motor, mit Radio und (!) motorisiertem Scheibenwischer.

Bisher konnte ich immer in der Arbeit mal kurz emails checken an einem PC im Gang mit Internetzugang, der hat jetzt aber denselben bloeden proxy zwischengeschaltet, der so ziemlich alle webmail-seiten blockt. Da sollte sich zwar eine Loesung finden lassen (pop3 per Hand ueber telnet, wenns sein muss), aber dazu muss ich mal an einem "freien" PC recherchieren.

random fun fact: in Indien sagt man nicht "happy birthday" sondern "many happy returns of the day"

Naechsten Samstag werde ich das vorerst letzte zweitaegige Wochenende nutzen und mit Klara und Tomomi nach Udaipur fahren, das heisst zehn Stunden oder so in einem indischen Zug, freu mich schon ;)
Aber die Stadt und die Gegend muessen wirklich toll sein.

Gestern abend japanese presentation, mit jeder Menge japanischem Essen, Teezeremonie (Yukari nimmt darin Unterricht,wirklich beeindruckend, aber mich wuerds tierisch aufregen, ist einfach zu langsam ;) und Sim's kambodschanischen Volkstaenzen und einem wahnsinnigen Kung-Fu Jazz dance.

fun fact ueber die firma: die durchschnittliche Verweildauer im Unternehmen betraegt 10 Monate, das bedeutet eine Personalfluktuation von ueber 100%! Und sie haben keine Ahnung warum, mit dem Umstand dass es seit zwei Jahren trotz guter Auftragslage keine Gehalterhoehungen mehr gab, oder damit, dass z.B. in meinem Buero auf ca. 15 Quadratmetern 6 bis sieben Leute arbeiten kann es nichts zu tun haben...

Gerade das Gehalt fuer August bekommen, zweitausend Rupien blanker harter Cash. Hey, das sind immerhin mehr als vierzig Euro!

Zum Thema Finanzen: verdiene hier im Monat 5000 Rupien, typische ausgaben waeren z.b:
- Miete: 800 Rupien pro Person, dazu noch 200 fuer Nebenkosten (strom, gas, maid)
- eine Rikschafahrt: 10-35 Rupien, je nach Distanz, zur Arbeit zahl ich 20
- ein Essen im Restaurant: zwischen 30 (Strassencafe) und 250 (Nobelschuppen) Rupien
- Tageszeitung: 1 Rupie 50 Paise
- Kleidung; eine Hose ca 500 Rupien, ein Hemd vielleicht 3-400
- Buecher: so zwischen 200 und 500 Rupien
- CDs: 150-500 Rupien
- ein Kilo Obst oder Gemuese (vom Karren eines Strassenverkaeufers): 10-50 Rupien
Teuer ist alles, was high-tech ist oder aus dem Westen kommt (Lebensmittel wie Cornflakes, Nescafe oder Nutella)Computer, Elektronik etc kostet alles ungefaerh europaeische Preise, dementsprechend fuer indische Verhaeltnisse sauteuer. (Man sieht hier z.B. auch mehr Kassetten als CDs, mehr VideoCDs als DVDs etc)
Und Arbeitskraft ist extrem billig; es arbeiten ueberall massenhaft Leute z.B. als Tueroeffner, Waechter, etc; im Restaurant stehen oefters mal mehr Ober rum als Gaeste da sind, auf Baustellen benutzt man tendentiell eher ein Dutzend Leute als eine Maschine, im Supermarkt (ja, es gibt einen!) steht in jeder Regalreihe ein Angestellter...
Sich in Geschaeften auf eigene Faust umzusehen ist sowieso unueblich, man sagt einfach einem der
Angestellten was man moechte und laesst sich dann so lange unterschiedliche Varianten aus dem Lager
holen, bis was passendes dabei ist. Und ein Geschaeft,dessen Verkaufsraum groesser ist als
ein deutsches Wohnzimmer ist auch sehr selten.

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